NET 1-2/2023
38 www.net-im-web.de 1-2/23 Digitalisierung der Energiewende iMSys eine Voraussetzung dafür, um über Onlineportale EndnutzernVerbrauchsdaten und Lastgänge zu visualisieren. Messstellenbetreiber In Deutschland werden SMGWvonMess- stellenbetreibern eingebaut und unterhal- ten. Die Rolle des Messstellenbetreibers ist einmal von den gesetzlich zum Einbau verpflichteten grundzuständigen Strom- verteilnetzbetreibern zu übernehmen, die über die „letzte Meile“/das Anschlussnetz Strom an Endkunden liefern und sich oft als „Stadtwerke“ in kommunalemEigentum befinden. Endkunden dürfen allerdings auch andere Unternehmen, die auf eigene Rechnung agieren, mit demSMGW-Betrieb beauftragen. Letztere werden als wettbe- werbliche Messstellenbetreiber bezeich- net. Eine solche Trennung der Rollen von Anschlussnetz- und Messstellenbetreiber gibt es in anderen EU-Staaten nicht. Von ihr erhofft man sich eine Erhöhung der Intensität des Wettbewerbs beimMessstel- lenbetrieb und in der Folge eine verbesserte Endkundenversorgung. Novelle des MsbG von 2016 Die Installation intelligenter Messsysteme wurde in Deutschland durch das am 2. September 2016 in Kraft getretene Mess- stellenbetriebsgesetz (MsbG) geregelt (vgl. NET 5/2017, S. 33-36 undNET 12/2022, S. 21-25). Es zielte auf die Systemausstat- tung aller ortsfesten Messpunkte von An- schlussnutzern mit einem digitalen Zähler ab. Darüber hinaus sah es für Verbraucher mit einem Jahresverbrauch von mindestens 6.000 kWh, für Anlagen zur Energieer- zeugung aus erneuerbaren Quellen (typi- scherweise mittels Kraft-Wärme-Kopplung – KWK) und für steuerbare Verbraucher zwingend den Einbau von SMGW vor. Allerdings kamder Rollout digitaler SMGW hierzulande nicht wie erhofft voran: Bis Ende 2022 wurden nur etwa 0,4 Mio. SMGW installiert, was einem Anteil von 0,9 % aller in Deutschland vorhandenen (Strom-)Messstellen entspricht. Vor diesem Hintergrund ver- abschiedete die Bundesregierung am 11. Januar 2023 den Vorschlag eines unter Federführung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) er- arbeiteten „Gesetzes zumNeustart der Digi- talisierung der Energiewende“ (GNDEW). Das Artikelgesetz soll „den Rollout [von SMGW] ... beschleunigen und ... ent- bürokratisieren“. Kern des GNDEW ist eine Reform des MsbG. Im Folgenden werden sechs zentrale Modifikationen des etablierten Regulierungsrahmens für di- gitale intelligente Messsysteme durch das GNDEWumrissen und Verbesserungsvor- schläge entwickelt. Kosten Anschlussnutzer Ein wesentlicher Grund dafür, dass vor allem in Mietwohnungen lebende Privat- haushalte mit durchschnittlichem Strom- verbrauch oder private Betreiber von Er- zeugungsanlagen nach Inkrafttreten des MsbG nicht vehement auf den Einsatz von SMGW-Systemen drängten, bestand darin, dass ihnen nach dem MsbG erhebliche Gebühren pro Zählpunkt auferlegt werden durften. Sie bewegten sich in Abhängigkeit von der Verbrauchshöhe bzw. erzeugten KWK-Leistung zwischen 23 und 100 € (inkl. MwSt) pro Jahr, sofern der Kunde nicht mehr als 10.000 kWh verbrauchte bzw. eine Leistung von nicht mehr als 15 kW installiert hatte. Die neue Fassung des MsbG (§ 30) erlaubt es den Betreibern intelligenter Messsysteme zwar die seit 2016 gültigen Preisobergrenzen (POG) weiter bei der Abrechnung anzusetzen. Sie zwingt aber die Betreiber die Rechnung so zwischen Anschlussnutzer (= privater Endkunde) und Anschlussbetreiber aufzuteilen, dass ein Nutzer mit einem jährlichen Strom- konsum von weniger als 10.000 kWh nicht mehr als 20 € pro Jahr für einen digitalen Zähler und das SMGW zu zahlen hat. Für Nutzer mit mehr als 10.000 kWh Stromverbrauch verringern sich die Ge- bühren für SMGW i.d.R. ebenfalls um 80 € pro Jahr gegenüber den zuvor für sie geltenden POG. Der Messstellenbetreiber darf den über die 20 € hinausgehenden Betrag bis zur POG wiederum an den Verteilnetzbetreiber durchreichen. Verteil- netzbetreibern ist es gestattet, die Gebühren als Kostenposition in die Kalkulation ihrer Die EMH Metering GmbH präsentiert mit der „1:n“ eine Lösung, bei der mehrere digitale Stromzähler per Funk an ein Smart Meter Gateway angebunden werden, was den Rollout des intelligenten Messsystems wirtschaftlicher machen soll (Bild: EMH Metering)
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