NET 11/2024

45 www.net-im-web.de 11/24 Entgelte richtig kalkulieren Die Netzentgeltkalkulation ist somit ein erfolgskritischer und komplexer Prozess, da sich Fehlkalkulationen negativ auf ein erfolgreiches und wirtschaftliches Glasfaser- geschäft auswirken. Dabei müssen nicht nur die vielschichtigenKostenkomponenten aus denDaten vonNetz, Diensten undVertrieb extrahiert werden. Auch dynamische Daten wie Kundenverhalten oder Wettbewerb müssen berücksichtigt werden. Das Ganze sollte nachvollziehbar und verursachungs- gerecht sein, um dieses Netzentgelt im Ernstfall auch gegenüber Dritten, sprich der Bundesnetzagentur, verteidigen zu können. Und da die Rahmenbedingungen volatil sind, sich Netznutzung, Wettbewerb oder Kundenzahlen jederzeit ändern können, muss die Betrachtung der Ergebnisse wie- derholbar sein und regelmäßig überprüft werden. Für die Berechnung spielen daher einerseits die Finanzdaten, andererseits aber auch die Marktdynamik eine zentrale Rolle. Die Finanzdaten sind relativ einfach zu ermitteln. Sie setzen sich zusammen aus demWACC, dem gewichteten durch- schnittlichenKapitalkostensatz, denCapEx, also den Investitionen, sowie den OpEx, den operativen Ausgaben. Der WACC (Weighted Average Cost of Capital) ist ein Instrument zur Beurteilung der Rentabili- tät eines Projektes. Er fasst die Kosten der Unternehmensfinanzierung, die verschie- denen Kapitalquellen und deren Anteile mit dem Eigenkapital und der Verzinsung des Fremdkapitals zusammen. Zusätzlich werden Faktorenwie Risikoprämien berück- sichtigt. Der CapEx (Capital Expenditure) steht für die finanziellen Mittel, die ein Unternehmen z. B. in Tiefbau, Technik u. ä. investiert, um das definierte Ziel, z. B. ein funktionierendes Glasfasernetz, zu erreichen. Unter OpEx (Operational Expenditure) werden die laufenden Be- triebsausgaben wie Personal, Marketing, Mieten etc. verstanden. Knackpunkt Netzauslastung Bei der Betrachtung der Marktdynamik ist die Netzauslastung ein zentraler Bestand- teil der Kalkulation. Denn je mehr von der verfügbaren Netzkapazität tatsächlich genutzt wird, desto besser ist die Kosten- verteilung. Eine geringe Netzauslastung kann dazu führen, dass höhere Netzent- gelte notwendig werden, um einen nach- haltigen Betrieb zu gewährleisten. Hinzu kommen die vorhandenen Potenziale wie das Netz- und Marktgebiet mit seiner Zu- sammensetzung und Struktur hinsichtlich der Bevölkerungsstruktur, der Verteilung von Ein- undMehrfamilienhäusern oder der Potenziale in Industrie und Gewerbe. Diese Daten können dann für Analysen genutzt werden, um ungenutzte Potenziale sichtbar zu machen, die durch Verdichtungen oder Produktanpassungen erschlossen werden können. Am Ende steht die Endkunden- und Produktstruktur, also die Basis für die Kostentreiber. Hier wird bewertet, wie sich die Endkunden auf das unterstellte Produktportfolio verteilen, um ein verur- sachungsgerechtes Entgelt kalkulieren zu können. Insbesondere bei einer produkt- abhängigen Netzentgeltstaffelung ist dies ein entscheidender Faktor. Ganzheitliche Preisgestaltung Um all diese Faktoren einheitlich, nach- vollziehbar und vor allem wiederholbar betrachten zu können, wurde mit Vivax FiberValue ein Kalkulationstool geschaffen, mit dem die Netzpreiskalkulation ganz- heitlich umgesetzt werden kann. Dies be- trifft nicht nur die reine Kalkulation von Netzentgelten für externe Diensteanbieter. Es besteht auch die Möglichkeit, eigene Endkundenprodukte und Open-Access- Produkte preislich abzubilden und zu ver- gleichen, um eine optimale Preisgestaltung zu erreichen. Über „Was-wäre-wenn-Ana- lysen“ kann laufend überprüft werden, ob Produktpreise und Tarifstaffeln angepasst werden müssen oder nicht. AuchAbweichungen vomBusiness- plan können frühzeitig erkannt werden. Mit Hilfe von Szenarioanalysen können verschie- dene Optionen für die zukünftige Geschäfts- entwicklung durchgerechnet werden. Dabei hilft eine jährlich rückwirkende Betrachtung der tatsächlich abgerufenen Bandbreiten. Schließlich ist man im Ernstfall auch auf drohende regulatorische Anforderungen vorbereitet und kann jederzeit Auskunft über die tatsächlichen Netzkosten geben. www.vivax-consulting.de Kostentransparenz für Open Access Netze Das Netznutzungsentgelt für die Errichtung, Instandhaltung, Entstörung und den aktiven Netzbetrieb der gesamten Netzin- frastruktur monatlich pro aktivem Endkunden des Netznutzers abgerechnet (Grafiken: Vivax Consulting) Der interne Ansatz für die Netzkosten und die Netz- marge darf nicht höher sein als für externe Anbieter

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