NET 11 2023

38 www.net-im-web.de 11/23 Digitale Zwillinge machen die Zukunft vorhersehbar Digitaler Objektzwilling Mithilfe eines digitalen Objektzwillings erfahrenUnternehmen, wie Anwendermit einem realen Produkt interagieren undwie sich das Produkt in bestimmten Situatio­ nen verhält. Er hilft ihnen beispielswei­ se, die Lücke zwischen Konzeption und Umsetzung eines Projektes zu schließen oder datengestützte Entscheidungen bei der Bewertung einer Anlagenleistung zu treffen. So lässt sich etwa durch voraus­ schauende Wartung die Leistungsfähig­ keit einer Maschine verbessern. Muss ein Bohrkopf in einer Maschine nach 50.000 Bohrvorgängen ausgetauscht werden und stehen täglich 800 Bohrungen an, meldet sich der digitale Zwilling früh genug, so dass Maßnahmen eingeleitet werden können. Die Verantwortlichen können nun den neuen Bohrkopf mit dem nöti­ gen Vorlauf bestellen und ihn rechtzeitig austauschen, bevor Qualitätsprobleme bei den Werkstücken auftreten. Digitaler Prozesszwilling Anders als digitale Objektzwillinge, die eine Kopie materieller oder immaterieller Objekte darstellen, bilden Prozesszwillin­ ge die Abläufe von Prozessen digital ab, beispielsweise „Procure to Pay“, „Order to Cash“ oder „Record to Report“. Analog zum Objektzwilling, der in einer Fabrik Anlagenprobleme frühzeitig erkennt und meldet, identifiziert der Prozesszwilling mithilfe digitaler Prozessabbildungen und Simulationen Ressourcenengpässe, fehlerhafte Prozessausführungen, Zeitver­ schwendungen und Leerläufe und über­ mittelt diese an Prozessverantwortliche sowie Prozessbeteiligte. AuchWartungs­ prozesse lassen sich auf diese Art abbilden und erleichtern es den zuständigen Inge­ nieuren, sich besser auf reale Wartungen vorzubereiten. Umfassende Prozesstransformation UmProzesse über das gesamte Unterneh­ men hinweg ganzheitlich zu transformie­ ren, braucht es jedoch das Zusammenspiel von Objekt- und Prozesszwilling. In der Anlagensteuerung beispielsweise lässt sich durch Integration verschiedener Formen eines digitalen Zwillings zusätzlich auch die Routen- und Urlaubsplanung der Techniker, die Planung der Fertigung, das Pricing der Endprodukte bis hin zur Logistik und Auslieferungszeit simulieren, planen, optimieren und durchführen. Alles greift ineinander. In der Praxis kann ein solcher Ansatz aufdecken, welche Prozessschritte simultan statt sequenziell ablaufen kön­ nen, um den Prozess zu beschleunigen. Oder er präsentiert Optionen, wie sich die Sequenz ändern ließe, um Fehler und Leerläufe zu vermeiden oder auf beson­ dere Ereignisse beziehungsweise Risiken zu reagieren. Dieses große Potenzial von Digital Twins, über Einzelprozesse hin­ auszukommen – bis hin zum „Digital OrganizationTwin“ – entdecken Firmen aller Branchen gerade erst. Schnellere Prozesstransparenz Im Gegensatz zum früheren Business Process Management müssen Prozessver­ Anders als digitale Objektzwillinge, die eine Kopie materieller oder immaterieller Objekte darstellen, bilden Prozess­ zwillinge die Abläufe von Prozessen digital ab (Bild: GBTEC)

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