NET 1-2/2021
46 www.net-im-web.de 01-02/21 Glasfaser in die Erde der Betriebskosten in Rechnung gestellt werden, so nicht mehr erhoben werden. Die TK-Branche sieht das an- ders, geht es ihr doch darum, durch Sam- melinkasso die Kosten für den Kabelan- schluss auf alle Mieter umzulegen. „Die Wohnungswirtschaft schließt mit uns als Netzbetreiber einen Vertrag, der vorsieht, dass wir die Betriebs-, Wartungs- und In- standhaltungskosten in Rechnung stellen können. Die Abrechnung erfolgt dann über die Betriebsnebenkosten der Miete“, erklärt Mario Gongolsky. Und macht deutlich, dass solche Bulk Contracts eine dramati- sche Verwaltungsvereinfachung bedeuten. Allerdings: Die Anschlussnutzer sind damit noch keine Kunden von Tele Columbus, sondern werden es erst mit einer zusätzli- chen Bestellung von Premium-TV, HDTV, einem Telefon- oder Internetanschluss. Sammelinkasso bald am Ende In Zukunft könnten keine neuen Gestat- tungsverträge mit Sammelinkasso geschlos- sen werden, und laufende Verträge sollen ab Anfang 2026 entfallen. Neue Verträ- ge dürfen dann nur maximal 24 Monate laufen. Dann könnten Mieter, die bereits 24 Monate oder länger in der Wohnung sind, die Zahlung für den Kabelanschluss einstellen. Das Verfahren ist als Opt-out bekannt. Ab 1. Januar 2026 dürfte es das Sammelinkasso also nicht mehr geben. Und eine Vertragsverlängerung ist dann ebenfalls nicht mehr möglich. Für Tele Columbus ist der Erhalt der Um- lagefähigkeit fundamental, zumal sie auch ein Garant für einen beschleunigten Glas- faserausbau sein dürfte. Nebenkostenprivileg abschaffen Noch sind nicht alle Positionen zum In- house-Glasfaserausbau und zur Umlagefä- higkeit festgeklopft. Die Verbraucherschüt- zer wollen sogar lieber Vertragslaufzeiten von zwölf als von 24Monaten, entsprechend des EU-Rechts. So sieht Michael Gun- dall von der Verbraucherzentrale Rhein- land-Pfalz im Nebenkostenprivileg die „Cash-Cow der Kabelnetzbetreiber“ und möchte sie am liebsten zur Schlachtbank führen. Das möchte wohl auch Telekom- Vorstandschef Tim Höttges und fordert: „Das Nebenkostenprivileg in Deutschland muss weg!“ Es stamme aus der Ära Kohl und sei einfach nicht mehr zeitgemäß. Es müsse möglich werden, dass Kupferleitun- gen mit Glas überbaut werden können. Und die Glasfaser müsse künftig offen sein – für alle Nutzer. Dabei hat die Telekom der Vectoring-Technik abgeschworen und möchte nun „das Rückgrat in Deutschland für die Glasfaser sein“. Der Bundesverband Breitbandkommunikation (Breko), der Bundesverband Glasfaseranschluss (Buglas) und der Verband kommunaler Unterneh- men (VKU) wollen eine Modernisierung der Umlagefähigkeit der Betriebskosten für Breitbandanschlüsse auf die Mietne- benkosten. Für den Erhalt der Umlagefä- higkeit hat sich ebenfalls eine breite Al- lianz gebildet, so der Wirtschaftsrat der CDU, GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, Bauminister der Länder, Medienanstalten, Koordinatorin der Rundfunkkommission der Länder sowie ZVEI. „Wir fordern, die Umlagefähigkeit der Kabelanschlusskosten imRahmen der Betriebskostenverordnung beizubehalten, um die künftigen Investi- tionen in die Gigabitgesellschaft nicht zu gefährden“, soHerbert Strobel, Vorsitzender des ZVEI-Fachverbands Satellit & Kabel. Und Anga-PräsidentThomas Braun gibt zu bedenken: „Mehr als 80%der existierenden Glasfaserausbauprojekte unserer regionalen Anbieter basieren auf der Umlagefähigkeit.“ Seitens des GdW heißt es, die Abschaffung der Umlagefähigkeit würde die Medienvielfalt senken, die Kosten für die TV-Grundversorgung von 12,5Mio. Haus- halten gar um bis zu 200 € pro Jahr und Haushalt verteuern sowie den Glasfaseraus- baumassiv beeinträchtigen. Tele Columbus führt bei über 18.000 FTTH-Haushalten Sammelinkasso durch, mit FTTB sind es bis 48.000Haushalte. „Das Sammelinkasso ist ein Instrument für den Glasfaserausbau. Und wenn wir Kabelnetzbetreiber nicht die Glasfaser in die Wohnung bringen – wer macht das dann?“, so Gongolsky. www.telecolumbus.com Die Deutsche Telekom schwenkt von VDSL mit Super Vectoring auf FTTH um und will damit „das Rückgrat in Deutschland für die Glasfaser sein“. Im Bild werden Glasfasern gespleißt (Foto: Deutsche Telekom/Thomas Ollendorf)
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