NET 10/2023

44 www.net-im-web.de 10/23 die kurze „Halbwertszeit“ von Plomben an Kabeldosen in Wohnzimmern. Eine Kontrolle ist zudem nur möglich, wenn der Mieter den Zugang zur Wohnung gestattet. Thema Sonderkündigungsrecht Hinzu kommt, dass Gestattungsverträge mit einer Laufzeit über den 1. Juli 2024 hinaus vonWohnungsunternehmen ent- schädigungslos gekündigt werden kön- nen. Gegen dieses Sonderkündigungs- recht geht sowohl Willy.tel als auch die Rehnig BAKBreitbandnetze&Kabelfern- sehen mit einer Verfassungsbeschwerde vor. Vor rund einem Jahr reichten beide Unternehmen ihre Beschwerden beim Bundesverfassungsgericht ein. Passiert ist seitdem nichts, wie Geschäftsführer Uwe Rehnig auf dem Breitbandkongress erklärte. Selbst auf Nachfragen habe das Gericht nicht reagiert. Dabei offenbart sich immermehr die Dringlichkeit dieser Beschwerden, denn wie auf dem Kongress berichtet wurde, nimmt die Zahl der Wohnungs- unternehmen zu, die dieses Sonderkün- digungsrecht als Druckmittel nutzen, um inVerhandlungenmit denNetzbetreibern günstigere Konditionen herauszuschlagen. Rehnig geht es aber nicht um den Erhalt der Verträge. „Unser Ziel ist, dass das TKG nachgebessert wird“, erklärte das FRK-Vorstandsmitglied auf dem Leipzi- ger Kongress. Trotz der kritisiertenRahmenbe- dingungen imGlasfaserausbau ging vom FRK-Breitbandkongress ein starkes Signal an die kleinen und mittelständischen Netzbetreiber aus. Brauckmüller rief zu mehr Selbstbewusstsein imWettbewerb mit der Telekom auf. „Das ist hier natür- lich einKampf David gegenGoliath“, sag- te der Atene-Kom-Chef, „aber ich glaube, dass die Investoren und Mittelständler auch ganz schön pfiffig sein können.“ Er riet dazu, nicht auf den Gesetzgeber oder gar dieWettbewerbsbehörden zu warten. „Wir müssen uns bei den kommunalen Entscheidungsträgern als die erweisen, die tatsächlich vor Ort ausbauen“, ergänzte Buglas-Geschäftsführer Heer. Ohne den Mittelstand in Deutschland würde laut Heer die Telekom überhaupt nichts aus- bauen. Sie würde stattdessen vielmehr das Ausbautempo verlangsamen. „Wir müssen dranbleiben, wir müssen es auf die Kette kriegen“, sagte Heer in Leipzig. Automatisierung und Migration Mit welchen Mitteln das in der Pra- xis funktionieren kann, zeigten die 75 Aussteller (ein Plus von 15 %) an ihren Ständen und in den Vorträgen des Kon- gresses. Vieles drehte sich dabei um die Themen Automatisierung undMigration von Koaxialkabel- auf Glasfasernetze. Das Unternehmen Netzkontor stellte beispielsweise mit DiPS OM eine Pro- zessautomatisierung für denNetzbau vor, mit der eine digitale Bauakte entsteht. VollautomatischeWorkflows ver- spricht auch der KNMKabelNetManager für CRM-Systeme. Gerade durch den Wegfall des Sammelinkassos kommt auf die Netzbetreiber ein erhöhter Aufwand im Kundenmanagement zu. Massenpro- zesse müssen mit demKabelNetManager nicht mehr manuell erledigt werden.Tech- nische Prozesse lassen sich mit der Lösung auch für die Services vonVordienstleistern steuern. Die Provisionierung und das Endgerätemonitoring will EasySolutions automatisieren. Mit dem Auto Configu- ration Server (ACS) erhält jedes Endgerät eine URL, über die das Gerät automatisch mit dem Server kommuniziert. Die Entlastung von Service- und Kundenmitarbeitern ist auch das Ziel von Computer Controls. Aufgrund fehlender Fachkräfte reduzieren die Netzbetreiber den Messumfang. Als Folge steigen die Fehlerrate und damit auch die Maintenan- ce-Kosten. Computer Controls will nunmit einer Messtechnik von Exfo Qualitätsmes- sungen automatisieren und integrieren, so dass Feldmessungen weitestgehend obsolet werden. Anstelle des Messgeräts nutzen die Servicemitarbeiter dann ein Tablet oder Smartphone, auf dem alle wichtigen Informationen abgebildet werden. Ein besonderer Fokus lag vor allem auf Migrationslösungen für den Übergang von DVB-C auf IPTV. Unter- nehmen wie Purtel.com oder Ocilion stellten TV-Plattformlösungen vor, die diese Migration möglichst geräuschlos für Netzbetreiber, Vermieter und Mieter vollziehen sollen – mal wie bei Ocilion mit integriertem Subscription Video on Demand (SVoD), mal ohne wie bei Pur- tel.com. Vollumfängliche und modular aufgebaute TV-Lösungen sind also vor- handen. Jetzt muss nur noch die Glasfaser in die Gebäude kommen. Wie schnell das bis zur 27. Auflage des FRK-Breit- bandkongresses funktioniert, erfahren die Besucher am 11. und 12. September 2024 in Leipzig. Die Langsamkeit des Glasfaserausbaus Im nächsten Jahr muss der FRK einen neuen Vorsitzenden wählen. Heinz-Peter Labonte, jahrelang Lenker und Stratege des FRK, tritt 2024 nicht mehr zur Wahl an (Foto: Marc Hankmann)

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