NET 1-2/2021

45 01-02/21 www.net-im-web.de Glasfaser in die Erde in der Straße liegt. Immer wieder kommt in den Angeboten FTTB heraus. Und wenn es dann klickt, bleibt ein Baukostenzuschuss von rund 1.000 € pro Wohneinheit. Das alles führt zum Eindruck einer gewissen Zögerlichkeit, auch beim sog. individuellen Glasfaseranschluss. Dazu CTO Dietmar Pöltl: „Wir sind bei FTTH in keinsterWeise zögerlich, alle Neubauten, wo wir Verträge mit denWohnungswirtschaften haben, bau- en wir heute schon in FTTHaus. Allerdings muss auch der Mieter zustimmen.“ Doch die tun sich schwer, wenn es über Koax mit DVB-C und Docsis oder per VDSL und Vectoring gute Signale gibt. Und wenn es mit der Internetversorgung stimmt, kaum Leidens- oder Handlungsdruck vorhanden ist und dieWohnungswirtschaft nicht aktiv puscht, bleibt im Bestand eben alles beim Status quo. Und CSO Rüdiger Schmidt er- gänzt: „Wo vor zehn, 15 Jahren ein neues Sternnetz auf Koaxialbasis in alleWohnun- gen gebaut wurde und wo heute mit Docsis 3.0 bis 400 Mbit/s möglich sind, da scheut sich natürlich dieWohnungswirtschaft, die gesamteVerkabelung in denHäusern neu zu machen. Müssen neue Leitungen auf Putz verlegt werden, lehnen das viele Mieter ab. Vielen reichen auch die 25 oder 100Mbit/s, Glasfaser wird da nicht nachgefragt.“ Und weiter: „In der Praxis, also wo wir neu in- vestieren, wo wir in Ausschreibungen für Neuanschlüsse gehen, setzen wir voll auf die FTTB-Schiene. Und das will auch die Wohnungswirtschaft, nämlich mit Glas ins Gebäude.“ So könne später auf FTTH nachgerüstet werden, vor allem bei Sanie- rungen oder wenn bestimmte Bedarfsträger, bestimmte Zielgruppen, einziehen. „Jetzt aber ist noch die Wohnungswirtschaft der Gatekeeper.“ Im Bestand eine noch funktio- nierende Koaxialverkabelung rausnehmen odermit Glasfaserverkabelung zu überbauen und gegen eine neue zu tauschen, dürfte relativ selten vorkommen. Es gibt zwar Migrationsstrategien, die gemeinsam mit der Wohnungswirtschaft erarbeitet sind, doch dürfte sich da der Vergleich eher mit einem Marathonlauf denn mit einem Sprint anbieten. Sinnvoll, jedes Jahr einen bestimmten Anteil aufzurüsten. Immerhin: Tele Columbus dürfte laut Schmidt bislang rund 20.000 „echte“ FTTH-Anschlüsse errichtet haben. Kabelfernsehkosten umlagefähig? Mario Gongolsky, Senior Manager Cor- porate Communications bei Tele Colum- bus, sieht viel Nachholbedarf beimThema „Umlagefähigkeit der Kabelfernsehkosten“. Dieses Nebenkostenprivileg möchte die Bundesregierung abschaffen. Ein wichtiger Schritt ist das „Telekommunikationsmo- dernisierungsgesetz“, kurz die TKG-No- velle 2020. Am20. Dezember 2018 ist der Europäische Kodex für die elektronische Kommunika- tion in Kraft getreten. Damit könnte der Rechtsrahmen für dieTelekommunikations- dienste in der EU weiter vereinheitlicht werden. So soll mit der TKG-Novelle soll ein Ordnungsrahmen geschaffen werden, der wichtige Impulse für einen schnelleren und flächendeckenden Ausbau von Giga- bitnetzen setzt. Der Gesetzentwurf sieht vor, die Umlagefähigkeit von TK-Kosten als Betriebskosten im Rahmen der Miete (Nebenkostenprivileg) mit einer Über- gangsfrist abzuschaffen. Laut BMWI und BMVI soll damit das aus den 1980-er Jahren stammende „Relikt zur Ankurbelung der Kabelnetzversorgung“ seine Berechtigung verloren haben. „Alle Mieter sollen die Chance haben, ihren Anbieter selbst zu wählen. Das bisherige System hemmt die Wahlfreiheit der Verbraucher und denWett- bewerb im Telekommunikationssektor“, heißt es in einem gemeinsamen Bericht der beiden Ministerien. Somit will die Regierung, dass die monatlichenTV-Kabelanschlussgebühren, die dem Mieter über die Umlagefähigkeit Das ONT von Genexis ist für verschiedene Anschlussszenarien, auch für GPON. Die Shared-Medium-Technik setzt auch Tele Columbus ein. Die verkraftet derzeit pro Haushalt bis 1 Gbit/s (DS), kann aber höher hinaus (Foto: Tele Columbus) FTTH-Glasfaserterminal in der Wohnung. Die Fritz!Box Cable setzt die optischen Signale für die Fernsehgeräte als DVB-C-Signal um. Die Schranktür ist aus Kunststoff, um das WLAN nicht zu schwächen (Foto: Tele Columbus)

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