NET 10/2022

10/22 31 www.net-im-web.de reicht aber eine Dynamik von z. B. 20dB völlig aus. In Kombination mit einem hohen Einkoppelpegel und einer Pulsbreite von z.B. 100 ns sind so Aussagen zu Entfernungen von mehreren Kilometern möglich. Beim Arbeiten mit demOTDR ist daher viel mehr auf ideale Einkoppelbedin- gungen zu achten. Sind diese schlecht, zum Beispiel durch einen mangelhaften Steck- verbinder, Kratzer oder Verunreinigungen, verringert das die Intensität des Impulses und somit gleich zu Beginn den Dynamikbereich und die Genauigkeit der Messung. Pulsbreite und Totzonen Das wichtigste Kriterium ist die Ortsauflö- sung, sprich, wie genau kann mir das OTDR Streckenlängen oder Entfernungen zu Er- eignissen liefern. Hier gilt: Je schmaler der Impuls, desto besser die Auflösung. Bei 10 ns erreicht man in der Theorie Genauigkeiten von bis zu 1 m. Natürlich kommen noch Abweichungen durch die Länge der Strecke oder die Messung an sich hinzu, aber diese fallen dann nicht mehr so sehr ins Gewicht. Daher ist bei der Pulsbreite darauf zu achten, dass diese in gewissem Umfang einstellbar ist. Im ersten Augenblick könn- te man dazu neigen, immer die höchste zu wählen. Aber Vorsicht: Je breiter der Impuls, desto eher kann er nah beieinanderliegende Ereignisse überdecken. Als Faustformel gilt, dass zwei Ereignisse unterschieden werden können, wenn sie mindestens eine halbe Pulsbreite auseinanderliegen. Auch sollte man im Gerät die zu erwartende Faserlänge konfigurieren können, da diese die Laufzeit des Impulses auf der Leitung bestimmt und unmittelbar Einfluss auf die Totzone hat. Bei derTotzone unterscheidet man zwei Arten: Zum einen die Ereignistotzone, die angibt, in welchem Abstand man zwei Ereignisse von- einander unterscheiden kann, zum anderen die Dämpfungstotzone, die den minimalen Abstand zweier Ereignisse bestimmt, so dass die Dämpfung noch genau bestimmt werden kann – beides zusammen definiert die soge- nannte Gesamttotzone. Diese wird bei sehr kleinen Impulsbreiten angegeben (z.B. 10 ns) und sollte im Bereich von wenigen Metern liegen. Die Genauigkeit der Dämpfungsmes- sung, die Linearität, ist ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium. Eine Abweichung von ±0,05 dB/dB ist für den Einsatz im Access- Bereich mehr als ausreichend. Wie bei TDR-Messungen imKup- ferbereich ist es auch bei OTDR-Messungen wichtig, die zu messende Faser zu kennen. Wichtige Faserparameter sollte man daher eingeben können, um möglichst exakte Er- gebnisse zu erhalten. Dazu zählen allem voran der Brechungsindex (IoR), der Rayleigh-Rück- streukoeffizient (BC) und der Dämpfungs- koeffizient (ACI). Unterstützung für den Techniker Geräte mit Automodus machen viele Dinge vollautomatisch und sind gerade für Einsteiger zu empfehlen. Hierbei werden automatisch Tests mit unterschiedlichenWellenlängen und Pulsbreiten ausgeführt und die Ergebnisse ganz bequem in einer Event-Tabelle mit Hilfe von Symbolen, Längen- und Entfernungsangaben aufbereitet. Im Idealfall sogar mit Pass-Fail- Bewertung, wozuman in einemgutenOTDR die entsprechenden Grenzwerte für die Ereig- nisse Spleiß, Macrobend und Steckverbinder konfigurieren können sollte. Manche Geräte bringen sogar eine vorbereitete Bewertung nach ITU-T G.671 oder TIA 568.3-D mit. Das macht es natürlich noch ein wenig ein- facher, aber die Werte lassen sich dann nicht an die eigenen Qualitätsanforderungen – die möglicherweise höher sind – benutzerdefiniert anpassen. Da jeder Einsteiger aber auch ir- gendwann Erfahrung gesammelt hat, ist es sehr sinnvoll, darauf zu achten, dass es auch einen manuellen Modus mit eigenständiger OTDR-Grafik und einem Echtzeitmodus gibt, mit demman auch sich schnell ändernde Ereignisse sicher erkennen kann. BeimAuto- modus ist dies eher dem Zufall überlassen. Achten Sie bei Ihrer Auswahl von optischenTest- undMessgeräten genau darauf, in welchem Bereich Sie tätig sind, damit sie genau die richtige Lösung zur Hand haben, wenn es Probleme gibt. Durch den Einsatz eines Multifunktionstesters lässt sich so er- heblich Zeit sparen, da eine erste Beurteilung schon sofort möglich ist: Gerade bei „kleinen“ Problemen (Verunreinigungen, Kontaktpro- bleme u.Ä.) ist es dann nicht nötig, auf den Experten zu warten. www.intec.de OTDR-Messungen auf der letzten Meile Bild 2: Ein OTDR misst die Strecken- und die Ereignisdämpfung und kann daraus zusammen mit der Laufzeit des reflektierten Impulses die Streckenlänge, Spleiße und Steckverbinder bestimmen (Bilder: Intec)

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