NET 1-2/2023
30 www.net-im-web.de 1-2/23 Metavers ist reif für Breitenanwendungen nicht erfüllen wird und bald wieder ver- schwindet. Dennoch sind über ein Drittel (37 %) der befragten Unternehmen der Ansicht, über das Metaverse völlig neue Produkte und Dienstleistungen anbieten zu können. Jeweils ein Fünftel erwartet einen Zugang zu völlig neuen Kunden- gruppen (22 %) und völlig neue Arten, mit Kunden zu interagieren (21 %). Hinzu kommt, dass alle Bereiche des Geschäfts- und Privatlebens heute mehr denn je auf digitale Anwendungen angewiesen sind. Anforderungen steigen Sicher ist, dass die Anforderungen an die digitale Infrastruktur in Deutschland künf- tig weiter steigen. Ivo Ivanov, CEO des Internet Exchange-Betreibers DE-CIX, sieht im Metaverse eine Simulation, die durch künstliche Intelligenz (KI), Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR) und alle möglichen Innovationen im Be- reich der sensorischen Wahrnehmung, der Fernsteuerung und der virtuellen Er- fahrung in Echtzeit entsteht. Die digitale Welt der Zukunft verspricht eine Fülle von Möglichkeiten, Geschäfte zu machen, sich unterhalten zu lassen, sich zu bilden und in einer lebendigen und greifbaren Form des Cyberspace miteinander verbunden zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Daten überall sehr schnell übertragen werden. Eine große Rolle werden künf- tig Virtual-Reality- und Augmented-Rea- lity-Anwendungen spielen. Dabei wird die steigende Zahl der privaten Anwender für Netzbetreiber, Infrastrukturanbieter und Betreiber von Internetknoten zur größten Herausforderung werden. In der deutschen Wirtschaft wird das Metaverse aktuell vor allem für die Freizeit- und Gaming-Bran- che als interessant eingeschätzt. Ebenso relevant dürfte es für digitale Plattformen werden, die Aus- und Weiterbildung, den Tourismus sowie die Modebranche. Für Oliver Jung, Meta, wird in Zukunft die Latenzzeit, also die Laufzeitverzögerung von Daten von einem Punkt zum anderen, ein wichtiger Faktor auf dem Weg hin zu zukunftsfähigen Datennetzen. „Sobald sich VR und AR miteinander vermischen, wird die Latenzzeit zum entscheidenden Faktor. Das Videospiel mittels VR-Brille zuHause zu spielen, ist nicht das Problem. Hier reichen die aktuellenDownload-Geschwindigkeiten in der Regel aus. Anders ist es aber, wenn ich von zu Hause aus Mithilfe von AR ein Live-Konzert verfolgen möchte. Dann muss die Datenverbindung, sprich müssen die Latenzzeiten so kurz sein, dass ich alle Be- wegungen der Musiker auf der Bühne ohne Verzögerung sehen kann. Nur dann entsteht die Illusion, tatsächlich Live vor Ort zu sein.“ Ein weiter Weg Laut einer Umfrage von DE-CIX kämpfen 38 % der deutschen Verbraucher mehr- mals pro Woche oder sogar täglich mit spürbaren Verzögerungen bei der Inter- netnutzung. Besonders deutlich nehmen junge Erwachsene sowie Berufstätige im Homeoffice solche Verzögerungen wahr. Die Bevölkerung imurbanen Raum (Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern) be- richtet überraschenderweise häufiger von Geschwindigkeitseinschränkungen als die Befragten in ländlichen Gegenden (Wohn- orte mit weniger als 20.000 Einwohnern). Die Verantwortung für die Verzögerungen suchen die Internetnutzer meist außerhalb ihres eigenen Haushalts. Die flächendeckende Versorgung der deutschen Bevölkerung mit schnellem, latenzarmen und stabilem Internet geht offenbar kaum voran. Auch im letzten Jahr hat sich die Situation nicht merklich verbessert. Stockende Videokonferenzüber- tragungen im Homeoffice, Livestreaming von Filmen mit permanenten Aussetzern oderVerzögerungen bei der Internetnutzung rauben den Deutschen Zeit und Nerven. Für Oliver Jung ist klar: „Niedrige Latenz- zeiten werden entscheidender sein als die Geschwindigkeit der Datenverbindung.“ Latenzzeiten verringern Sicher ist, dass Datennetze, Rechenzentren und Internetknoten so nah wie möglich an den Anwender und die intelligenten Geräte herangeführt werden müssen. Für die Er- Im Metaverse werden künftig Produkte und Dienstleistungen angeboten und verkauft. Im Reisebüro entdeckt man beispielsweise vor der Buchung virtuell den ausgesuchten Zielort (Bild: Reto Scheiwiller, pixabay)
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