NET 1/2 2022
45 www.net-im-web.de 1-2/22 Glasfaserausbau bewerbern – über eine exzellente Basis für den FTTH-Ausbau. Bislang erfolgte der FTTH-Ausbau vor allem durch die Wettbewerber und erst in zweiter Linie durch die DT. Insofern sind die DT-Pläne (10 Mio. FTTH-Anschlüsse Ende 2024) als ambitioniert einzustufen. Zudem ist die Interessenlage der DTmehrschichtig: Zum einen ist der DT langfristig daran gelegen, den FTTH-Ausbau voranzu- treiben. Zum anderen verfügt die DT als einziger Netzbetreiber über ein flächen- deckendes Anschlussnetz (vom KVz zum Endkunden): Dieses basiert noch über- wiegend auf Kupferleitungen, die über lange Zeit gebaut wurden und vielfach schon abgeschrieben/amortisiert sind. Das heißt, für die DT besteht ein hoher ökonomischer Anreiz, diese Kupferinfra- struktur möglichst lange gewinnbringend an ihre Endkunden und Wettbewerber zu vermarkten (z.B. mittels Vectoring). Hier dürfte ein wesentlicher Grund für den bislang eher „schleppenden“ Ausbau von FTTH-Anschlüssen und die Tat- sache liegen, dass noch immer fast drei Viertel der genutzten Festnetzanschlüsse auf Kupfertechnik (der DT) basieren. Die DT vermarktet diese Anschlüsse nicht nur an Endkunden, sondern vor allem als Vorleistungen (z.B. TAL oder BSA) an ihre Wettbewerber, wobei auch beim letztgenannten Fall der größte Teil der Gesamtwertschöpfung (ca. 70%des End- kundenpreises) bei der DT erfolgt. Zwar nehmen die Gesamtmarkt- anteile der Wettbewerber – über alle Zu- gangsinfrastrukturarten (inkl. HFC-Kabel- netze und FTTH) – noch immer zu. Diese Dynamik hat sich aber, vor allem durch die deutlich nachlassendeWettbewerbsintensi- tät im Bereich (Kupfer-)DSL-Anschlüsse, stark abgeschwächt. Bei denDSL-Anschlüs- sen kann sich die DT deutlicher von den Wettbewerbern absetzen. Insbesondere seit ca. 2017, also seit dem „Wirksam-Werden“ der Kontingent-Modelle, „öffnet sich die Marktanteilsschere“ immer mehr; d.h., der DT gelingt es durch gezielte strategische Preissetzung, dieWettbewerber immer mehr zurückzudrängen (Bilder 1 und 2). Zudem stellen die von der DT durch den Verkauf von (Kupfer-)Vorleis- tungsprodukten erzielten Umsätze mit ca. 60 % den größten Teil ihrer Whole- sale-Einnahmen dar. Über zwei Drittel (von diesen 60 %) entfielen wiederum auf Umsätze mit VDSL-Vorleistungen. Die zunehmende Dominanz der VDSL- Vorleistungsprodukte wird noch klarer, wenn man die Mengenentwicklung der kupferbasierten Vorleistungsprodukte der DT betrachtet (Bild 3). Angesichts dieser stark zunehmenden Bedeutung vonVDSL- (BSA-)Vorleistungsprodukten ist für die VDSL-Bitstream-Vorleistungen (als neues Ankerprodukt) eine umfassende Ex-ante- Preisregulierung zu empfehlen, wie sie für TAL-Vorleistungen seit langem üblich ist. Insofern erfolgt in dieser Analyse eine Fokussierung auf die Monatsentgelte (inkl. Upfront-Zahlungen) der zukunftsrele- vantenVDSL-BSA-Anschlüsse und hierbei vor allem auf die Frage, ob die Vorleistungs- entgelte auf tatsächlichen Kosten beruhen beziehungsweise welche „Überzahlungen“ sich hieraus gegebenenfalls ableiten lassen. Ergänzend wird analysiert, inwieweit die monatlichen TAL-Zahlungen über den tatsächlichen Kosten liegen (bzw. lagen). Kosten vs. Vorleistungsentgelte Die tatsächlichen Kosten setzen sich zu- sammen aus: • historischen Kosten: Anschaffungs-/ Herstellungskosten im Jahr der Er- richtung eines Vorleistungsproduktes plus Betriebskosten; • voraussichtlichen Kosten: effiziente Investitionswerte plus Betriebskos- ten für Vorleistungsprodukte, die in einem definierten zukünftigen Zeit- raum komplett ersetzt oder zum Teil erneuert bzw. verbessert werden. Nachfolgend werden die tatsächlichen Kosten und die sich hieraus ergebenden Überzahlungen für die beiden „Basis“-Vor- leistungsprodukte KVz-TAL und Layer 2 BSA dargestellt. Für weitere Vorleis- tungsprodukte erfolgt eine (konservative) Abschätzung der tatsächlichen Kosten bzw. der resultierenden Überzahlungen. Das heißt: • Für Layer-3-BSA-Vorleistungsproduk- te (und ähnliche Resale-Produkte) wird ein (näherungsweise) effizientes Netz In Zukunft werden vermehrt schnelle FTTH-Glasfaseran- schlussnetze (Fiber to the Home) benötigt. Deutschland ist im internationalen Vergleich bei der FTTH-Versorgung als „Entwicklungsland“ einzustufen (Bild: Pete Linforth, pixabay)
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