NET 1-2/2023

41 www.net-im-web.de 1-2/23 NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E Marc Hankmann In der Gigabitstrategie des Bun- des wird die Notwendigkeit der Glasfaser-Inhouse -Verkabelung betont, um „Breitbanddienste mit Gigabitgeschwindigkeit in vollem Umfang, d.h. insbesondere auch beim Upload, nutzen zu können.“ Nun müssen sich nur noch Netz- betreiber und Immobilienwirtschaft einigen, wie die Glasfaser in die Häuser kommt. Die Betonung liegt auf „nur“. Wenn die Glasfaser ins Haus soll Im FTTH-Ausbau treffen Netzbetreiber auf eine heterogene Wohnungswirtschaft Marc Hankmann ist freier Journalist in Sendenhorst Bereits heute sind vor allem große private Im- mobilienunternehmen im Breitbandausbau aktiv. Allerdings machen sie laut einer Marktanalyse des Immobilien- dienstleisters Savills Research aus dem Jahr 2019 nur 10 % des deutschen Mietwoh- nungsmarktes aus, den „mit Abstand größten Mietwohnungsmarkt Europas“, wie Savills schreibt. Der Dienstleister zählt die großen Privatunternehmen zu den professionellen Eigentümern, zu denen auch Wohnungsge- nossenschaften (9 %), die öffentliche Hand (11 %) und andere Unternehmen wie Ver- sicherungen oder Banken (3 %) gehören. Weitere 23 % des Mietwohnungsmarktes fallen auf Wohneigentümergemeinschaften und der Großteil (43 %) liegt im Besitz von Privatpersonen. Dementsprechend unterschiedlich sind die Interessen. Während für Genossen- schaften die Interessen ihrer Mitglieder Priori- tät genießen und eine gute Ausstattung zum Selbstverständnis einer Genossenschaft gehört, setzen öffentliche Wohnungsgesellschaften und Privatbesitzer auf Zukunftssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Ihnen allen ist zwar ein gewisser Grad an Expertise beim Ausbau der eigenen Infrastrukturen gemein, aber in Sachen Glasfaser ist sie bezüglich Technik, Geschäftsmodellen oder rechtlicher Vorgaben doch eher gering. Zudem stoßenNetzbetreiber beimGroßteil des Marktes, den kleinen, halb- und nicht-professionellen Bestandshaltern, keineswegs auf dieses Know-how, geschweige denn auf Ausbauaktivitäten. Diesen Immo- bilieneigentümern sind Verlässlichkeit und geringe Kosten wichtig. Hinzu kommt, dass der Breitband- ausbau nur eines von vielen Themen ist, die derzeit auf die Immobilienwirtschaft ein- prasseln. Angesichts der Herausforderungen der energetischen Sanierung, der Energiever- sorgung und der Preisentwicklung rückt das Thema Glasfaser eher in den Hintergrund, zumal auch der Mangel an Fachkräften wie Planer und Installateure zuschlägt. Für den Glasfaseranschluss im Stadtgut Hellersdorf kooperiert der Wohnungsbauer Gesobau mit Tele Columbus. Im Gegensatz zu solchen Neubauvorhaben ist die Inhouse-Verglasung im Bestand komplexer (Foto: Stephan Dannhaus/Tele Columbus)

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