NET 10/2021

24 www.net-im-web.de 10/21 Glasfaserausbau auf dem Land Geht man jedoch aufs Land, wendet sich das Blatt. 28 % der europäischen Bevöl- kerung lebt in ländlichen Regionen. Hier sinkt die FTTB/H-Penetration auf 22 % der Haushalte. Netzbetreiber scheuen den Glasfaserausbau auf dem Land. Der „Annual Industry Survey 2020“ des inter- nationalen Nachrichten- und Analysepor- tals Telecoms.com nennt die Kosten und die Geschwindigkeit des Glasfaserausbaus als die wesentlichen Merkmale, auf die Unternehmen besonders achten müssen. Die zweithäufigste Herausforderung: die Kundennachfrage nach Bandbreite zu er- füllen. Im Spannungsfeld zwischen Kosten und Nachfrage müssen Netzbetreiber den „goldenenWeg“ finden, um FTTH-Netze auch in ländlichen Regionen auszurollen. Gute Partnerschaften Der europäische IKT-Anbieter Iskratel hat dabei gute Erfahrungen gemacht, wenn in weniger dicht besiedelten Gegenden Open-Access-Netze (OAN) gebaut werden und sich unterschiedliche Partner für der- artige Projekte zusammenschließen. So ist etwa das Rune-Projekt (Rural Network) derzeit das einzige partnerschaftliche Aus- bauprojekt zwischen zwei EU-Ländern. In seinemRahmen erhalten bis 2023 363.000 Haushalte in 210 ländlichen Kommunen Sloweniens und Kroatiens Glasfaseran- schlüsse mit bis zu 1 Gbit/s. Iskratel ist in diesem Großprojekt für die passiven und aktiven Netzkomponenten zuständig, die dafür ausgelegt sind, bis zu 10 Gbit/s zu übertragen. In der Ukraine ist das Unter- nehmen am Bau von Glasfasernetzen und die Aufrüstung bestehender Kupferdraht- infrastrukturen in über 300 Ortschaften in ländlichen Regionen beteiligt. Zusam- men mit dem ukrainischen Telekommu- nikationsanbieter JSCUkrtelecomwerden 12Mio. € investiert. Damit sollen 1,3Mio. Menschen in 530.000 Haushalten in die Glasfaserzukunft geführt werden. Auch in einem anderen Projekt kooperiert Iskratel mit Ukrtelecom, wo mit einem Investment von über 6,3Mio. € Glasfaser in 200 Orten ausgerollt wird. Der Netzausrüster produ- ziert hierfür über 2.000 kmGlasfaserkabel und liefert auch die Netztechnik. Betrieb und Dienst trennen In einemOAN sind die Dienste vomNetz- betrieb getrennt. Durch diese Trennung steigen zwar die Initialinvestitionen für CPE (Consumer Premises Equipment) und auch das Management wird komplexer. Auf der anderen Seite entstehen für den Netzbetreiber aber keine Kosten für die Entwicklung von Diensten. Ebenso muss sich der Serviceanbieter nicht um den Auf- bau der Infrastruktur kümmern. Für beide Seiten verringert sich das Geschäftsrisiko. Der slowenische Netzausrüster hat für den erfolgreichen Aufbau und Be- trieb von FTTH-Netzen in ländlichen Regionen eine siebenstufige Strategie ent- wickelt. Die Basis hierbei ist eine Markt- analyse, die auch die Pläne anderer Netzbe- treiber miteinschließt. EinWettbewerb auf Netzbetriebsebene sollte vermieden werden. Stimmen die Marktvoraussetzungen, be- nötigen die Partner die Unterstützung und das Vertrauen der Kommune, um einerseits vorhandene Infrastrukturen mitnutzen zu können und andererseits Multiplikatoren wie Politiker, Vereine oder Institutionen ausfindig zu machen, die den Bürgern die Notwendigkeit eines Glasfaseranschlusses näherbringen. Die Take -up-Rate Hat man diese Multiplikatoren auf seiner Seite, wird sich das später positiv auf die Take-up-Rate auswirken. Sie ist die zentrale Kennzahl, auf der das Business-Modell aufbaut. In ländlichen Regionen ist die Nachfrage hoch. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die Bevölkerungsdichte gering ist. Ausgehend von Kosten zwischen 500 und 1.000 € pro angeschlossenem Im Rune-Projekt haben sich Slowenien und Kroatien zusammengeschlossen, um Glasfaser in mehr als 363.000 Haushalte zu bringen (Foto: Rune Group) Open-Access-Netze sollten ohne großen Aufwand erweitert werden können, um auch in Zukunft den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen zu genügen (Foto: Rune Group)

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