NET 1-2/2021

44 www.net-im-web.de 01-02/21 Glasfaser in die Erde Dose gehängt werden, sondern das geht nur über den ONT, mit dem der WLAN- Router oder ein Netzkabel verbunden ist“, so Rüdiger Schmidt. In Neubauten werden daher neben klassischer Koaxialverkabelung gleich Datenleitungen in die verschiedenen Zimmer gelegt. Die Glasfaseranschlussdose be- findet sich im ONT. In ihr passiert die Umwandlung aus dem Licht- zu einem Ethernet-Signal, und es wird das DVB-C- Signal generiert. Über die RJ-45-Schnittstel- le geht es zumRouter, einer Fritz!Box Cable für die WLAN-Funktionalität. „Damit können wir auch Voice-Services anbieten, und dann läuft auf der Fritz!Box der SIP- Client (Session Initiation Protocol) für Voice over IP (VoIP). ImTele-Columbus- ONT – der natürlich Strom braucht und damit ein aktives Bauelement ist – gibt es einen Fünffach-Koaxialausgang, so dass bis zu fünf Fernsehgeräte direkt angeschlossen werden können. AVM bietet übrigens für die bei- den Glasfasertechniken AON und GPON auch zwei Arten von Fritz!Boxen an, die Fritz!Box 5490 und 5491. Allerdings haben beide mit DVB-C nichts amHut. Das gilt auch für die neueste Variante, die Fritz!Box 5530 Fiber. Sie kann sowohl AON als auch GPON, vorausgesetzt, ein entsprechendes Glasfasermodul (Transceiver) wird einge- setzt. Keine Zögerlichkeit bei FTTH? Wer außerhalb irgendwelcher geförderten Ausbauplanungen mit Tele Columbus we- gen eines FTTH-Ausbaus eines 20-WE- Hauses ins Geschäft kommen will, muss kämpfen, selbst wenn die Glasfaserleitung Tele Columbus geht an Amerika Daniel Ritz, CEO der Tele Columbus, kündigt am 21. Dezember 2020 „eine wegweisende und sehr wichtige Transaktion“ für die künftige Entwicklung des Unternehmens an. Nach der Präsentation der Fiber Champion Strategy für einen forcierten Glasfaserausbau geht es jetzt um deren Finanzierung. „Diese Strategie braucht sehr viel Kapital, weil wir signifikant in unser Netzwerk investieren werden, geschätzt rund 2 Mrd. € über die nächsten zehn Jahre.“ Da Tele Columbus das nicht aus dem Cash-Flow finanzieren kann, braucht es eine „signifikante Kapitalzufuhr von außen“. Aufgrund der Verschuldungssituation muss es Eigenkapital sein – und kein Fremdkapital. Und da kommen Morgan Stanley Infrastructure Partners (MSIP) mit seiner Kublai GmbH und United Internet ins Spiel. Zwischengeschaltet ist die Bietgesellschaft BidCo, die im 100%-igen Besitz von MSIP ist. „Wir machen jetzt ein öffentliches Übernahmeangebot an alle Aktionäre von Tele Columbus zu einem attraktiven Preis von 3,25 € pro Aktie“, so Ritz. United Internet unterstützt das und deren Minderheitsanteil von rund 29,9 % wird in die Bietgesellschaft eingebracht, sofern das Übernahmeangebot erfolgreich ist. So wird MSIP zum Mehrheitsaktionär der Bietgesellschaft. Als nächster Schritt ist eine Bezugsrechtskapitalerhöhung in Höhe von 475 Mio. € geplant. Damit soll zum einen die sehr hohe Verschuldung – sie beläuft sich auf 1,4 Mrd. € – deutlich reduziert werden, um weniger Fremdkapitalzinsen zahlen zu müssen. Heute sind das gut 50 Mio. €, also mehr als 10 % des Umsatzes. Zum anderen soll damit die Glasfaserstrategie deutlicher, aggressiver und schneller als heute umgesetzt werden. Außerdem will die Bietgesellschaft dafür weitere 75 Mio. € zusätzliches Eigen- kapital beisteuern. Zudem gibt es einen bindenden Wholesale-Vorvertrag mit 1&1 Drillisch. Ritz beziffert den Unternehmenswert von Tele Columbus mit „gut 1,8 Mrd. €“. Drei-Säulen-Glasfaserstrategie Die Drei-Säulen-Glasfaserstrategie von Tele Columbus basiert vor allem auf etwa rund 2,4 Mio. angeschlossenen rückkanalfähigen Haushalten, von denen rund 15 % bereits durch FTTB/H versorgt werden. Die übrigen sollten entsprechend überbaut werden. Die Anschlusskosten für Fiber to the Building dürften sich auf rund 500 € oder weniger belaufen. Mit dem zweiten Teil der Strategie soll die Internetpenetration gesteigert werden. Heute liegt die PӰUR-IP-Penetration nur bei 21 % – mit Luft nach oben. Der dritte Pfeiler sind langfristige Kundenverträge. Tele Columbus hat rund 200.000 über acht bis zehn Jahre laufende Verträge mit Wohnungswirtschaften, die davon profitieren dürften, dass ihre Wohnungen künftig durch Glasfaser bis ins Haus aufgewertet werden. Durch die Open-Access-Strategy können die Bewohner davon profitieren, neben der Marke PӰUR als Internet Service Provider auch Telefonica und künftig 1&1 sowie ggf. weitere Anbieter nutzen zu können. Der Zeitplan der Übernahme ist recht ambitioniert, bereits im zweiten Quartal soll die Transaktion abgeschlossen sein. Ritz rechnet damit, dass im Mai die Kapitalerhöhung durchgeführt und damit dann die 475 Mio. € zufließen werden. „Dann können wir an die Entschuldung gehen und Gas geben bei unserer Strategieumset- zung.“ Die Kunden von Tele Columbus, also Wohnungswirtschaft, Geschäftskunden des B2B-Bereichs sowie die Endkunden in den Wohnungen, dürften davon profitieren, dass substanziell in das Netz investiert wird. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verspricht Ritz, dass durch Kapitalzufuhr und Entschuldung die Gesellschaft eigenständig bleibt und auch keine Personalabbaumaßnahmen vorgesehen sind. Und: „Die Standorte bleiben erhalten.“ Man mag ergänzen: Und die 42 Tochterunternehmen wohl auch ... Bei Mitverlegung von Leer- bzw. Mikroröhrchen sind FTTB- Installationen zumindest für FTTH vorbereitet. Für Tele Co- lumbus zählen Mikroröhrchen zum Teil der Glasfaserstrategie (Foto: Tele Columbus)

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