NET 10/2022

23 www.net-im-web.de 10/22 800GE steht vor der Tür um den Kunden langfristig zuverlässige und nahtlose Peering- und Interconnection- Dienste anbieten zu können, betont er. So werden die Edge-Server mit neuen Nokia- 7750-SR-14-Modellen ausgestattet. Diese unterstützen nicht nur 800GE, sondern sollen auch zu einer deutlichen Reduzierung des Stromverbrauchs beitragen. Hyperscaler treiben Umstieg voran Das Marktforschungsunternehmen Light- counting geht davon aus, dass bei den fünf größten Cloud- und Hyperscale-Rechen- zentrumsbetreibern – Alibaba, Amazon, Facebook, Google und Microsoft – sowohl 200GE- als auch 400GE-Transceiver bereits im kommenden Jahr ihren Höhepunkt er- reichen und die Stückzahlen dann wieder zurückgehen. Noch 2024 würde demnach der Umsatz der Top-5-Kunden mit 800GE- Transceivern die Umsätze der beiden voran- gegangenen Technikgenerationen über- trumpfen. Aber nicht nur die großen Hyper- scaler benötigen in Zukunft deutlich mehr Bandbreite. Denn auch in vielen anderen Bereichen werden die Datenmengen steil ansteigen. Leistungshungrige Anwendungen wie Augmented und Virtual Reality (AR/ VR), die in den kommenden Jahren zum Beispiel bei Instandhaltung und Wartung in der Industrie zunehmend zum Einsatz kommen, Videoinspektionen per Drohnen, beispielsweise vonWindkrafträdern, hohen Türmen und anderen unzugänglichen Ge- bäudeteilen, Qualitätskontrollen per Kamera und viele weitere Bewegtbildanwendungen werden für erhebliche Datenmengen sorgen, insbesondere wenn auch noch höher auf- gelöste Videoformate benötigt werden, wie etwa in der Telemedizin. 5G-Campusnetze, die Sensor- und Maschinendaten an Edge- Server weiterleiten, und 5GPublicNetworks, die denmobilenDatenzugriff beschleunigen, tragen ebenfalls zur wachsenden Datenflut bei, genau wie datenhungrige KI-Anwen- dungen. Mehr als nur mehr Bandbreite Nach der Verabschiedung des Standards 800GBase-R durch das Ethernet Techno- logy Consortium im April 2020 dauerte es weniger als ein Jahr, bis die ersten kohä- renten DSP-Chips der fünften Generation vorgestellt wurden. Inzwischen haben eine ganze Reihe von Anbietern entsprechen- de Transceiver gezeigt, wie etwa Hitek Systems, Marvell oder Microchip. Die neue DSP-Generation, die erstmals in einem 7-nm-CMOS-Prozess hergestellt wird, zeichnet sich durch eine Reihe von Innovationen aus. Mit höheren Datenraten (>90 Gbaud), der Unterstützung von 800G-Wel- lenlängen und der flexiblen Anpassung der benötigten Bandbreite ermöglichen sie einen effizienteren Netzverkehr. So können die Netzbetreiber die Kosten pro Bit/km senken, und auch der Energiebedarf inW/Bit je Kilo- meter liegt niedriger als in vorangegangenen Transceiver-Generationen. Zudem können sie flexibler konfigurieren, ob sie eher eine höhere Bandbreite oder eine größere Reich- weite benötigen. Standardisierung schreitet voran Die IEEE 802.3 Ethernet Working Group hat die P802.3df Task Force ins Leben ge- rufen, die Standards für 800-Gbit/s- und 1,6-Tbit/s-Ethernet definieren soll. Davon abgeleitet soll es auch zusätzliche Standar- disierungen für die 200- und 400-GE-Va- rianten geben. DieWeiterentwicklung der Ethernet-Technik ermöglicht einen Leistungszuwachs jeweils auf zwei Wege. Wo bislang 400 Gbit/s über 8 Lanes mit je 50 Gbit/s (bzw. brutto: 56 Gbit/s) möglich waren, können beim800GE 8 Lanes mit je 100Gbit/s (brutto: 112Gbit/s) genutzt werden. Alternativ ermöglichen die neuen Standards, 2 x 400GE zu einem 800GE-Datenstrom zusammenzufassen. Zu- gleich wirken sich die Neuerungen auch auf die vorangegangenen Ethernet-Varianten aus. MitTransceivern neuer Generationwird auch 400GEmit 4 x 100 Gbit/s möglich. Und die nächsten Schritte sind bereits abzusehen. Im kommenden Jahr soll 1,6-Terabit-Ethernet (TE) realisiert werden, dann mit 200 Gbit/s je Lane (brutto: 224 Gbit/s), die auch ein 800GE mit 4 x 200 Gbit/s verwirklichen. Das Normierungsgremium Inter- national Photonics&Electronics Committee (IPEC) hat darüber hinaus Ende Januar die Basisspezifikationen für 800GE-DR8- und 2 x 400GE-FR4-Schnittstellen vorgestellt. In der zweiten Jahreshälfte sollen 800GE- DR- und -FR-Standards folgen. Die PMD- Arbeitsgruppe des IPEC (Physical Media Dependent) arbeitet an einer Vielzahl von Netzszenarien, darunter auch die 800GE- Übertragung über 500 m, 2 km, 10 km und 80 km. Roadmap des zukünftigen Bandbreitenbedarfs – der Trend zu 800 Gbit/s ist in Deutschland angekommen. Wo bislang 400 Gbit/s über 8 Lanes mit je 50 Gbit/s möglich waren, können beim 800GE 8 Lanes mit je 100 Gbit/s genutzt werden

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