NET 1-2 2024
42 www.net-im-web.de 1-2/24 Haushaltes verbunden und wird vertraglich genutzt, fällt der Haushalt zusätzlich auch in die dritte Kategorie „Homes Activated“. In Bild 4 ist zu sehen, dass von den 16,2 Mio. FTTB/H-Anschlüssen der Kategorie „Homes Passed“ mit 8,2 Mio. lediglich die Hälfte fertiggestellt ist. Auffällig ist, dass der Anteil der nicht aktiven vorbereiteten Anschlüsse von 23% in 2018 auf heute 50% angestiegen ist. Die Glasfaseranbieter sollten eigentlich ein starkes Interesse daran haben, ihre FTTB/H-Anschlüsse komplett fertigzu- stellen, umdiese auch vermarkten zu können. Denn nur mit aktiv genutzten Anschlüssen „Home Activated“ können die Netzbetrei- ber Geld verdienen und ihre Investitionen amortisieren. Der einzige Carrier, der nicht zwingend auf die Vermarktung seiner neuen FTTB/H-Anschlüsse angewiesen ist, ist die Telekom. Denn diese bedient insbesondere im ländlichen Bereich fast alle Kunden bereits auf der DSL-Plattform, sei es direkt oder via Vermarktungspartner wie 1&1. Das lässt den Verdacht aufkommen, dass die Telekom aus strategischen Gründen schnell zahlreiche teilfertige Anschlüsse baut, um in diesen RegionenWettbewerber fernzuhalten. Denn kaum ein FTTB/H-Business-Case rechnet sich bei Überbau durch dieTelekom. Für die Fertigstellung und die Kundenmigration von DSL auf FTTB/H kann sich die Telekom dann noch Jahre Zeit lassen – die Kunden abseits der Großstädte haben ja meist keine alternative Anschlusstechnik. Die Telekom hat bis Ende 2023 7,2 Mio. FTTB/H-Anschlüsse gebaut, ver- kauft von diesen aber nur 1,0 Mio. Diese schlechte Vermarktungsquote von 13,9% ist ein weiteres Indiz für die Vermutung, dass die Telekom wahrscheinlich einen hohen Anteil nicht vermarktungsfähiger Anschlüsse hat, die nicht komplett fertig gebaut wurden. Die Wettbewerbsunternehmen haben bis Ende 2023 9,0 Mio. FTTB/H-Anschlüsse gebaut und besitzen damit 55,5% dieser Anschlüsse. Bei der Vermarktung sind sie hingegen erheblich besser als dieTelekom– sie können mit 3,2 Mio. 35,6% FTTB/H-An- schlüsse verkaufen – eine Vermarktungsquote von 35,6%. Über drei Viertel (76,2%) der aktiven FTTB/H-Anschlüsse werden von Wettbewerbsunternehmen bereitgestellt. Gigabit-Anschlüsse In Bild 5 ist die Entwicklung des deutschen Breitbandmarktes hin zu gigabitfähigen An- schlüssen über alle Netzbetreiber zu sehen. Gigabitfähige Anschlüsse können technisch Downlink-Bandbreiten von mindestens 1 Gbit/s bieten – dazu zählen HFC-An- schlüsse mit DOCSIS 3.1-Standard (Data Over Cable Service Interface Specification) und FTTB/H-Anschlüsse, nicht jedoch (V) DSL- undMobilfunkanschlüsse. Maßgeblich für die Berücksichtigung als gigabitfähiger Anschluss ist, dass die Geschwindigkeit von mindestens 1 Gbit/s im Downlink gebo- ten werden kann und auch ein derartiges Produkt angeboten wird – nicht hingegen, dass diese Bandbreite auch tatsächlich von einem Kunden gebucht wird. Von den 37,0 Mio. nachgefragten Breitbandanschlüssen im Festnetz sind Ende 2023 „nur“ 12,7Mio. gigabitfähig (= 34,3%). Während von 2018 bis 2021 durch die Aufrüstung der HFC- Netze auf DOCSIS 3.1 ein signifikantes Wachstum stattgefunden hat, wurde das deutlich geringere Wachstum von +5,8% im Jahr 2023 nur durch die Vermarktung von FTTB/H-Anschlüssen getrieben. Der größte deutsche Carrier Telekom vermarktet lediglich 1 Mio. gigabitfähige Anschlüsse, was gerade einmal 7,9% aller aktiven Giga- bit-Anschlüsse entspricht. Dabei sind die Leistungspotenziale der HFC-Anschlussnetze noch lange nicht ausgereizt, mit DOCSIS 4.0 werden in den kommenden Jahren Downlink-Bandbreiten von 10 Gbit/s und Uplink-Bandbreiten von 6 Gbit/s möglich sein. Allerdings ist es bei der Vermarktung dieser Anschlusstechno- logien im Jahr 2023 zu einemRückgang von 200 Tsd. Anschlüssen gekommen. Es darf nicht übersehen werden, dass keine neuen HFC-Anschlüsse gebaut werden, sondern die heutigen Betreiber der HFC-Netze ebenfalls in FTTB/H investieren und ihre Kunden allmählich migrieren. Trotzdem werden die HFC-Netze mittelfristig das Rückgrat der Gigabit-Versorgung in Deutschland sein. Mobilfunk Bei den von den Mobilfunknetzbetreibern vermarkteten SIM-Karten findet imJahr 2023 erneut ein starkes Wachstum um 12,9 Mio. auf 181,9Mio. statt (Direktvermarktung und Provider). Vodafone erreicht mit 42,8% den größten Anteil an diesen SIM-Karten, Tele- kom mit 32,5% und Telefónica mit 24,7% weniger. Der am08.12.2023 neumit eigenen SIM-Karten gestartete Mobilfunknetzbetrei- 25. TK-Marktanalyse Deutschland 2023 Bild 6: Zahl der SIM-Karten zum Jahresende nach Nutzungsart. Die persönliche Nutzung von Mobilfunk-SIM ist sogar leicht auf etwa 105 Mio. zurückgegangen, was einer Verbreitungsrate von 1,24 SIM pro Einwohner entspricht
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=