NET 11/2022

3 www.net-im-web.de ED I TOR I A L Neulich, oder genauer am 4. November kurz nach 19.30 Uhr, bin ich mal wieder aus allen Wolken gefallen. Der Wetterbericht für Brandenburg war vorbei und ich wollte noch kurz in die regiona- len Nachrichten für mein Bundesland reinhören. „Brandenburg aktuell“ begann dann auch gleichmit einemBericht von einer Beratung der Ostinnenminister über eine länderübergreifen- de Zusammenarbeit der Feuerwehren, die gerade in Brandenburg drin- gend benötigt wird (https://www.rbb-online.de/ brandenburgaktuell/archiv/archiv.html). Liebe Leserinnen und Leser, Sie haben sicher noch so wie ich die Bilder von den verhee- renden Waldbränden im letzten und vorletzten Sommer im Süden und in der Mitte Brandenburgs in Erinnerung. Klar ist, dass da mehr getan werden muss, um die Feuerwehren bei ihrer Arbeit besser zu unterstützen, insbesondere bei der Gerätetechnik und Unterstützung aus der Luft, da ein Großteil der Gelände noch durch Munition kontaminiert ist. So resümierte der brandenburgische Innenminister dann auch: „Es hat sich gerade dieses Jahr gezeigt, dass wir uns weiter gut aufstellen müssen, sowohl mit Technik, aber auch in der Koordinierung mit anderen Bundesländern.“ „Das ist fein formuliert“, hätte Loriot vielleicht gesagt. Frank Kliem, Vizepräsident des Feuer- wehrverbandes Brandenburg, konkretisierte am Beispiel einesWandbrandes imLandkreis Elbe-Elster unmittelbar an der Landesgrenze zu Sachsen: „Da konnten wir uns nicht einmal über Funk gemeinsam abstimmen, weil wir zwar einen Digitalfunk haben, aber der jeweils nur auf die Länder zugeschnitten ist und eine Zusammenarbeit hier maßgeblich erschwert wurde.“ Und diese Aussage ließ mich aus allen Wolken fallen. Wie kann es sein, dass es in Deutsch- land zwar das Netz für den Digitalfunk der BOS gibt, dessen Nutzung aber an den Ländergrenzen Halt macht? Naturgemäß halten sich beispielsweise Waldbrände und auch Flutkatastrophen nicht an von Menschen relativ willkürlich gezogene Ländergren- zen. Wenigstens die innerdeutschen Nachbarländer sollten doch – schon aus eigenem Interesse – für eine funktionierende länderübergreifende krisensichere Kommunikation der Einsatzkräfte sorgen. Nun könnte man sagen, dass jedes Nach- barland ja auch weitere Nachbarländer hat und dass es zu weit ginge, hier eine deutschlandweite Harmonisierung zu erzwingen, schließlich leben wir im Föderalismus. Doch warum funktioniert dies bei den öffentlichen Mobilfunknetzbetreibern? Steht hier Gewinn gegen Gemeinwohl? Was wiegt schwerer? Jedenfalls sollte es nicht sein, dass man durch – aus meiner Sicht – falsch verstandenen Fö- deralismus kommunikationstechnisch neue Grenzen zieht und sich die Zusammenarbeit im Katastro- phenfall unnötig erschwert. Vielleicht wird dies ja auch einThema auf der bevorstehenden PMR-Expo in Köln sein. ImBeitrag von Brandenburg aktuell wurde zumindest zugesagt, dass sich dieser Zustand so schnell wie möglich ändern soll. Um gleich in einem Nachsatz die Frage des Geldes anzusprechen. Erfah- rungsgemäß scheitert an dieser Frage die schnelle Umsetzung von Vorhaben zuverlässig. Sicher ist nur, dass der nächste Sommer zu hundert Prozent in einigen Monaten wieder vor der Tür steht. Ihre Brigitte Kasper brigitte.kasper@NET-im-web.de Sommerfunkloch 11/22

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