NET 10/2022
20 www.net-im-web.de 10/22 Energieeffizienz und Brandschutz in Rechenzentren in die Liste der Bauprodukte hat die EU auch sechs neue Hauptbrandschutzklassen für Ka- bel definiert: Diese reichen von Aca bis Fca, wobei `ca` für `cable` steht und A bis F die allgemeine Bezeichnung für alle Bauprodukte umfasst. Die neuen Klassen ersetzen die bis- herigen Brandklassen A1, A2, B1, B2 und B3. Bei der Einteilung spielten die Kriterien Flammausbreitung und Wärmeentwicklung eine entscheidende Rolle: • unbrennbar: Aca • schwer entflammbar: B1ca, B2ca, Cca • normal entflammbar: Dca, Eca • leicht entflammbar: Fca. Ergänzt werden die Klassen um drei weite- re Anforderungen wie Rauchentwicklung (s - smoke), Azidität beziehungsweise Ha- logenfreiheit (a - acid) sowie brennendes Abtropfen (d - droplets). Die EU-Bauproduktenverordnung regelt seit dem 1. Juli 2017 verpflichtend auch die Verwendung der CE-Kennzeich- nung und verlangt eine Leistungserklärung des Herstellers. Wann ist das Kabel ein Kabel? Die BauPVo definiert ein Kabel als Bau- produkt, wenn Bauarbeiten für dessen Ent- fernung nötig sind. Einen Sonderfall nehmen dabei konfektionierte Produkte ein: Werden Kabel und Leitungen als unkonfektionier- te Produkte auf die Baustelle geliefert und dauerhaft in Bauwerken verbaut, fallen sie im Normalfall unter die Norm hEN 50575 und als Bauprodukt unter die BauPVo. Her- steller müssen beim Inverkehrbringen eine Leistungserklärung erstellen und die CE- Kennzeichnung mit zusätzlichen Angaben entsprechend der Verordnung anbringen. Da weiterverarbeitende Hersteller Kabel und Leitungen als Komponenten oder Vor- produkte mit weiteren Bauteilen in andere Produkte einbauen oder konfektionieren, entsteht ein neues Produkt, das nicht als Kabel oder Leitung gemäß hEN 50575 gilt. Hierzu gehören unter anderem auch mit Steckverbindern konfektionierte Daten- und Steuerleitungen. Für solche Produkte ist eine Leistungserklärung und CE-Kennzeichnung als Bauprodukt nicht vorgesehen, selbst wenn konfektionierte Produkte dauerhaft in Bau- werken davon eingebaut werden oder die verwendeten Kabel und Leitungen zuvor vom Hersteller als Bauprodukt entsprechend der BauPVo in Verkehr gebracht wurden. Deshalb fallen Patch- und -Trunk- kabel auch nicht unter die BauPVo – zu- mindest bislang. Denn immer öfter fordern Unternehmen und Versicherungsgesellschaf- ten Kabel mit bestimmten Brandklassen und wollen B2ca-zertifizierte Patch- und Trunk- kabel auch in Rechenzentren installieren. Für jedes installierte Kabel muss eine Leistungs- erklärung (Declaration of Performance - DoP) vorliegen, die imZentralregister hinterlegt ist. Zertifizierte Prüflabore bieten die Möglich- keit, diese Nummern zu überprüfen. Neben dem eindeutigen Kenncode des Produkttyps enthält die Leistungserklärung genaue An- gaben zum Verwendungszweck, Hersteller, Bevollmächtigten, System zur Bewertung und Überprüfung der Leistungsbeständig- keit sowie zur notifizierten Stelle. Außerdem nennt sie die harmonisierte Norm und lis- tet unter dem Punkt „Erklärte Leistungen“ das Brandverhalten mit den dazugehörigen Brandschutzklassen auf. Schließlich müssen die Hersteller die Patch- und Trunkkabel eindeutig beschriften und die jeweilige Brand- klasse klar erkennbar auf das Kabel drucken. Um diesen Anforderungen zu begegnen, hat die tde als einer der ersten Netzspezialisten alle gängigen LWL-Patch- und Verlegekabel entsprechend dem B2ca- Standard zertifiziert und sie für den Markt verfügbar gemacht. Die Zertifizierung er- folgt jedes Jahr und stellt so sicher, dass die Kabel die höchsten Anforderungen an den Brandschutz erfüllen. B2ca-Kabel finden vor allem in Gebäuden mit sehr hohem Sicherheitsbedarf Verwendung, also überall dort, wo viele Personen auf engemRaum zu- sammenkommen und im Brandfall Zeit für Evakuierungen geschaffenwerdenmuss. Dies ist zwingend nötig, da sich das Zeitfenster für eine mögliche Flucht aus einembrennen- den Gebäude seit 1950 um ein Fünftel auf nur noch rund 3 min reduziert hat. Mehr Brandschutz ist also in Gebäuden dringend erforderlich, in denen viele Menschen zu- sammenkommen. Er wird aber auch mit demweiteren Anstieg der Installationsdichte in modernen Hyperscale-Rechenzentren weiter wachsen. Unternehmen sind daher gut beraten, auf Hersteller zu setzen, die sich der freiwilligen Einhaltung der hEN 50575 verpflichten und zertifizierte B2ca-Patch- und -Trunkkabel installieren und damit schon heute für die höhere Brandsicherheit von Menschen, Tieren und Sachgütern ver- antwortlich zeichnen. Das skalierfähige Verkabelungssystem tML der tde trans data elektronik integriert ab Mitte 2020 LWL-Patch- und Verlegekabel, die nach B2ca-Standard zertifiziert sind (Foto: tde)
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