NET 11/2022
46 www.net-im-web.de 11/22 NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E Thomas Pförtner ist Projekt- und Interim Manager in Höhenkirchen-Siegertsbrunn Thomas Pförtner Unter Open Access wird der offene und diskriminierungsfreie Zu- gang aller Teilnehmer, auch der Wettbewerber, im Telekommuni- kationsmarkt auf die vorhandene Infrastruktur, also die Netze, verstanden, egal wem sie gehören. Dieser Ansatz soll zum einen die Versorgung mit Glasfaser be - schleunigen, zum anderen soll er auch für eine bessere Auslastung der Netze sorgen. So weit so gut. An der Umsetzung hapert es aber noch immer. Goldgräberstimmung beim Glasfaserausbau Open Access: Regulierungstechnisch eine Sackgasse? Der Highspeed-Internet- ausbau mit Glasfaser bis ins Haus nimmt endlich Fahrt auf. Während die etablierten Netz- betreiber ihr Engagement in diesem Zuge deutlich steigern, tauchen neue Akteure im Markt auf – nicht zuletzt getrieben durch die großen finanziellen Mittelzuflüsse aus Fördertöpfen und von privaten Investoren. Finanzkonzerne wie Versicherungen und Fondsanbieter haben dasThema Infrastruktur für sich entdeckt. Vorteil dieser Geldanlage ist, dass die Bürger, deren Renten und Spar- anlagen angelegt werden, indirekt an der Infrastruktur beteiligt werden. Im ganzen Land ist derzeit eine große Goldgräberstimmung zu beobachten, bei der die Netzbetreiber um die Gunst der Kommunen buhlen. Dahinter steht das Ziel, möglichst viele Haushalte ans eigene Netz anzuschließen, um eine flächendeckende Versorgung zu erreichen und das Netz als Ganzes effizient betreiben zu können.Warum also sollte man, so könnte man fragen, öffent- liche Gelder in den Glasfaserausbau stecken, wenn es doch genügend Interessenten gibt, die privates Geld zu investieren bereit sind? Open Access: ja, aber Bis 2028 sollen insgesamt 44Mio. Haushalte über einen Glasfaseranschluss (FTTH– Fiber to the Home) verfügen, womit auch dem Thema Open Access (OA) neue Bedeutung zukommt. In der Praxis bedeutet dies, dass Netzbetreiber als Gegenleistung für die För- dermittel der EU auch anderen Serviceanbie- tern Zugang zu ihrer Infrastruktur gewähren müssen. Dann also doch lieber öffentliches Geld einsetzen zumWohle desWettbewerbs? In der Vergangenheit wurde Wett- bewerb in der Telekommunikation dadurch erreicht, dass man der Deutschen Telekom als privatrechtlichem Nachfolger der ehe- maligen Bundesbehörde das Kupfernetz zwar monopolistisch, aber unter strengen Auflagen überließ. Vor allem bedeutete dies, dass die „letzte Meile“, die Kupferdoppelader in jede Wohnung, zu einem festgelegten Preis anderen Mitbewerbern überlassen werden musste. Dadurch hatten die Kunden in der Regel Der Highspeed-Internetausbau mit Glasfaser bis ins Haus nimmt endlich Fahrt auf. Während die etablierten Netzbe- treiber ihr Engagement in diesem Zuge steigern, tauchen auch neue Akteure im Markt auf (Foto: Pete Linforth, pixaby)
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