NET 10/2022
40 www.net-im-web.de 10/22 Freiheit, Gleichheit, Lichtgeschwindigkeit notwendig sei. „Mit einer verlässlichen, vertrauensvollen Arbeit kann man gut Ver- trieb machen“, sagte Weirich und spielte damit auf die guten Kontakte der kleinen und mittelständischen Netzbetreiber in die Wohnungswirtschaft an. Auf gute Partnerschaften setzen aber auch die Netzbetreiber mit Investo- ren im Hintergrund. „Open Access ist die einzige Firewall gegen Überbau“, sagte Wendler. JochenMogalle, CEOder Leonet AG, wies jedoch darauf hin, dass es noch an Standardisierung für Open Access fehle, um Kooperationen zu vereinfachen. Das könnte sich demnächst än- dern, wie Weirich erklärte. Auf Grundlage der Kooperation zwischen Wilhelm.tel und der Deutschen Telekom arbeitet das Gigabitforum der Bundesnetzagentur an einer Vorlage für Open-Access-Verträge auf BSA-Layer-2- und BSA-Layer-3-Basis. „Ein erster Entwurf soll im November fertig sein“, erklärte Weirich in Leipzig. Des Weiteren soll es laut Weirich in „ein bis zwei Monaten“ einen weiteren Entwurf geben, mit denen im Rahmen von Open- Access-Vereinbarungen auch passive Infra- strukturen zur Verfügung gestellt werden können. Doch auch wenn diese Vertrags- vorlagen die Einigung auf Open-Access- Modelle vereinfachen dürften, heißt das laut Giganetz-ChefWendler nicht, dass man Kupfer nicht überbauen werde. „FTTC ist sehr interessant“, pflichtete ihm Toni Lo Chiatto bei. „Wenn wir nicht überbauen, macht es ein anderer“, erklärte der CEO der Strategic Fiber Networks auf demBreit- bandkongress. Kosten runter, Bandbreiten hoch Wie kann sich also ein Kabelnetzbetreiber vor diesemÜberbau schützen? SeinTrumpf besteht aus der Nähe zur Wohnungswirt- schaft. „Das Leben besteht nicht nur aus Infrastruktur im Boden, es besteht auch aus Infrastruktur in den Häusern und Wohnungen, und es besteht darin, ob die Kunden diese Infrastruktur nutzen“, sagte Weirich auf dem Breitbandkongress. Der Datenhunger der Kunden steigt und damit die Nachfrage nach hohen Bandbreiten. Wie ein Kabelnetzbetreiber diese Nachfrage bedienen kann, demonstrierte in Leipzig DCTDelta mit Docsis as a Service (Docsis – Data over Cable Service Interface Spe- cification). Mittels Virtualisierung können Netzbetreiber Docsis 3.1 einsetzen, ohne die Investitionen in die notwendige Hardware am CMTS (Cable Modem Termination System) vornehmen zu müssen. Docsis as a Service ersetzt zum einen den analogen Fibernode durch Re- mote PHY und andererseits das CMTS durch CCAP (Converged Cable Access Platform). Durch den IP-Backbone des DCT-Delta-Partners Tele AG ist Docsis as a Service bundesweit verfügbar. Auf dem Backbone wird ein CIN (Converged Inter- connect Network) aufgesetzt, quasi eine Art Cloud, auf die der Kabelnetzbetreiber zugreift. Laut Frank Fuhrmann, Vertriebs- leiter bei DCT Delta, sparen Kabelnetzbe- treiber mit Docsis as a Service Strom- sowie Klimatisierungs- und Mietkosten ein. Es entstünden auch keine Softwarepflege- kosten. Auch mit Lizenzen muss sich der Netzbetreiber nicht herumschlagen. „Es entstehen nur Kosten für aktive Kunden“, erklärte Fuhrmann. Zudem könne Docsis 3.0 parallel mit der Virtualisierungslösung betrieben werden. „Wir können mit den Glasfaseranbietern konkurrieren“, sagte Fuhrmann. Erste Übernahmen 2023 Auch wenn der Überbau verhindert werden kann, bleibt noch die Gefahr, übernommen zu werden. „Wir gehen als Investor in die NE4“, sagte etwa Giganetz-Chef Wendler. „Wir müssen mit der Wohnungswirtschaft Wege finden, wie wir über Koax zu Glas- faser kommen.“ Nach Ansicht der auf der Podiumsdiskussion vertretenen Netzbe- treiber wird es jedoch noch fünf bis zehn Jahre dauern, bevor sich der Glasfasermarkt konsolidiert. So viel Zeit brauche es, bis sich interessante Übernahmekandidaten herausgebildet hätten. Nichtsdestotrotz könnte es bereits im nächsten Jahr zu ersten Übernahmen kommen, gerade bei kleineren Unterneh- Bereit zur Kooperation über Open Access (v.l.n.r.): Deutsche-Giganetz-Geschäftsführer Soeren Wendler, Leonet-CEO Jochen Mogalle, Charles Fränkl, Beiratsvorsitzender des Netzbetreibers DNS: NET, und Toni Lo Chiatto, CEO der Strategic Fiber Networks (Foto: FRK)
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