NET 1-2 2024
36 www.net-im-web.de 1-2/24 Förderfiasko schuss für die Beratung, der oft bereits ausgeschöpft ist. Hinzu kommt, dass sich die Rahmenbedingungen für den eigen- wirtschaftlichen Ausbau, insbesondere die Zinssituation, deutlich verschlechtert haben. Der Ausbaupartner kann zudem innerhalb von sechs Monaten aussteigen, wenn die Quote nicht stimmt, sich der Ausbau für ihn also nicht rechnet. HöchsteZeit also, die bestehende Praxis in Frage zu stellen. Bedarf muss im Mittelpunkt stehen Ein Weg wäre, den tatsächlichen Bedarf in den Mittelpunkt der Förderung zu rücken. Denn oft sind nur noch einzelne Adresspunkte unterversorgt, wenn – wie eigentlich vom Bund gefordert – die Kommune mit eigenwirtschaftlichen Ko- operationspartnern bereits große Teile erschlossen hat. Sinnvoller wäre daher, vor einem Förderantrag zu ermitteln, wer tatsächlich einen Glasfaseranschluss braucht. Damit würde die sinnlose Er- schließung von Straßen oder Einrich- tungen wegfallen, deren Anwohner gar keinen Anschluss benötigen oder wollen. Die Fördermittel kämen ausschließlich den tatsächlich unterversorgten Adress- punkten zugute, die für einen eigenwirt- schaftlichen Ausbau uninteressant sind. Eigenwirtschaftlicher und geförderter Ausbau würden besser verzahnt und die Planungssicherheit für Netzbetreiber deutlich erhöht. Insgesamt könnten so die Fördermittel reduziert werden, ohne die Ausbauziele zu gefährden. Überbauverbot muss kommen Der zweite wesentliche Faktor für einen schnellen Ausbauerfolg ist ein Überbau- verbot. Wir brauchen ein Glasfasernetz, das allen Diensteanbietern diskrimi- nierungsfrei zugänglich ist. Dann wird es auch weiterhin Investitionen in den weiteren eigenwirtschaftlichen Glasfaser- ausbau durch die Industrie geben. Das alles versucht dieTelekom zu verhindern, indem sie Überbau oder Mitverlegung betreibt. Dieser Infrastrukturwettbewerb ist absolut kontraproduktiv, denn nur eine hohe Netzauslastung sichert einen wirtschaftlichen Betrieb. Was wir brauchen, ist mehr Wettbewerb auf der Produktebene. Vor- aussetzung ist, dass Open Access für alle Netze möglich wird. Mit Fiber4 haben wir gemeinsam mit der schwedischen Vinnergi ein entsprechendes Betriebs- modell für und mit Netzbetreibern ent- wickelt, das es vielen Diensteanbietern ermöglicht, sich zu integrieren und ihre Produkte auf vielen Netzen anzubieten, wie es in Schweden schon lange der Fall ist. Von der größeren Angebotsvielfalt profitieren Netzbetreiber, Dienstean- bieter und vor allem die Endkunden, für die Glasfaser damit deutlich attraktiver wird. In Schweden haben nicht zuletzt deshalb bereits 95 % aller Haushalte einen Glasfaseranschluss. Open Access und Produktwett- bewerb sind somit ein Katalysator für einen echten, lebendigen Glasfasermarkt und eine Win-Win-Win-Konstellation für alle Beteiligten. www.tkt-vivax.de Open-Access-2.0-Genossenschaftsmodell Fiber4 ist ein Betriebsmodell für Netzbetreiber, das es vielen Diensteanbietern ermöglicht, sich zu integrieren und ihre Produkte auf vielen Netzen anzubieten Netzbetreiber, Diensteanbieter und vor allem die Endkunden profitieren von der Angebotsvielfalt. Insbesondere für die Endkunden wird die Glasfaser damit deutlich attraktiver (Bilder: tktVivax)
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=