NET 1-2/2023

24 www.net-im-web.de 1-2/23 Controlware Network Day Lage weiter zuspitzen wird. 2030 soll es allein in Deutschland 1 Mio. offener IT-Stellen geben. Um also auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, nur mit den internenTeams wird sich die anstehende Modernisierungswelle kaum realisieren lassen. Aber mit den richtigen Partnern und den richtigenTechnologien können Unternehmen heute dieWeichen für ein zukunftssicheres, weitgehend automati- siertes und smartes Networking stellen. NET: Und wie könnten diese Zukunfts- modelle aussehen, Herr Hagemann? O. Hagemann: Noch vor drei oder vier Jahren haben sich die meisten Unterneh- men auf sehr klassische Infrastrukturen verlassen, in denen die Benutzer – die Mitarbeiter – jeden Morgen zum Netz- werk kamen. Heute setzen sich immer mehr intelligente, dezentrale cloudba- sierte Lösungen durch. Diese erkennen automatisch, wer sich wann und wo mit welchem Device anmeldet, und kön- nen die Nutzer optimal bei ihrer Arbeit unterstützen. Zum Beispiel, indem die wichtigsten Anwendungen besonders leistungsfähig bereitgestellt werden oder indem kritische Sicherheits-Features für einen zuverlässigen Schutz schon am Edge implementiert werden.Wir nennen dieses Konzept „Infinite Enterprise“: ein grenzenloses, skalierbares und software- gesteuertes Netzwerk, das die Möglich- keiten der Cloud nutzt und dabei ganz auf die Anforderungen des einzelnen Benutzers zugeschnitten ist. NET: Sind die deutschen Unternehmen bereit für ein solches cloudbasiertes Netz- werkkonzept, Herr Schwefing? B. Schwefing: Durchaus. Die IT- und die Business-Verantwortlichen wissen um die immensen Vorteile, die ihnen cloudbasierteTechnologien bieten – und konzentrieren sich jetzt darauf, diese Benefits sicher und compliancekonform B. Schwefing: Da sprechen Sie einen wunden Punkt an. Die Modernisierung des Enterprise Networks fordert Unter- nehmen sowohl finanziell als auch per- sonell viel ab. Unsere Erfahrung zeigt dabei, dass die Budgets oft die leichter lösbare Herausforderung darstellen. Die fehlenden Fachkräfte hingegen sind ein strukturelles Problem: Schon heute rei- chen die Personalressourcen kaum aus, um den Status quo zu erhalten, von ehr- geizigenModernisierungsvorhaben ganz zu schweigen. Nicht umsonst zielen die genanntenKundenanforderungen –Agili- tät, Resilienz, Effizienz – letzten Endes alle darauf ab, das Team zu entlasten und neue Freiräume zu schaffen. Und das ist auch dringend notwendig, da sich die Die meisten unserer Kunden rücken bei ihrenModernisierungsvorhaben Aspekte wie Agilität, Stabilität, Effizienz, Sicher- heit und – immer öfter – Nachhaltigkeit in den Fokus. Dabei setzt natürlich jedes Unternehmen eigene Schwerpunkte, die aus seinen individuellen Anforderungen resultieren, unter anderem der Verteilung der Standorte, der Cloud-Nutzung und der Latenz-Anforderungen produktions- naher Applikationen. Nur zwei Aspekte sind allen gemeinsam: Sicherheit und ein möglichst einfaches Management. All dies müssen wir als IT-Dienstleister mit unseren Lösungen abbilden können, und dies, ohne dass die Komplexität der Technologie-Stacks weiter aus dem Ruder läuft. NET: Die Komplexität des Tech-Stacks ist seit Jahren einThema, das die IT über alle Unternehmensgrößen und Branchen hinweg beschäftigt. Wie komplex sind moderne Enterprise-Netzwerke denn wirklich, Herr Hagemann? O. Hagemann: In der Regel zu komplex. Seit Jahren integrieren Unternehmen immer neue Komponenten und Dienste, um von neuen Features zu profitieren. Dabei unterschätzen sie aber oftmals den enormenManagementaufwand, der mit dieser Expansion einhergeht. Den Tech-Stack ohne funktionelle Abstriche wieder beherrschbar zu machen, ist eine der dringlichsten Aufgaben der IT. Um es einmal an einem praktischen Beispiel festzumachen: In modernen Produk- tionsumgebungen verfügt heute jeder Akkuschrauber über eine eigeneWLAN- Adresse. Dafür gibt es gute Gründe: Nur so lässt sich in Echtzeit tracken, wann das Gerät wofür verwendet wurde und wann es vorausschauend gewartet werden muss, umdie Lebensdauer zu optimieren. Diese Netzwerkfähigkeit darf aber nicht bedeuten, dass jeder Akkuschrauber von der IT separat administriert, gepatcht und aktualisiert werden muss – wie es heute vielfach der Fall ist. Wenn wir die Komplexität reduzieren wollen, ohne den Leistungsumfang einzuschränken, müssen wir das Thema Netzwerk fundamental neu denken. NET: Verfügen die Unternehmen jetzt, in einer wirtschaftlich angespannten Situa- tion, denn überhaupt über die Ressour- cen, um solche ambitionierten Projekte zu realisieren? Olaf Hagemann Wenn wir die Komplexität in industriellen Prozes- sen reduzieren wollen, ohne den Leistungsumfang einzuschränken, müssen wir das Thema Netzwerk fundamental neu denken

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