NET 1-2/2021

43 01-02/21 www.net-im-web.de Glasfaser in die Erde Infrastrukturen werden grundsätzlich in Sternstruktur errichtet. Bei Legacy-Bauten, wie z.B. dem Olympiadorf in München, gibt es meist nur die Baumstruktur und keine Leerrohre für die Antennenverkabe- lung. Und die derzeitigen Eigentümer sind an Aufputzleitungen kaum interessiert. Allerdings ist die Koaxtechnik ein Bandbreiten- und Kapazitätsbegrenzer – je mehr Wohnungen hinter der Glas- faser liegen, desto enger kann es werden. Auch FTTB ist eben ein Shared Medium. Zudem sind die Bauteile im Koaxialnetz sehr frequenzsensitiv, weisen bei höheren Frequenzen also höhere Dämpfungen auf. Bei Mitverlegung von Leer- bzw. Mikroröhrchen sind solche FTTB-Installa- tionen zumindest für FTTH (Fiber to the Home) vorbereitet, die Glasfaser liegt ja schon imKeller. „Wir streben proTreppen- haus eine eigene Glasfaserzuführung an, um die Bandbreite bestmöglich zuzuführen“, erklärt Dietmar Pöltl, Tele-Columbus-Ge- schäftsführer undChiefTechnologyOfficer. Mehr ist zwar möglich, aber wenig sinnvoll. „DieWohnungswirtschaft hat erkannt, wie wichtig die Glasfaser im Haus ist. Und da geht es um FTTB“, ergänzt Rüdiger Schmidt, Geschäftsführer und Chief Sales Officer, und macht deutlich, dass nicht zu viele Haushalte über nur eine Glasfaser versorgt werden sollten. Für rund 24 bis 32 Haushalte eine Faser – das scheint die Regel. Dieses Wissen müsse bei Beratern und Ingenieurbüros ankommen. Und beim FTTH-Netz geht die Glasfaser bis in dieWohnung. Das geschieht bei Tele Columbus mit der GPON-Tech- nik (Gigabit Passive Optical Network), ebenfalls eine Shared-Medium-Technik. Die verkraftet derzeit pro Haushalt bis 1 Gbit/s (DS), kann aber höher hinaus. So sind mit XGPON bis 10 Gbit/s möglich. „Im Upstream sind es bei GPON bis 500 Mbit/s, die derzeit erreicht werden“, so Pöltl. Nur bei der AON (Active Optical Network)-Technik geht es non-shared zu. In der Kopfstelle führt ein optischer Ver- stärker digitale TV- und Radioprogram- me sowie die aus dem OLT (Optical Line Termination) aufbereiteten IP-Signale zu- sammen. Angeschlossene Glasfasern und diverse Splitter bringen die Signale in die Wohnungen eines Mehrfamilienhauses oder per Direktanschluss zumEinfamilien- haus imONT (Optical NetworkTermina- tion), der Anschlussdose. Dazu Schmidt: „Bei Ein- und Zweifamilienhäusern in den geförderten Gebieten im ländlichen Raum wird nur mit Glasfaser ausgebaut. Da beteiligen wir uns als Tele Columbus aktiv an den Ausschreibungen und haben schon einige Projekte deutschlandweit in FTTH realisiert.“ Im Mehrfamilienhaus ist jeder Haushalt über eine eigene Faser mit dem Splitter imKeller verbunden. Vor allem bietet die Glasfaser die robustere Übertragung. „Lichtsignale sind unanfällig gegenüber Einstrahlungen – aber nicht gegen den Bagger“, erklärt Dietmar Pöltl. Auch dürfe man eine Glasfaser nicht zu stark biegen. „Wir haben für FTTH ein Design gewählt, dass es uns ermöglicht, auch das Fernsehsignal über die Glasfaser bis in die Wohnung zu übertragen und es dort als DVB-C-Signal bis zu den Multi- mediadosen zu verteilen. Es wird auf der Frequenz von 1.510 nm über die Glasfaser geschickt und bei unseremONT auf Koax rausgegeben.“ Fiberstrategie für FTTH Die Glasfaserstrategie von Tele Columbus sieht vor, zunächst die HFC-Netze in Rich- tung FTTB hochzurüsten. Dann werden Koaxialleitungen mit Einblasröhrchen ver- legt – für eine spätere FTTH-Verglasfa- serung. „Wenn Mieter oder Eigentümer in einem Haus die Glasfaser bis in die Wohnung haben wollen, bedingt das aber auch Umbauarbeiten in der Wohnung“, warnt Pöltl. „Mit FTTB sind wir bestmög- lich für FTTH vorbereitet, können selbst die Koaxialleitungen in den Wohnungen nutzen.“ Und die geht von der Hauptdose zu den einzelnen Zimmern. „Deshalb nut- zen wir da das DVB-C-Signal. Da es sich um ein GPON- und kein Docsis-Produkt handelt, kann kein Modem mehr an die Glasfaserpatchfeld einer Kopfstelle von Tele Columbus. Angeschlossene Glasfasern und diverse Splitter bringen die Signale in die Wohnungen der Häuser (Foto: Tele Columbus, Oliver Orgs)

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