NET 1-2/2021
37 01-02/21 www.net-im-web.de NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E Preisänderungen für VDSL-Bitstrom Zu hoch, angemessen oder zu niedrig? Torsten J. Gerpott, Peter Winzer Telekom Deutschland beantrag- te am 6. Oktober 2020 bei der Bundesnetzagentur monatliche Überlassungsentgelte für den Zu- gang von Wettbewerbern zu einem einheitlichen Bitstrom-Produkt auf Basis von Ethernet-Bitstrom (Lay- er-2-Bitstrom-Access – L2-BSA) VDSL 25/50 Mbit/s, VDSL 100 Mbit/s und VDSL 175/250 Mbit/s. Dieser Beitrag vergleicht die beantragten monatli- chenÜberlassungsentgelte mit den derzeit gültigen Preisen sowie den tatsächlichen Kosten der Vorleistungen. Aus denVergleichsergebnissen werden Schlussfolgerungen für die zukünftige Regulierung von Überlassungsentgelten für L2-BSA sowie für die Telekommunikations- gesetz-Novelle 2021 gezogen. Layer-2-Bitstrom-Vorleistungen Zahlreiche alternative Festnetzbetreiber in Deutschland greifen auf verschiedene Vor- leistungsvarianten des ehemaligenMonopol- inhabersTelekomDeutschland (TD) zurück, umEndkunden stationäre breitbandige Inter- netanschlüsse anbieten zu können (Bild 1). Dabei hat in den letzten Jahren der Zugang zur entbündeltenTeilnehmeranschlussleitung (TAL) amHauptverteiler (HVt) oder Kabel- verzweiger (KVz) für TD-Konkurrenten er- heblich an Bedeutung verloren. Hauptgrund für die zurückgehende Nachfrage alternativer Carrier nach entbündelten TAL ist, dass sie mit dieser Vorleistung i.d.R. keine eigenen VDSL-Produkte (Very High Bit-Rate Digital Subscriber Line) imEndkundenmarkt anbie- ten können, wenn TD als Pionier KVz mit Glasfaser angebunden und mit Vectoring- Technik aufgerüstet hat. An die Stelle von TAL-Anmietungen ist vielfach der Bezug von L2-BSA-Vorleistungen getreten, bei denen TD dezentral/lokal an derzeit 897 Netzzu- gangspunkten (BNG – Broadband Network Gateways) Datenströme mit einer definierten Maximalgeschwindigkeit, die sich zwischen 25 Mbit/s und 250 Mbit/s bewegt, aus dem regionalen Konzentratornetz eines Wettbe- werbers übernimmt, um sie zu stationären Endkundenanschlüssen zu transportieren, Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott leitet den Lehrstuhl für Unternehmens- und Technologieplanung an der Mercator School of Management Duisburg der Universität Duis- burg-Essen und ist wissenschaftlicher Beirat der Dialog Consult GmbH Prof. Dr. Peter Winzer arbeitet am Fachbereich Design Informatik Medien der Hochschule RheinMain Wiesbaden und ist Gesellschafter der Dialog Consult GmbH Alternative Festnetzbetreiber in Deutschland greifen auf verschiedene Vorleistungsvarianten von Telekom Deutsch- land (TD) zurück, um Endkunden stationäre breitbandige Internetanschlüsse anbieten zu können. Überlassungsentgelte beeinflussen, inwiefern es TD-Wettbewerbern möglich ist, Endkunden preislich gegenüber TD konkurrenzfähige VDSL-Anschlüsse anbieten zu können (Foto: Gerd Altmann, Pixabay)
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