NET 10/2023

42 www.net-im-web.de 10/23 Die Langsamkeit des Glasfaserausbaus Anbieter vonTelekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), auf dem Kongress. Immerhin will eine ganze Reihe an Investoren in Deutschland mit Mil- liardeninvestitionenGlasfasernetze bauen und damit das Kupfernetz der Telekom überbauen. Die Bonner haben jedoch das Ziel ausgegeben, auch in sieben Jahren noch einen Anteil am Festnetz von 70 % halten zu wollen. „Die Telekom muss denjenigen, die ihr dieses Infrastruktur- monopol abspenstig machen wollen, etwas entgegensetzen“, erklärte Ufer. Der Fehdehandschuh sind die Homes passed. Die Strategie dahinter: Dort, wo die Telekom bereits die Glasfaser unter Straßen und Gehwegen verlegt hat, traut sich so schnell kein anderer hin. „Das ist klassisches Handtuchwerfen“, wetterte Ufer auf dem FRK-Kongress. Laut Breko stammt rund einDrittel der Homes passed von der Telekom. Vor zweieinhalb Jahren war es noch ein Viertel. Ufer unterstellt nun der Telekom, dass sie keinerlei Inte- resse daran habe, aus den Homes passed beizeiten Homes connected zu machen. „Sie hat ja einen Großteil ihrer Kunden am VDSL-Netz“, erklärte der VATM- Geschäftsführer in Leipzig. Das gefährde laut Ufer das politische Ziel, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser zu versorgen. „Die Telekom kann das hervorragend aushalten, weil sie ja ein funktionierendes Netz hat“, so Ufer. Oder andersherum: Diejenigen, die jetzt Netze bauen und Kunden zur Refinanzierung ihrer Investitionen be- nötigen, geraten unter Druck, zumal der Telekom zusätzlich Rosinenpickerei vorgeworfen wird. Will heißen: Sie sucht sich die attraktivsten Gebiete aus, in denen sie Glasfaser verlegt – auch wenn dabei Wettbewerber überbaut werden. Den strategischen Überbau und die Ro- sinenpickerei der Telekom bezeichnete WolfgangHeer, Geschäftsführer des Bun- desverbands Glasfaseranschluss (Buglas), in Leipzig als Erpressung. Netzbetreiber würden dadurch vor die Wahl gestellt, entweder mit derTelekom zu kooperieren oder andernfalls überbaut zu werden. Hoffnungsträger Open Access Immerhin wäre eine Kooperation über Open Access ein attraktives Modell für einen Netzbetreiber, wenn er dadurch eine Marke wie die Telekom auf sein Glasfasernetz bekäme. Andererseits glaubt VATM-Geschäftsführer Ufer nicht, dass dieTelekom ein Interesse anOpen Access habe. Sein Argument: Wer in Zukunft 70 % Infrastrukturanteil haben will, für den sei es nicht vorteilhaft, auf die Netze derWettbewerber zu gehen. „Wenn einer der wichtigsten Player nicht mitspielt, dann funktioniert Open Access nicht“, sagte Ufer auf dem FRK-Kongress. Tim Brauckmüller kann dem Doppelausbau sogar etwas Positives ab- gewinnen, wenn dann auch tatsächlich ausgebaut wird. „Ich habe aber ein Problem damit, wenn nur von einem Telekom- munikationsunternehmen der Kernort erschlossen wird, die kleinen und mittel- ständischen Netzbetreiber bankrott gehen und Glasfaser in den Außenbezirken nur mit Fördermitteln verlegt werden kann“, sagte der Geschäftsführer des Projektträgers Atene Kom in Leipzig. Die Folge wäre, dass noch mehr Fördermittel benötigt würden und es immer weniger TK-Firmen gäbe, die noch Glasfasernetze bauen könnten. Das will der FRK mit einer un- gewöhnlichen Maßnahme verhindern. In Leipzig beschloss die Mitgliederversamm- lung, dass sich unter ihnen diejenigen, die Telekom-Aktien besitzen, in der nächsten Jahreshauptversammlung des Magenta- Konzerns dafür stark machen, dass die Ver- treter des Bundesfinanzministeriums und der KfW, die im Aufsichtsrat der Telekom sitzen, darauf hinwirken, dass dieTelekom ihre Überbaustrategie ad acta legt. Löcher auf der Netzebene 3 Die hohe Zahl an Haushalten, an denen die Glasfaser nur entlangläuft, ohne dass sie angebunden sind, ist für Buglas-Ge- schäftsführer Heer ein generelles Prob- lem. „Die größte Bremse ist, dass wir auf der Netzebene 3 Löcher schaffen“, Tim Brauckmüller, Geschäftsführer von Atene Kom (l.), und Buglas-Geschäftsführer Wolfgang Heer forderten die mittelstän- dischen FRK-Mitglieder zu mehr Selbstbewusstsein im Wettbewerb mit der Telekom auf (Foto: FRK)

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