NET 1-2 2024

23 www.net-im-web.de 1-2/24 SOS für SMS Datenvolumina ebenso kostenlos, und zwar national wie international. Somit erreichen die Chat-Anbieter, dass die Benutzer mög- lichst alles aus einer App heraus erledigen – der Wechsel zu einer anderen App ist damit überflüssig. Allerdings ist Vorsicht geboten: Denn die Chat-Anbieter sind nicht gerade dafür bekannt, sich von den Daten ihrer Nutzer fernzuhalten – anders als die hie- sigen Telefongesellschaften, die strengen rechtlichenMaßgaben unterliegen. Benutzer dürfen nicht vergessen, dass kostenlos nicht bedeutet, dass die App-Anbieter kein Geld verdienen. Bezahlt wird in der Regel auf eine andere Weise, zum Beispiel über das Verkaufen von Daten. Europa steht nur am Spielfeldrand Dabei spielt Europa in diesem Geschäft praktisch keine Rolle. Die wichtigsten An- bieter kommen aus den USA oder Asien – und deren Profite fallen folglich nicht in Deutschland oder Europa an. Klar sein muss allen, dass die so gewonnenen Daten nicht nur meistbietend online versteigert, sondern auch als Trainingsdaten für die künstliche Intelligenz verwendet, also kommerziell ver- wertet werden. "Den meisten Anwendern ist das entweder nicht bewusst oder egal. Warum für eine MMS bezahlen, wenn es mit WhatsApp kostenlos und bequemer geht?", so Dr. Christian Stredicke. Und Stredicke ergänzt: "Erfreuli- cherweise gibt es einen nennenswertenWider- stand durch Rich Communication Services (RCS) – was man als nächste Generation SMS bezeichnen könnte. Vor ein paarMonaten gab es eine Ankündigung von Apple und Google, RCS besser zu unterstützen. Da praktisch der gesamte Verkehr über das Handy läuft, macht es Sinn, dass sich die beiden zusammentun und den Nutzern eine brauchbare Alternative in die Hand geben. Apple hat immerhin mit iMessage eine echte Alternative zuWhatsApp; und dies könnte helfen, nicht alles in den Schoß von Meta und Tencent zu legen." Geschäftskunden Für Unternehmen, die mit ihren Kunden in Kontakt bleiben wollen, stellt sich die Frage, welche Dienste sie dafür verwenden sollen. In Deutschland gilt die Festnetznummer immer noch als die beste, weil seriöseste geschäftliche Option für die Kommunikationmit Kunden. Lösungen vonChat-Anbietern haben dagegen hier noch immer ein "Geschmäckle" und halten Kunden möglicherweise davon ab, darüber mit einemUnternehmen in Kontakt zu treten. Hinzu kommt, dass mit keinem Chat-Anbieter 100 % der eigenen Kund- schaft erreicht wird – per SMS allerdings jedes Handy. Gerade wenn Kunden zunächst die Festnetznummer anrufen und dann zwischen Text und Sprache wechseln wollen, macht SMS in der Geschäftskommunikation Sinn. Technisch spricht nichts dagegen, diese Num- mer auch für Textnachrichten zu verwenden. Dies setzt voraus, dass sowohl die Telefon- anlage als auch der SIP-Anbieter SMS unter- stützen. "Die Vodia PBX hat SMS seit Jahren eingebaut, vor allem für den amerikanischen Markt, wo es keine speziellen Nummern für Handys gibt. In der DACH-Region wird erwartet, dass einige SIP-Anbieter im Jahr 2024 dies auch möglich machen und dann Festnetznummern auch über SMS angesimst werden können," so Dr. Christian Stredicke. "Wenn im Internet nach der Adresse einer Firma gesucht wird, werden Kunden hoffent- lich bald neben demKnöpfchen fürs Anrufen ein Knöpfchen fürs Simsen sehen – und zwar unter der gleichen Nummer. Denn wenn beides unter ein und derselben Nummer läuft, ist es viel leichter für die Benutzer, auf einen Blick zu sehen, mit wem gesprochen und getextet wurde. Kunden können dann bequem über Text mit Restaurants, Ärzten und anderen Firmen in Kontakt treten, ohne eine spezielle App installieren zu müssen. Das Telefonnetz würde damit etwas länger öffentlich bleiben." www.vodia.com Dr. Christian Stredicke Obwohl Telefongesellschaften weitgehend auf Ge- bühren für den Versand von SMS verzichten, nutzen immer mehr Menschen vor allem Messengerdienste wie WhatsApp für Textnachrichten oder Telefonate Nach wie vor ist SMS für viele Mobilfunknutzer ein wichtiges Kommunikationsinstrument. Zunehmend aber machen dem Nachrichtendienst Angebote wie WhatsApp das Leben schwer (Foto: Dean Moriarty, pixabay)

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