NET 1-2/2023

45 www.net-im-web.de 1-2/23 Glasfaser auf dem Vormarsch demanschlüsse konnten 2022 um200.000 auf 9,2 Mio. Anschlüsse zulegen. Damit waren knapp einViertel der BreitbandanschlüsseDoc- sis-Anschlüsse (Data over Cable Interface Spe- cification); dieWachstumsrate beträgt 2,2 %. Echte Glasfaseranschlüsse, bei den das Glasfaserkabel entweder bis in den Ge- bäudekeller (FTTB – Fiber to the Building) oder bis in die Wohnung (FTTH – Fiber to the Home) reicht, wurden von 3,4 Mio. Haushalten genutzt. In diesem Bereich war sowohl das absolute Wachstummit 800.000 Anschlüssen als auch das relative Wachstum mit 30,8 % am größten. Gigabitanschlüsse In der imDezember 2021 in Kraft getretenen Novelle des Telekommunikationsgesetzes wurde das „Recht auf schnelles Internet“ formuliert. Die Grenzwerte wurden mit 10 Mbit/s Downstreamund 1,7Mbit/s Upstream für jedenHaushalt jedoch so niedrig festgelegt, dass der Großteil der langsamen ADSL2+- Anschlüsse diese Grenzen erfüllt – „nur“ einige hunderttausendHaushalte liegen unter dieser Grenze und können keinen schnelleren Internetzugang erhalten. Über 90 (70) % der deutschen Privathaushalte konnten Mitte 2022 Anschlussbandbreiten von 100 (400) Mbit/s beziehen und sind weit von dieser Grenze entfernt. Das selbsterklärte Ziel der Branche ist vielmehr der Gigabitanschluss mit Übertragungsbandbreiten von 1.000 Mbit/s bzw. 1 Gbit/s oder mehr im Downlink. VDSL-Supervectoring-Anschlüsse auf Basis von verdrillten Kupferdoppeladern sind mit maximal 250 Mbit/s weit entfernt von Gigabitbandbreiten. Zwar stehen mit G.fast und NG.fast DSL-Protokolle zur Ver- fügung, die Bandbreiten von 1 Gbit/s und mehr übertragen können, dieses jedoch nur bei Kabellängen von maximal 60 m. Somit ist auch mittelfristig die Realisierung von Gigabitanschlüssen mit DSL-Techniken zur Überbrückung der im öffentlichen Bereich typischerweise vorkommenden Entfernungen nicht möglich. Die HFC-Anschlussnetze nutzen Koaxial- kabel, die aufgrund ihrer wirksamen elektro- magnetischen Schirmung rein physikalisch wesentlich höhere Datenübertragungsraten ermöglichen. Als Übertragungsprotokoll kommt Docsis zum Einsatz. Damit und aufgrund von durch den Wegfall analoger TV-Übertragung frei gewordener Kapazi- täten sind heute Downlink-Bandbreiten von bis zu 1 Gbit/s möglich. Ende 2022 waren die deutschen Kabelnetze weitgehend auf die Version Docsis 3.1 ausgebaut und 25,8 Mio. Haushalte konnten einen Gigabitan- schluss buchen (Bild 5). Mittelfristig sind mit Docsis 4.0 weitere Potenziale zur Erhöhung der Übertragungsgeschwindigkeit von bis zu 10 Gbit/s adressierbar. Somit sind die HFC-Anschlussnetze heute uneingeschränkt „gigabitfähig“ und bieten zudemmittelfristi- ge Entwicklungspotenziale für noch höhere Bandbreiten. Glasfaser-Anschlussnetze werden in den Varianten FTTB und FTTH reali- siert – zur Inhouse-Signalverteilung werden dann bei FTTB vorhandene Koaxial- oder Telefonkabel verwendet. Bei der Versorgung von Einfamilienhäusern handelt es sich immer umdie Variante FTTH. FTTB/H-Anschlüsse werden einerseits in den Ballungsräumen gebaut, da bei großen Mehrfamilienhäusern die Investitionen pro Haushalt gering sind. Andererseits werden sie im ländlichen Raum gebaut, daTiefbauarbeiten günstig sind, keine Konkurrenz durch HFC-Netze existiert und die existierende Breitbandversorgung mit DSL- oderMobilfunktechnik eher schlecht ist. Mit der bei den meisten Glasfaseranschlüssen eingesetztenGPON-Technik (Gigabit Passive Optical Network) sind heute bereits Band- breiten von bis zu 2,5 Gbit/s im Downlink realisierbar. Ein wichtiger Vorteil von GPON gegenüber Docsis ist, dass die Netzbetreiber auch im Uplink sehr hohe Datenraten von bis zu 1,25 bzw. 2,5 Gbit/s anbieten können. Ende 2022 waren inDeutschland bereits 12,3 Mio. FTTB/H-Anschlüsse gebaut (Bild 4). Zukünftige Glasfaser-Übertragungsprotokolle werden noch deutlich höhere Bandbreiten erlauben, da mit den extrem hohen Frequen- zen des Lichts im oberen THz-Bereich die physikalischenVoraussetzungen dafür günstig sind – 1.000Gbit/s werden langfristigmöglich sein. Zudem sind die neuen Anschlussnetze überwiegend als Leerrohrsysteme angelegt, so dass auch langfristig ein Medienwechsel möglich sein wird. In deutschen Mobilfunknetzen ist kein Produkt mit einer Anschlussband- breite von mehr als 500 Mbit/s zu finden. Internetzugänge über geostationäre Satelliten und Low-Earth-Orbit-Satellitenflotten bieten derzeit Downlink-Bandbreiten von maximal Bild 4: Angebot und Nachfrage echter Glasfaseranschlusse (FTTB/H): Ende 2022 waren in Deutschland zwar bereits 12,3 Mio. FTTB/H-Anschlüsse gebaut, von denen 3,4 Mio. Anschlüsse (27,6 %) aktiv geschaltet waren

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