NET 12/2021
www.net-im-web.de 15 12/21 Die Zukunft rückt immer näher in Betracht. „Andere vertrauen lieber noch auf eingelagerte, jahrzehntelange Analog- Funkgeräte“, muss Reul zugestehen – und fordert zugleich klare Regelungen für diesen Ausnahmezustand. So habe die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren in NRW gemeinsammit demVerband der Feuerwehren in NRW einen Arbeitskreis gegründet, der sich mit den Anforderungen einer solchen Notkommunikation bis zurWiederherstellung des Digitalfunknetzes befasst. Ins gleiche Horn stößt Andreas Gegenfurtner, Präsident der BDBOS: „Es sind insbesondere die kommerziellen Zu- gangsnetzleitungen gewesen, die weggeflogen sind.“ Aber selbst ohne Anbindung würden die Basisstationen weiter funken, alle Einsatz- kräfte könnten in dieser Funkzelle ganz normal untereinander kommunizieren, allerdings nicht mehr mit der Leitstelle und auch nicht mehr in eine andere Funkzellen hinein. Die Vermittlungsstellen, das Kern- netz, sei aber nicht betroffen gewesen. „Weil unsere Vermittlungsstellen an Orten sind, an denen sie nicht so sehr vom Hochwas- ser erreicht werden. Und wir haben bei der Anbindung unserer Vermittlungsstellen da- rauf geachtet, dass keine Leitungen über Brücke gehen.“ Die BDBOS habe „Ein- fluss genommen auf die Linienführung der Anbindung unsere Vermittlungsstellen und der Vermaschung unserer Rechenzentren“, weiß Gegenfurtner zu berichten. Nur für die Basisstationen gilt das so nicht, und die gehen dann in den Fallback- bzw. Direct Modus. Schließlich hätten die Funkgeräte mit bis zu 1,8 W eine ziemlich gute Reich- weite. Übrigens: „Es gibt tatsächlich ein oder zwei Basisstationen, die wirklich unterge- gangen sind. Da hat auch sonst nichts mehr funktioniert, gar nichts mehr.“ Aber: „Wir haben ziemlich schnell gegengesteuert und stabilisiert. Man hat satellitengestützte mobile Basisstationen vor Ort gebracht und an der einen oder anderen Stelle die Kapazitäten auch noch vor Ort erweitert.“ Die Potenziale von 5G Das künftige 5G-Mobilfunknetz dürfte gerade für PMR-Nutzer von essenzieller Bedeutung sein. Professor Ralf Tönjes, Lehrstuhlinhaber Mobilkommunikation an der Hochschule Os- nabrück, blättert diese Thematik munter auf. Bei der 5G-Frequenzauktion im Frühsommer 2019 ersteigern vier Netzbe- treiber für 6,55 Mrd. € 420 MHz Spektrum. „Ist eine ordentliche Summe, die erst mal wieder verdient werden muss“, so Tönjes. Und weiter: „Wir haben in Deutschland ungefähr 83 Mio. Menschen und schon 150 Mio. Mobilfunkverträge. Da ist nicht mehr viel Wachstum in dem Bereich, das ist ein Verdrängungsmarkt.“ Alle zehn Jahre gibt es eine neue Mobilfunkgeneration. Nach den analogen in den neunziger Jahren kommen die ersten digi- talen GSM-Netze, nur für Sprachübertragung optimiert. Wie bei denTetra-Sprachdiensten für die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS). „Das ist sozusagen die Technik der Neunziger, die man da noch irgendwo hat.“ Drei weitere Mobilfunkge- nerationen sind hinzugekommen: in den 2000-ern das 3G-Netz fürs Internet, in den 2010-er Jahren LTE (Long Term Evolution, 4G) als Multimedianetz und jetzt eben die fünfte Generation, optimiert für unterschied- liche vertikale Industrien, dem Internet der Dinge. 5G sei im Schnitt zehn bis hundert mal besser als LTE, aber eben nicht über alles. Datenrate, Datenverarbeitung, Dichte der Geräte, Mobilität, Verzögerung, Energie- verbrauch sind hierbei optimiert. Man kann aber nicht alles gleichzeitig haben. 10 Gbit/s Download-Geschwindigkeit und 1 ms Latenz geht eben nicht. Drei Hauptbereiche werden mit 5G abgedeckt – eMBB (Enhanced Mobile Broadband) mit 10 Gbit/s, mMTC (Massive Machine Type Communications) für 1 Mio. Geräte/km2 und uRLLC (Ultra-Reliable and Low-Latency Communications) für 1 ms Latenz. Die aufgezeigte Anwendungspalette ist gewaltig. Und dann: „Letztendlich wird 5G langfristig alle anderenMobilfunksysteme ablösen, weil es einfach so viel effizienter und besser ist. Ist nur eine Frage der Zeit und der Kosten des Umstiegs“, ist Tönjes sicher. Nur 2G werde uns noch relativ lange erhalten bleiben – wegen eCall, einer Notruftechnik für verunfallte Fahrzeuge. „Das 2G-Netz wird das sein, das am längsten parallel existieren wird.“ Und für öffentliche Sicherheitsdienste bietet 5G alle erforderlichen Anwendungs- möglichkeiten, z.B. Gruppenruf, Priorisierung, Broadcast-Funktionalität, Cell on Wheels, Cell on Wings usw. Und dann kommt 6G. Auch da soll alles noch einmal um Faktor zehn bis hundert besser und schneller werden. „Das Ganze wird mit sehr viel künstlicher Intelligenz und noch mehr Softwareisierung durchgeführt“, erklärt Tönjes. „Die Standardisierung läuft ab jetzt in verschiedenen Releases, alle anderthalb Jahre gibt es ein neues. Campusnetze – neuer Schwerpunkt Bernhard Klinger vom PMeV und Chief Strategy Officer bei Hytera Mobilfunk hat sich des Themas Campusnetze angenommen. Immerhin hat die Bundesnetzagentur am 21. Stolz auf mehr als 1.010.000 Teilnehmer, die im BOS-Digi- talfunknetz versammelt sind: Andreas Gegenfurtner, Präsi- dent der BDBOS. Allerdings: Gegen große Umweltkatastro- phen ist das Netz offensichtlich auch nicht beliebig gefeit
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