NET 10/2022
19 www.net-im-web.de 10/22 Energieeffizienz und Brandschutz in Rechenzentren Fokus standen Brände, die erhebliche Schä- den in und an Gebäuden verursachten. Mit 32 % nahmen durch Elektrizität ausgelöste Brände den ersten Platz ein – wie bereits in den Jahren zuvor. An vierter Stelle standen Brände durch Überhitzung (10 %). Welche Folgen Brände in Data- centern haben, zeigte etwa der Großbrand bei einem der größten Internetdienstleister Europas mit rund 100.000 Servern am 10. März 2021: Weltweit waren tausende Unter- nehmen, wichtige Behörden und staatliche Institutionen, die die Dienste des Hosting- Anbieters nutzen, um große Datenmengen zu speichern oder zu verwalten, tagelang über ihre Websites nicht erreichbar. Insgesamt verschwanden 3,6 Mio. Websites durch den Brand aus dem Netz. Da sich das Arbeiten, Lernen und Leben zunehmend ins Digi- tale verlagert, ist ein solcher Ausfall umso gravierender und kann sogar das Aus für Unternehmen bedeuten. Hinzu kommt dasThema Energie- effizienz in Rechenzentren: Es wird gerade – auch angesichts des dringenden ökonomischen und ökologischen Bedarfs, Energie zu sparen – immer mehr zu einem hoch aktuellen und ganz zentralen Punkt. Mehr Energieeffzienz Verkabelungssysteme mit hoher Packungs- dichte und Packungseffizienz tragen entschei- dend zu mehr Energieeffizienz in Rechen- zentren bei. Schließlich ist es für RZ-Betrei- ber ein großer Unterschied, ob sich auf einer Höheneinheit (HE) 24 oder 96 LC-Du- plex-Ports unterbringen lassen. Eine weitere Verdoppelung der Packungsdichten ist dank der Integration von CS-, SN- oder MDC- Steckgesichtern in modulare Verkabelungs- plattformen möglich: In Kombination mit entsprechenden Modulen, die offen sind für gängige und künftige Steckgesichter, finden mit dem CS-Steckverbinder modular bis zu 256 Fasern, mit dem MDC-Steckverbinder sogar bis zu 384 Fasern auf 1 HE Platz und damit doppelt so viele wie bei der Verwendung von LC-Duplex-Steckverbindern sowie eine um Faktor vier höhere Anzahl an Ports. Für Rechenzentren bedeutet das drastische Ein- sparungen an teurer Fläche, die zudem nicht klimatisiert werdenmuss. Ein weiterer Vorteil: Unternehmen erhalten durch die Integration künftiger Steckgesichter auch ein hohes Maß an Zukunftssicherheit und Investitionsschutz. Einen weiteren entscheidenden Einfluss auf die Energieeffizienz haben die verwendeten Kabelkonstruktionen. Sind sie möglichst schlank designt, gewährleisten sie imRückraum die optimale Schrankdurchlüf- tung. Dadurch lassen sich Hotspots vermei- den, Brandlasten reduzieren undGitterrinnen schlanker auslegen. Auch die Wahl der Übertragungs- medien wirkt sich auf die Energieeffizienz aus: Glasfaserkabel haben einen deutlich dünneren Durchmesser und damit ein ge- ringeres Volumen als Kupferkabel. Daraus ergeben sich zwei Vorteile: Zum einen sind die Belüftungswege in den Netzschränken weniger blockiert, wodurch sich Energieein- sparungen erzielen lassen. Zum anderen ist es so: Je kleiner die Kabeldurchmesser sind, desto besser lassen sich die Brandlasten in den Rechenzentren reduzieren. Puzzlestücke für mehr Brandschutz Klar ist, sowohl die möglichst energieeffi- ziente Verkabelung als auch ein hoher Brand- schutz spielen in Rechenzentren eine immer wichtigere Rolle. Neben anlagentechnischen, organisatorischen und baulichenMaßnahmen zumvorbeugenden Brandschutz sollten Planer und Installateure als präventive Maßnahme bereits bei der Konzeption von Rechenzentren auf möglichst geringe Brandlasten achten. Dazu gehört die Verwendung von Verkabe- lungskomponenten aus hochwertig gefertigten Materialien. Professionelle Netzwerkspezialis- tenwie die tde -Trans Data ElektronikGmbH setzen bei ihren Verkabelungskomponenten auf Modulgehäuse oder LWL-Spleißboxen aus Edelstahl, verzinktem Stahlblech oder Aluminium. Außerdem hat der Dortmunder Anbieter bereits seit 1997 – als Reaktion auf den verheerenden Brand am Düsseldorfer Flughafen – sein LWL- undTP-Kabel-Sorti- ment auf LSOH-Produkte (Low Smoke Zero Halogen)-Produkte umgestellt: Diese Kabel kommen ohne halogenisierte Kohlenwasser- stoffe wie PVC im Mantelmaterial aus. Die Verwendung dieses Kunststoffs stellt aus Grün- den des Brandschutzes ein großes Problem dar: Geraten Kabel mit einem PVC-Mantel in Brand, entsteht ätzende Salzsäure. Da sie nicht selbstverlöschend sind, fördern sie im Brandfall den raschen und unkontrollierbaren Brandfortschritt, wobei sie große Mengen an toxischen und korrosiven Brandgasen freisetzen. Diese können an Gebäuden oder in Rechenzentren einen viel größeren Scha- den hinterlassen als der eigentliche Brand. Halogenfreie Kabel hingegen haben eine geringe Rauchgasentwicklung entsprechend der Normen IEC 61034 und EN 50268 und setzen weniger giftige Brandgase frei. Zudem sind sie nach IEC 60332-3C und EN 50266- 2-4 g flammwidrig sowie nach IEC 60754-2 und EN 50267 nicht korrosiv. Auch aus Gründen der Nachhaltig- keit und des Umweltschutzes sind halogenfreie Kabel solchen mit einemPVC-Mantel vorzu- ziehen: Bei der Produktion kommenWeich- macher zum Einsatz, wodurch sie schwer zu recyceln sind und sich nur eingeschränkt wiederverwerten lassen. Rechtliche Rahmenbedingungen Seit dem 1. Juli 2017 fallen fest installierte Strom-, Steuer- und Kommunikationskabel in Bauwerken unter die harmonisierte Norm hEN 50575, die sich an die Bauprodukten- verordnung BauPVo angliedert. Damit hat die EU erstmals einheitliche Regelungen für Brandklassen und Prüfmethoden für Kabel und Leitungen in Gebäuden und Bauwer- ken festgelegt. Danach sind Unternehmen/ Rechenzentren verpflichtet, Kabel mit verbes- serten Brandschutzeigenschaften einzubauen, um für höhere Brandsicherheit zu sorgen. Mit der Aufnahme von Kabeln und Leitungen
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