NET 11/2021
21 www.net-im-web.de 11/21 Immer einen Überblick vorhalten bar und vergleichbar mit Dashboards von Webanwendungen – werden Zustände und Daten der Netze des Bundes sowie deren Übergänge und Komponenten dargestellt. Graphen,Tabellen, schematisch dargestellte Netzkomponenten in verschiedener Farb- gebung und vieles mehr zeigen den Zustand der Infrastruktur und vermitteln auf den ersten Blick einen Eindruck der aktuellen Betriebslage, z.B. zu Auslastungen und verfügbaren Kapazitäten oder einzelnen AnwendungskomplexenwieMail-Diensten. Hier laufen auch Ereignisse, sog. Incidents, auf, also Vorfälle in Form von Systemdaten, Meldungen oder Problemberichten, Status- änderungen von Komponenten usw., die durch die diensthabende Schicht hinter- fragt, interpretiert und in Handlungsan- weisungen übersetzt werden. Jedes Mitglied desTeams in der Schicht hat an seinemPlatz nochmals eigene Monitore und spezielle Anwendungen für den eigenenTeilbereich sowie Kommunikationsanwendungen. Eine der wichtigsten Aufgaben des NMC, die sich aus Incidents ergeben, ist neben Ursachenforschung und Fehlerbehe- bung vor allemdie Kommunikationmit den betroffenen oder anderweitig involvierten Nutzern bzw. Nutzerstellen als Kunden der Netze des Bundes. Neben Bundesbehörden gehören zu den Kunden auch andere staat- liche Organisationen, denn die Netze des Bundes und darüber zur Verfügung gestellte Dienste stehen optional allen staatlichen Stel- len zur Verfügung und sollen perspektivisch zu einemvollumfänglichen Informationsver- bund der öffentlichen Verwaltung (IVÖV) fortentwickelt werden. Mittlerweile sind mehr als 200 Zugänge bei Nutzerstellen in Betrieb. Und der Kreis der Kunden erweitert sich auf Bundesebene wie auch auf Ebene der Länder und Kommunen stetig, da die hochsichere und hochverfügbare Bereit- stellung von Netzdienstleistungen einen hohen Spezialisierungsgrad erfordert, der nur noch in besonders ertüchtigten Strukturen gewährleistet werden kann. Zentrale Bereit- stellungen ermöglichen hier eine Konzent- ration auf die eigenen Kernkompetenzen. Zwischen Routine und Störfall Auch bei noch so großemEngagement und Fokussierung können temporäre technische Störungen nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Das Spektrum der möglichen Incidents ist dabei enorm groß, die ent- sprechenden Prozeduren werden stetig nachgesteuert, verbessert und ausgebaut. Einiges im NMC ist Routine, für vieles gibt es Arbeitsanweisungen. Doch immer wieder geschehen Ereignisse, die für die Netze nicht alltäglich sind und trotzdem umgehend behandelt werden müssen. Ein Beispiel dafür ist die Corona- Pandemie. Mit der Entwicklung zur pande- mischen Lage ging ein enormer, sprunghafter Anstieg der genutzten Bandbreiten in den Netzen des Bundes einher, da zum einen der Bedarf an abstimmender Kommunikation erheblich anstieg, aber zum anderen auch eine Verlagerung von festen zu mobilen An- schlüssen stattfand. Dies hatte vor allemAus- wirkungen auf die spezifische Netzlast und damit rückwirkend auch auf rund 300.000 Bundesbeschäftigte, die täglich und teilweise bis heute vorwiegend imHomeoffice arbeiten. Diese Netzlasten mussten geschickt ausge- steuert und durch die Schaffung zusätzlicher Kapazitäten erheblich erweitert werden. Ein weiteres Beispiel ist die Hoch- wasser-Katastrophe im Juli 2021. Hier musste der Betrieb einer Reihe von betroffenen Standorten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit Stromgeneratoren si- chergestellt werden. Auch solche Incidents laufen im NMC auf und werden in Zu- sammenarbeit mit anderen Behörden und Dienstleistern bearbeitet und gelöst. Auch andere Szenarien wie Cy- berangriffe oder zerstörte Netzkomponen- ten sind denkbar – das NMC ist auf die verschiedensten Störfälle vorbereitet. Die meisten Vorkommnisse jedoch haben mit Wartungsarbeiten oder geplanten Netzände- rungsmaßnahmen zu tun. In seltenen Fällen öffnenTechnik-Teams örtliche Netzzugänge ohne vorherige Abstimmung und lösen damit versehentlich Sicherheitsvorfälle aus. Denn auch die Abstimmung für Vor-Ort-Arbeiten fällt in die Zuständigkeit des NMC, alle Arbeiten an Zu- und Übergängen haben Auswirkungen und können im NMC ge- sehen werden. Hohe Anforderungen Entsprechend geschult, flexibel und belastbar sind jene Beschäftigten, die imNMC rund um die Uhr im Schichtsystem arbeiten. Sie müssen nicht nur Expertinnen und Experten in ihrem jeweiligen Bereich sein, sondern auch ausgeglichen und wachsam sowie in besonderen Lagen ruhig und besonnen re- agieren. Sie müssen zudemausgeprägte kom- munikative Fähigkeiten besitzen und in der Lage sein, komplexe Lagen nicht nur schnell und sicher einschätzen zu können, sondern sie auch Dritten gegenüber zu vermitteln. Im betrieblichen Alltag müssen die Beschäftigten im NMC immer einen Überblick über den Status der bundesweiten Netzinfrastruktur vorhalten. Ein täglicher Report der Betriebslage wird an die BDBOS gemeldet und bei Bedarf finden dazu auf kurzen Wegen ergänzende Rücksprachen und Abstimmungenmit der Betriebsaufsicht in der BDBOS statt. Die Netze des Bundes als mehr- schichtige, hochsichere und hochverfügbare Infrastruktur bilden das Rückgrat der Re- gierungs- und Verwaltungskommunikation auf Bundesebene. Sie sind eine sich stetig an die Bedarfe anpassende und erweiternde IT-Infrastruktur, die unter Beteiligung ver- schiedener Akteure so hochkomplex und leistungsfähig nur funktionieren kann, wenn auch das Netzmanagement auf alle eintre- tenden Ereignisse schnell und angemessen reagiert. Das NMC trägt mit seiner ver- antwortungsvollen Aufgabe deshalb nicht zuletzt dazu bei, die digitale Souveränität Deutschlands zu sichern.
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MjE2Mzk=