NET 10/2023

43 www.net-im-web.de 10/23 Die Langsamkeit des Glasfaserausbaus sagte Heer auf dem Breitbandkongress in Leipzig. „Die Häuser in diesen Lö- chern werden niemals in den nächsten Monaten angeschlossen werden.“Weder für einen Netzbetreiber noch für ein Tiefbauunternehmen lohne es sich laut Heer, noch einmal zurückzukehren, um fehlende Haushalte anzuschließen. Oder es wird für die Immobilienbesitzer teuer. Ein Beispiel dafür liefert der niedersäch- sische Netzbetreiber htp, der aktuell in Hemmingen bei Hannover sein Glasfa- sernetz nachverdichtet. Während es den Hausanschluss in der Vorvermarktung kostenlos gab, fallen jetzt 1.975 € für den Hausbesitzer an. Der kann dafür zwar im Falle eines Mietshauses das Glasfaserbereit- stellungsentgelt nutzen und so einenTeil der Kosten auf die Mieter umlegen, doch das Entgelt beträgt maximal 450 € brut- to. Immerhin: Der Referentenentwurf zum Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) sieht eineTechnikerpauschale von 60 € netto vor, die ein Internet Ser- vice Provider (ISP) für die Aufschaltung eines neuen Kunden zahlen muss. Da- durch soll verhindert werden, dass der Netzbetreiber, insofern er auch als ISP tätig ist, einem Wettbewerber kostenlos Zugang zu Kunden geben muss. Den- noch bleibt der Gesetzgeber aus Sicht der Branchenexperten mit demNABEG ein weiteres Mal hinter den Erwartungen zurück. Das oft als zu niedrig angesetzte Glasfaserbereitstellungsentgelt wird im Referentenentwurf zum Beispiel nicht erhöht, obwohl Inflation und Baukosten gestiegen sind. Medienversorgung wird teurer Dass die TKG-Novelle allseits als hand- werklich schlecht gemachtes Gesetz kriti- siert wird, war den rund 400Teilnehmern (ein Plus von 15% imVergleich zu 2022) des FRK-Kongresses nicht neu. Langsam rückt jedoch der Stichtag 1. Juli 2024 auch in das Bewusstsein der Wohnungs- wirtschaft, diemit der Energiebeschaffung und energetischen Sanierung noch ganz andere Themen vor der Brust hat. Doch wenn ab dem 1. Juli 2024 das Sammel- inkasso wegfällt und Mieter auf Einzel- inkasso umgestellt werden müssen, wird das auchKonsequenzen für Vermieter und Mieter haben. „Die Medienversorgung wird in Zukunft nicht mehr so günstig sein“, prognostizierte Gábor Csomor, Ge- schäftsführer des NetzbetreibersWilly.tel, auf demKongress imLeipziger H4Hotel. An die Stelle langjähriger Gestat- tungsverträge, über die Netzbetreiber die Betriebskosten für ihre Inhouse-Netze auf die Mietnebenkosten umlegen konnten, tretenVerträge überTK-Dienstleistungen, die mit Mietern einzeln abgeschlossen werden müssen und die nach 24 Mona- ten gekündigt werden können. Damit fällt die solidarische Verteilung über die Umlagefähigkeit der Netzbetriebskosten ab dem 1. Juli 2024 weg. Das bedeutet, dass nur die Mieter für den Netzbetrieb aufkommen, die über das Netz Dienste beziehen. „Die Verbraucher werdenmehr für den Internetzugang zahlen, weil den Netzausbau nicht alle bezahlen wie beim Sammelinkasso“, erklärte Csomor auf dem Breitbandkongress. Dabei ist nicht nur der büro- kratische Aufwand durch die Umstel- lung von Sammel- auf Einzelinkasso ein Problem für die Netzbetreiber. In alten Gebäuden, die über eine Baumstruktur mit Fernsehen, Internet und Telefonie versorgt werden, könnenMieter, die kei- nen Einzelvertrag abschließen, technisch nicht ohneWeiteres ausgeschlossen wer- den. Frequenzfilter wirken sich auf das gesamte Netz aus, und die Versiegelung von Anschlüssen in den Wohnungen ist wenig zielführend. Die Experten auf dem Breitbandkongress verwiesen hierbei auf Erneuter Rekord: Sowohl bei Teilnehmern als auch bei Ausstellern legte der FRK-Breitbandkongress um jeweils 15 % zu. Dabei war das Interesse der Kongressbesucher an den Exponaten groß (Foto: FRK) Die größte Bremse für den Glasfaserausbau ist, dass wir auf der Netzebene 3 Löcher schaffen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=