NET 11 2023

39 www.net-im-web.de 11/23 Digitale Zwillinge machen die Zukunft vorhersehbar antwortliche heute Arbeitsabläufe nicht mehr mit Stoppuhr und Arbeitsplatz­ beobachtung analysieren. Stattdessen werden die digitalen Prozesszwillinge auf Basis von Process Mining oder LowCode modelliert und intelligent mit Daten angereichert, so dass Unternehmen sehr viel schneller Prozesstransparenz errei­ chen. Die verantwortlichen Mitarbeiter können frühzeitig Veränderungen in der Simulation durchspielen und Optimie­ rungspotenzial finden:Wie sollen Prozesse zukünftig aussehen? Welche Ressourcen und Systeme werden dafür benötigt?Was kostet der Prozess? Die Antworten des Prozesszwillings erleichtern strategische Entscheidungen der Unternehmens­ führung zu Standorten, Personal und Investitionen. Ein weiterer Unterschied ist, dass der digitale Zwilling direkt aus­ führbare Prozess-Workflows bieten kann (Process Execution). Digitale Prozesszwillinge unter­ stützen Unternehmen dabei, viel zügiger von der Ist-Analyse der Prozesse über die Soll-Simulation zukünftiger Prozesse bis zur Implementierung zu kommen. Ein solches ganzheitliches Konzept basiert auf dem Aufbau von immer mehr digitalen Zwillingen und deren Integration inner­ halb eines einheitlichen Frameworks. Nötig sind dafür vier Komponenten: • Modellierungs- und Simulations­ engine für Prozesse: Das Modul Pro­ cess Design ermöglicht, verschiedene Szenarien mittels Prozesssimulation durchzuspielen. In einemProzesspor­ tal können Prozesse in einer kollabo­ rativenUmgebung angepasst werden: Was passiert, wenn das Werkstück erst gefräst und dann gebohrt wird? • Low-Code-Prozessausführungsplatt­ form: Im Bereich Process Execution geht es darum, ausführbare Prozes­ se und Workflows zu entwickeln, Prozesse anhand von Prototypen zu simulieren sowie die Prozess-Perfor­ mance zu überwachen und Prozesse iterativ weiterzuentwickeln: Warum ist die Produktion montags durch­ schnittlich um 10 % geringer? • Process-Mining-Tool zur Echtdaten- und Echtzeitanalyse: Das Modul Process Mining sorgt für die daten­ basierte Analyse der Funktionsweise von Prozessen und automatische Erstellung eines digitalen Abbilds der realen Arbeitsabläufe: Was pas­ siert eigentlich genau, nachdem der Bedarf für einen neuen Bohrkopf festgestellt wurde? • Risikosimulation, um strategische und operative Risiken innerhalb der Prozessausführung zu überwachen: Risk Simulation hilft, Situationen einzuschätzen und Abhängigkeiten zu reduzieren. Es geht zum Beispiel darum, die Auswirkungen abzuschät­ zen, die die Verzögerung der Liefe­ rungen von Komponenten haben kann oder der Ausfall bestimmter IT-Systeme: Was sind die betriebs­ wirtschaftlichen Konsequenzen, wenn sich die Lieferung von Bohr­ köpfen bei Lieferant A einmal zwei Wochen verzögert? Alle Komponenten unterstützen im Zu­ sammenspiel den kompletten Lebenszy­ klus von Prozessen. Es gilt, sich zunächst eine technische Grundlage zu schaffen, mit der sich alle zukünftigen Bedürfnisse des Unternehmens zur Ressourcen-, Kos­ ten- undMengenplanung sowie Prozess­ optimierung abbilden lassen. In einem zweiten Schritt werden die verschiedens­ ten Zwillinge dann erstellt, nachjustiert und in die Prozesslandschaft integriert. Eine derartige Prozessumgebung entsteht nicht auf dem Reißbrett und auch nicht von heute auf morgen. Unter­ nehmen starten in der Regel mit einer Prozessanalyse, um zukünftige Abläufe auf Machbarkeit, Nutzen und Digita­ lisierungspotenziale zu erfassen. Mittels Process Mining werden dann Echtdaten aus bestehenden IT-Systemen extrahiert und Schwachstellen evaluiert. Anschlie­ ßend werden Prozesse inModellen erfasst undmöglichst realitätsnah abgebildet und simuliert. Mittels Low-Code-Technologie werden die Prozesse dann in digitale Pro­ totypen überführt, so dass die Beteiligten bereits in der Frühphase der Planung ein Verständnis dafür entwickeln, wie das digitale Vorhaben aussehen wird. Fazit Die digitaleTransformation eines Unter­ nehmens beginnt oft bei der Digitali­ sierung bestehender Prozesse und führt von dort zu einer immer umfassenderen Automation, die schließlich zu einer voll­ ständigen technologischen Umwälzung führen kann. Nicht nur Prozesse, auch ganze Fabriken könnten zukünftig dank digitaler Zwillinge nicht mehr nur real, sondern auch komplett im Computer bestehen und simuliert werden. Digitale Zwillinge repräsentieren damit das Binde­ glied in eine Zukunft, in der nicht mehr das physische Produkt oder der analoge Prozess, sondern sein digitales Pendant dieWertschöpfung eines Unternehmens dominieren könnte. www.gbtec.com Gregor Greinke Mithilfe eines digitalen Objektzwillings erfahren Unternehmen, wie Anwender mit einem realen Produkt interagieren und wie sich das Produkt in bestimmten Situationen verhält

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