NET 11/2022

40 www.net-im-web.de 11/22 NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E Torsten J. Gerpott In den nächsten Monaten ist zu entscheiden, wie die für das Jahr 2024 anstehende Vergabe von Frequenzen für öffentliche Mobil- funknetze gestaltet werden soll. Hierzu hat die Bundesnetzagentur am 22. September 2022 ihre Vorstellungen veröffentlicht. Dieser Beitrag ordnet zentrale Ideen des Regulierers für die Frequenzver- gabe ein. Er nimmt sie außerdem zum Anlass, die Politik der heu- tigen Bundesregierung und der vier Merkel-Kabinette im Bereich Mobilfunk zu analysieren und notwendige Kurskorrekturen auf- zuzeigen. Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott leitet den Lehrstuhl für Unternehmens- und Technologieplanung an der Mercator School of Management der Universität Duisburg-Essen Frequenzen sind ein er- folgskritisches Produkti- onsmittel für Mobilfunk- netzbetreiber. In Deutschland nutzen derzeit die Betreiber von Mobilfunknetzen für die Öffentlichkeit Frequenzen, die zwischen 700 MHz und 2,6 GHz liegen. Je niedriger eine Frequenz ist, desto länger ist die Funkwelle. Lange Funkwellen breiten sich besser in der freien Fläche sowie innerhalb von Gebäu- den aus als kurze Wellen. Hingegen lassen sich bei gleicher Sendeleistung über kürzere Funkwellen (also höhere Frequenzen), die eine niedrigere räumliche Reichweite haben, mehr Zeichen pro Sekunde (Bandbreite) übertragen als mittels längerer Funkwellen (also niedrigere Frequenzen), die eine höhere Reichweite haben. Infolge dieser physikali- schen Zusammenhänge gilt, dass die Zahl der zur Funkversorgung einer bestimmten Fläche notwendigen Sende-/Empfangssta- tionen tendenziell umso größer ausfällt, je höher die herangezogene Frequenz und die angestrebte Mindestbandbreite pro Nutzer sind. Somit korreliert das Investitionsvolumen zur Abdeckung einer Region mit Mobilfunk positiv mit der verwendeten Frequenz sowie der vom Betreiber angestrebten gewünschten minimalenDatenübertragungsrate proNutzer. In der Praxis geht man davon aus, dass Frequenzen <1GHz, die imBranchenjar- gon als Flächenfrequenzen bezeichnet werden, zur wirtschaftlich effizientenVersorgung dünn besiedelter Gebiete deutlich besser geeignet sind als Frequenzen oberhalb dieses Schwel- lenwertes. Letztere sind umgekehrt eher zur Abdeckung von städtischen Regionen mit hohenMindestbandbreiten proNutzer heran- zuziehen und werden als Kapazitätsfrequenzen charakterisiert (vgl. NET 12/2018, S. 42-43). Für die zwei Anwendungsbereiche werden Frequenzen in Deutschland überwiegend in gepaarten 5-MHz-Blöcken zugeteilt. Gepaart bedeutet hier, dass zum Senden (Uplink) und Empfangen (Downlink) je ein 5-MHz-Block in unterschiedlichen Frequenzbereichen ge- bündelt vergeben wird. InDeutschlandwurden Frequenzen für öffentliche Mobilfunknetze in den 1990- Frequenzvergabe 2024 für den Mobilfunk Mit kluger Frequenzvergabe den deutschen Mobilfunkmarkt voranbringen In Deutschland nutzen derzeit die Betreiber von Mobilfunk- netzen für die Öffentlichkeit Frequenzen, die zwischen 700 MHz und 2,6 GHz liegen (Foto: Ria Sopala, pixabay)

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