NET 1/2 2022

15 www.net-im-web.de KR I T I SCHE KOMMUN I K AT I ON Rainer Bücken Frequenzen sind und bleiben ein knappes Gut, sind leider nicht vermehrbar. Und sie müssen künftig noch intensiver genutzt werden, um steigende Bedarfe zu decken. Das bedeutet, ihre jewei- ligen Nutzungen immer öfters zu hinterfragen, vor allem, wenn ein Befristungsende näher rückt. Mit den UHF-Frequenzen 470-694 MHz ist es derzeit so. Zwar haben die noch Bestandsschutz bis zum 31. Dezember 2030, doch werden die Weichen für eine Umwidmung schon auf der World Radiocom- munication Conference 2023 (WRC-23, vom 20. November bis zum 15. Dezember 2023) gestellt. Entsprechend versuchen derzeitige und potenziell künftige Bedarfs- träger Pflöcke einzurammen. Rainer Bücken ist freier Journalist in Berlin Künftige Nutzung der UHF-Frequenzen Mobilfunk, BOS und Militär bedrängen terrestrisches Fernsehen und Funkmikrofone Als gebranntes Kind bei der Vergabe von Fre- quenzen fühlen sich die BOS, die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, vertreten durch die 2007 gegründete Bundesanstalt für denDi- gitalfunk der Behörden undOrganisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS). Heute sind 1,02Mio. Teilnehmer imDigitalfunk- netz registriert, es ist das weltweit Größte seiner Art. Und seit dem 21. Februar 2019 ist auch die Bundeswehr dabei, ohne selbst zu den BOS gezählt zu werden. Doch die Einsatzmöglichkeiten sind begrenzt: Nur Sprache und schmalban- dige Datenübertragungen, gewissermaßen Techniken der 1990-er Jahre sind möglich, breitbandige Anwendungen nicht. Dabei wollen die Einsatzkräfte mehr, wollen das, was mittlerweile jedes Smartphone bietet, auch auf Diensthandys nutzen können. Einsatzbearbeitung aus demFahrzeug, Live- übertragung von Bodycams der Polizei und Einsatzbilder von Drohnen in die Krisen- stäbe – das sind nur einige Beispiele. Für den Digitalfunk BOS stehen Frequenzbänder für den Netzmodus (Trun- ked Mode Operation –TMO) und den Di- rektmodus (DirectModeOperation –DMO) zur Verfügung. ImOberband bzw. Downlink (Frequenz, auf der die Basisstationen senden) sind 390-395MHz, imUnterband bzw. Up- link (Frequenz, auf der die Endgeräte senden) 380-385MHz imBundesgesetzblatt vom 8. Mai 2001 festgeschrieben. Dabei gehören die derzeitigen BOS-Frequenzbereiche ursprüng- lich zum NATO-UHF-Flugfunkband OR (225 bis 399 MHz) und sind als Ergebnis der Friedensdividende nach Auflösung des Warschauer Pakts (1. Juli 1991) bis 2032 freigegeben. Jedenfalls sind sie nicht von der Bundeswehr „geliehen“, wie es in der Studie der Bundesnetzagentur (BNetzA) zum UHF-Bereich heißt. Zwei digitale Dividenden sind durch Schon zweimal geht es den terrestrischen TV-Frequenzen – und damit auch denen für PMSE-Anwendungen (ProgrammeMaking 1-2/22 Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben wollen Breitbandtechnik. Und verlangen dafür entsprechende Frequenz- zuteilungen, möglichst im unteren Bereich des für die Broadcaster verbliebenen UHF-Spektrums 470-694 MHz (Foto: Samsung)

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