NET 12/2021

16 www.net-im-web.de 12/21 Die Zukunft rückt immer näher November 2019 das Antragsverfahren für lokale breitbandige Funkanwendungen, sog. Campusnetze, im Frequenzbereich 3,7-3,8 GHz eröffnet. Seither können auch Indus- trien, Energieversorger, kleine und mittlere Unternehmen, Kliniken sowie die Land- und Forstwirtschaft dezidiert das Potenzial der kommenden Mobilfunkgeneration 5G, aber auch 4G nutzen. Bis zum 15. November 2021 seien 170 Anträge eingegangen und 169 Zuteilungen erfolgt, im Bereich 26 GHz seit dem 1. Januar 2021 bis zum 15. November sieben Lizenzanträge gestellt, von denen alle zugeteilt seien. Ein 5G-Campusnetz ist ein geografisch begrenztes lokales Mobilfunk- netz für besondere Anforderungen, wie z.B. industrielle Kommunikation. Dabei geht es nur um innerbetriebliche Kommunikation und nicht umAngebote für die Öffentlichkeit. Frequenz-Zuteilungsinhaber kommen aus der IT- bzw. Kommunikationsdienstleistungsbran- che, der Industrie, dem Forschungsbereich, Hochschulen und Universitäten sowie Messe, Veranstaltungs- und Unterhaltungsbranche, kommunale Unternehmensbereiche, Trans- portwesen, Finanzsektor, Bürogebäude, Kran- kenhäuser, Logistik usw., kurzum, ein breit gefächerter Branchenmix. Ein Campusnetz besteht nach Klinger „aus den gleichen Systemkomponen- ten wie z.B. ein Schmalband-Mobilfunknetz, nämlich aus dem stationären Funkteil, also den Basisstationen bzw. dem Radio Access Network, den drahtlosen Funkkomponenten, nämlich Wireless Devices, und dem Verwal- tungs- bzw. Steuerungsteil, und der wird bei 5G-Systemen Core genannt“. Der Campus-Eigentümer ist Netz- betreiber; Planung, Bereitstellung und Betrieb erfolgen im Eigenbetrieb oder werden an einen externen Dienstleister gegeben. „Man erhält dadurch ein maßgeschneidertes indivi- duelles Netz, optimiert nach seinen eigenen Anforderungen, und die Betriebskosten sind unabhängig von der Anzahl der drahtlosen mobilen Geräte“, so Klinger. Möglich auch, ein 5G-Campusnetz in einem öffentlichen Netz zu betreiben. Da erfolgt die physikalische Kommunikation in einem virtuellen Netz via Network Slicing. Critical Services via LTE/5G Mit der Zukunft der missionskritischenDiens- te (Mission Critical – MC) beschäftigen sich ebenfalls diverse Referenten.Thomas Conrath, Produktmanager bei Hytera Mobilfunk, geht zunächst auf die Rolle des 3rd Generation Partnership Project (3GPP) ein – und die aktuellen und künftigen Releases. „Unter dem Begriff 5G sind bereits die Releases 15 und 16 veröffentlicht. Die sind speziell für Maschinen und Prozesskommunikation im betrieblichen, also im industriellen Umfeld relevant“, so Conrath. Spannender aber die Releases 17 und 18, die auch für einsatzkritische Dienste in 5G vorgesehen sind. Dabei handelt es sich um MCPTT (MC Push to Talk), MCData und MCVideo, alles subsumiert unter MCx. Unter MCPTT fallen mehr als 30 verschiedene Funktionen, so der PTT Gruppenruf, der Gruppennotruf, Prioritäts- gruppenrufe, Ansagerufe (Broadcast Call) usw., aber auch PTT-Individualrufe usw. ZuMCData gehörenTextnachrich- ten ebenso wie Datei-Übertragungsmöglich- keiten, eben auch alles, was der Aufrechterhal- tung der Betriebssicherheit hilft. MCVideo umfasst Videogruppenruf und -individualruf, nutzbar mit Prioritäten. Ein Anwendungsfall wäre z.B. die videounterstützte Wartung an Maschinen und Anlagen. Zu weiteren An- wendungsfällen zählen die Bewältigung von Notlagen oder Gefahrensituationen, wobei eine Kamera die Gefahrenlage in Echtzeit an die Gruppe überträgt – und zwar mit höchster Übertragungspriorität, also einer garantierten Übertragung. Die 3GPP-Standardisierung von 5G hat laut Conrath alle wesentlichen Leis- tungsmerkmale des traditionellen Betriebs- und Behördenfunks berücksichtigt. Dumm nur, dass keiner genau sagen kann, wann diese Technik verfügbar ist. Release 17 ist in der laufenden Standardisierung und bis zum dritten Quartal 2022 abgeschlossen. Release 18 ist in Vorbereitung, beginnt zum Jahreswechsel 2021/22 und dürfte bis 2023 brauchen. Aber mit der Standardisierung gibt es noch keine Produkte, Systeme und Lösungen. Dazu sind Produktentwicklun- gen, Tests von Kompatibilitäten bzw. Inter- operabilitäten, Verfügbarkeiten von End- geräten und Chipsätzen in den benötigten Frequenzbereichen und vieles mehr nötig. Hytera Mobilfunk ist seit einigen Monaten mit dem neuen HMF-Logo und geschärftem Blick auf 5G und Campusnetze unterwegs (Fotos: EW-Medien)

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