NET 10/2021
43 www.net-im-web.de 10/21 „Mischen Sie sich ein!“ europäische Kartellbehörde kritisierte der FRK-Vorsitzende, weil sie es bei der Über- nahme von Unitymedia durch Vodafone trotz Einwände des FRK versäumt hätten, Vodafones Marktmacht gegenüber kleinen, unabhängigenTV-Sendern zu beschneiden. Aus Thielks Aufforderung wurde der Be- schluss des FRK, den Mitgliedern zu emp- fehlen, Bild nicht einzuspeisen bzw. bei einer aktiven Einspeisung den Sender wieder aus den eigenen Kabelnetzen zu nehmen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass "Bild" auf DVB-C verzichten kann“, stellt der Willy. tel-Mann einen Erfolg der Blockade in Aus- sicht. Für das Willy.tel-Netz in Hamburg sei man in aussichtsreichenVerhandlungen. Deren Ausgang müsse man abwarten. Der FRK-Vorstand mahnte daher zusätzlich an, nun keinen Präzedenzfall zu schaffen. „Wenn wir 'Bild' kostenlos einspeisen, ist das für diejenigen, die uns keine Einspei- seentgelte zahlen wollen, ein gefundenes Fressen“, sagte FRK-Schatzmeister Frank Ziener. Gemeinsam mit der DNMG DasThema Einspeiseentgelte hat beimFRK bereits Tradition. Labonte berichtete von den mühevollen Versuchen der jüngsten Vergangenheit, von den Programmanbietern Einspeiseentgelte zu erhalten, wie Voda- fone sie kassiert. Während das ZDF nicht zu Gesprächen bereit war, saß der FRK immerhin mit der ARD an einem Tisch. Allein, gebracht hat es nichts. Eine Chance besteht noch in einer gemeinsammit der Deutschen Netz- marketing GmbH (DNMG) einzubrin- genden Kartellbeschwerde. Die DNMG ihrerseits ist just in einen Rechtsstreit vor dem Bundesgerichtshof um Einspeiseent- gelte involviert. Dessen Ausgang will man noch abwarten, bevor man gemeinsame Schritte unternimmt. Unterdessen sagte die Mitgliederversammlung des FRK der DNMG aber schon einmal ihre Unter- stützung zu. IP-Streams blocken Im Zusammenhang mit der Thematik "Bild" und Einspeiseentgelte verwies ein FRK-Mitglied auf das ProduktMagentaTV, das aus seiner Sicht nichts anderes sei als das, was die FRK-Kabelnetzbetreiber auch anbö- ten. DasMitgliedmachte denVorschlag, ein eigenes TV-Produkt zu entwickeln. Kurz- um wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die nicht nur die Möglichkeiten für die Produktentwicklung ausloten soll, sondern auch der Frage nachgeht, inwiefern IP-Streams in den Kabelnetzen geblockt werden könnten. Schließlich zahlen auch Video-Streaming-Anbieter keine Entgelte für die Durchleitung. Eine gewisse Angriffslust zeichnete den FRK um seinen Vorsitzenden Labonte schon immer aus. Auf dem diesjährigen Breitbandkongress kam noch eine Portion Aggressivität hinzu. Das mag am Rücken- wind liegen, den der Verband erfährt. Die Mitgliederzahl nimmt zu. Der FRK zählt aktuell 133Mitglieder. ZumKongress kamen über 400 Besucher, ein Plus von 19,2 % im Vergleich zum Vorjahr. 60 Aussteller präsentierten in Leipzig ihre Produkte und Dienstleistungen (+13,2 %). Und auch die Ausstellungsfläche wurde um ein Fünftel vergrößert. „Wir entwickeln uns vomFakto- tum zum Faktor amMarkt“, sagte Labonte. Farce, Skandal, schlecht gemacht Der Unmut brach sich insbesondere Bahn, als Labonte mit Dietmar Schickel, Ge- schäftsführer von DSC Consulting, Bernd Thielk, Wolfgang Herr, Geschäftsführer des Bundesverbands Glasfaser (Buglas), und Claus Wedemeier, Referatsleiter für Demografie undDigitalisierung beimDach- verband derWohnungswirtschaft GdW, in der Podiumsdiskussion über die Novelle des Telekommunikationsgesetzes (TKG) sprach. „Die TKG-Novelle ist nur für ein großes Unternehmen gedacht“, ärgerte sich Thielk, ohne den Namen Telekom zu nennen. Bereits FDP-Politiker Sitta ließ bei seiner Eröffnungsrede kein gutes Haar an der Novelle. „Es werden ausschließlich Erwartungen geweckt, die grundsätzlich nur enttäuscht werden können“, sagte Sitta in Leipzig und bezog sich dabei auf den Universaldienst, umgangssprachlich auch als Recht auf schnelles Internet bezeichnet. „Ich hatte den Eindruck, dass die Verbrau- chervorschriften allen Verbänden viel zu weit gehen.“ Viele Veranstalter und Besucher sorgten für ein volles Haus im H4 Hotel in Leipzig. Der FRK darf sich darüber freuen, dass sein Breitbandkongress zunehmend mehr Beachtung findet und von Jahr zu Jahr wächst
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