NET 1-2 2024
16 www.net-im-web.de 1-2/24 Von der PMRExpo zur WRC-23 zu erhalten. Und das ist eine ganz andere Marktmacht als unsere BOS-Community. Und wenn dann einer die Tür aufgemacht hat, dann haben wir die Chance, durch die Tür zu gehen.“ Es geht zunächst um Mitnut- zung der kommerziellen Mobilfunknetze, denn schon bald möchte die BDBOS den Einsatzkräften ein Angebot machen. Das wäre dann die Phase Null des geplanten Vierphasenmodells, bei der sich das Breit- bandnetz der BOS zunächst vollständig auf den kommerziellen Mobilfunk stüt- zen und ein nationales Roaming mit allen Netzbetreibern auf der Basis bundesweiter Verträge ermöglichen soll. Hierzu will die BDBOS mehrere Mobilfunkverträge mit den Netzbetreibern abschließen, über die bereits Verhandlungen laufen. Laut einem Bericht des Bundesrechnungshofes würden rund 70 Anwendungen breitbandig, soll heißen, mit 6,6 Mbit/s übertragen. Der Anteil der einsatzkritischen Anwendun- gen läge bei rund 18 %. Allerdings ist die Finanzierung längst noch nicht geklärt. WRC-23 – Pyrrhussieg? DieWRC-23 wird durch dieTelecommuni- cations andDigital Government Regulatory Authority (TDRA) der VAE ausgerichtet. Übrigens findet die erste International Telegraph Conference schon 1865 statt, Deutschland ist da noch u.a. durch sechs Königshäuser vertreten… Heute geht es um andere Dinge. So wollen die Vertreter des Rundfunks während der WRC-23 nur eins – „No Change“. Doch diese Position ist nicht zu halten – die über 3.900Delegierten aus 163Mitgliedsstaaten der ITU, der Inter- nationalen Fernmeldeunion, entscheiden sich beimTagesordnungspunkt „1.5 Broad- casting“ bei 46 europäischen Staaten für eine „zusätzliche Zuweisung des Mobilfunks auf sekundärer Basis“, nur Italien und Spanien bleiben bei „No Change“. Zudem heißt es im 630-seitigen vorläufigen Schluss- dokument: „Diese Zuweisung darf sich in keinerWeise nachteilig auf die Entwicklung des Rundfunks auswirken.“ Zumindest in der Region 1 nicht, zu der neben Europa noch Russland, große Teile des Mittleren Ostens und Afrika gehören. In den meisten Ländern – so auch in Deutschland – findet das terrestrische Fernsehen als Primärnutzer über DVB-T2 statt. Daneben ist dann auch die Veranstaltungsbranche über eine sekundäre Frequenzzuweisung dort mit ihren Funkmikrofonen und In-Ear-Mo- nitoren unterwegs. Da ist von Programme Making and Special Events, kurz PMSE, die Rede. Beide funken in friedlicher Koexistenz, dürfen sich gegenseitig nicht stören – und tun es auch nicht. Ginge es nach der Bun- desregierung, hätte der Mobilfunk eine primäre Zuweisung bekommen, auch wenn im Koalitionsvertrag eine andere Vorgabe, nämlich „No Change“, festgeschrieben ist. Nun ist weder das eine, noch das andere passiert, sondern der Mobilfunk muss sich nun zunächst mit einer zusätzlichen sekun- dären, also nachrangigen Zuweisung im TV-UHF-Band (470-694MHz) begnügen. Nahezu alle europäischen Staaten haben das akzeptiert. Nur Italien und Spanien können sich dem widersetzen – wegen der hohen terrestrischen TV-Nutzungszahlen. Die bundesdeutschen Landesmedienanstalten zählen zwar nur 2,1 Mio. Haushalte, die ihre TV-Signale ausschließlich terrestrisch empfangen, doch kommen noch 4 Mio. Haushalte mit portablen Geräten in Büro, Küche oder Auto hinzu. Europaweit sieht es ganz anders aus. Die besagten Frequenzen versorgen über DVB-T undT2 in den sog. EU27-Staaten 80,1 und in den CEPT48- Staaten immerhin 124,2 Mio. Haushal- te – und das entspricht 286 Millionen Menschen. Allein in Italien nutzen 91,9 % der Haushalte die digitale terrestrische Plattform für den Zugang zum Fernsehen. Zudem ist Digital Terrestrial Television, kurz DTT, für viele Broadcaster die primäre Distributionsplattform. Dazu zählen BBC und ITV inUK, RAI in Italien sowie RTVE in Spanien. Noch – wäre an dieser Stelle zu notieren. Hierzulande haben sich Broad- caster und PMSEler in der Allianz für Rundfunk- und Kulturfrequenzen (ARK) verbandelt – und stimmen gemeinsam ein verhaltenes Jubelkonzert an. So heißt es in einer Stellungnahme der Allianz von ARD, Deutschlandradio, Media Broadcast, die medienanstalten, die Initiative SOS – Save Our Spectrum, Sennheiser, VAUNET – Verband Privater Medien, ZDF sowie dem Verband der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI: „Für den terrestrischen Rundfunk in Deutschland bleibt es bei der primären Frequenznutzung beimStatus quo“. Anders Andreas Gegenfurtner, Präsident der Bundesanstalt für den Digitalfunk BOS, hofft auf eine Öffnung des UHF-Bereichs für den Mobilfunk – und damit auch für die BOSen. Und so ist es auf der WRC auch gekommen (Foto: Rainer Bücken)
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