NET 10/2023

28 www.net-im-web.de 10/23 RE CHEN - UND DATAC ENT ER Klimaschutz und High Performance im Einklang Worauf kommt es bei umweltfreundlichen Rechenzentren wirklich an? Bernhard Reimann ist Objektleiter bei der NET Bernhard Reimann Egal ob Konzern, Mittelständler oder der Handwerksbetrieb um die Ecke – zahlreiche Unterneh- men fast aller Branchen haben ihre IT-Initiativen im Zuge der Pandemie beschleunigt. Dabei hat der wachsende Bedarf an Daten- austausch und digitalen Services verdeutlicht, dass die erfolgreiche Digitalisierung nur mit einer star- ken, zugrundeliegenden digitalen Infrastruktur möglich ist. Das Rückgrat für eine erfolgreiche Digitalisie- rung bilden neben einer flächendeckendenVersor- gung der Republik mit Breitbandinternet Rechenzentren. Insbesondere große Colo- cation-Rechenzentren bietenUnternehmen dabei eine Plattform, sich miteinander oder mit der Cloud zu vernetzen, um ihr Geschäft zu führen und Innovationen umzusetzen. Rechenzentrumsbetreiber bauen angesichts der starken Nachfrage deutschlandweit ihre Kapazitäten aus und schaffen so die Grundlage für die weitere Digitalisierung. „Einher mit diesem Ausbau geht aller- dings auch die wichtige Frage, wie sich diese digitale Transformation weiterhin klimafreundlich und nachhaltig gestalten lässt“, weiß Jerome Evans, Gründer und Geschäftsführer der Firstcolo GmbH. Ökologischer Fußabdruck Rechenzentren befinden sich nicht nur in Deutschland auf Wachstumskurs, sondern weltweit. 2022 belief sich der globale Server- bestand auf rund 85,6Millionen Stück. Im Jahr 2015 waren es noch 58,8 Millionen. In Deutschland treibt vor allem der zuneh- mende Ausbau von Cloud Computing das Wachstum. Inzwischen nutzen bereits 89% der Unternehmen in Deutschland solche Anwendungen. So haben sich die Kapazi- täten von Cloud-Rechenzentren in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt: von 470MW (2017) auf 880MW (2022). „Je energieeffizienter und nach- haltiger Rechenzentren betrieben werden, als desto niedriger entpuppt sich daher nicht nur ihr eigener ökologischer Fußabdruck, sondern zugleich auch der Fußabdruck digitaler Lösungen und Anwendungen insgesamt – sei es in Privathaushalten, beim Streaming, bei der Internetnutzung oder in Industrieprozessen“, so Evans. Energiebilanz verbessern Als ein wichtiger Hebel für mehr Klima- schutz erweist sich die Nutzung von Ab- wärme. Doch umdiese abgeben zu können, braucht es jemanden, der die Abwärme auch tatsächlich abnehmen kann – und will. Allerdings fehlen vielerorts noch die dafür nötigen Fernwärmenetze der vierten Generation. „Bleibt es bei den vorgesehenen Regelungen, lassen sich neue Rechenzen- tren zukünftig nur noch dort ansiedeln, wo solche Abwärmenetze vorhanden oder verbindlich vorgesehen sind. Dabei muss die Standortwahl von Rechenzentren einer anderen Logik folgen, als dies die Abwär- menetze tun“, erklärt Evans. Es braucht dort Datacenter, wo in großem Umfang Strom aus grundlastfähigen Quellen be- reitsteht und ein hoher regionaler Bedarf an Rechenpower herrscht. Bereits existie- rende Rechenzentren sind aufgrund der eingesetzten Kühltechniken zudemnur mit hohem oder sehr hohem Aufwand für eine Abwärmenutzung umrüstbar. Gleichzeitig gilt es, den grünen Strommix auch politisch stärker voranzu- treiben. Schließlich können Vorgaben zur Abnahme von Ökostrom nur bei einem ausreichenden AngebotWirkung entfalten. „Deutschland braucht leistungsfähige und sichere Rechenzentren. Deshalb unter- stützen gerade Rechenzentrumsbetreiber in Deutschland ausdrücklich das Ziel, ihre Energiebilanz weiter zu verbessern und die Digitalisierung klimafreundlich zu ge- stalten“, führt der Experte für Datacenter abschließend an. www.firstcolo.net Jerome Evans Gerade Rechenzentrumsbetreiber in Deutschland unterstützen ausdrücklich das Ziel, ihre Energie- bilanz weiter zu verbessern und die Digitalisierung klimafreundlich zu gestalten

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