NET 12/2021
34 www.net-im-web.de 12/21 NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E Flächendeckender Glasfaserausbau mit Augenmaß Den Markt nicht mit Fördergeldern überfluten Bernhard Reimann Schnelles Internet ist wichtiger denn je. Spätestens seit Beginn der Pandemie hat sich gezeigt, wie essenziell für alle Bereiche des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens die sichere Anbindung an das Datennetz ist. Obgleich seit Jahren vorangetrieben, ist immer noch Sand im Getriebe, wenn es um den flächendeckenden Ausbau des Glasfasernetzes in Deutsch- land geht. Dabei geht es jedoch nicht mehr um Geld. Ein Interview mit Dr. Stephan Albers, Geschäfts- führer des BREKO, Bundesverband Breitband e.V. Bernhard Reimann ist Objektleiter der NET NET:Was erwarten Sie von der neuen Bundes- regierung in Sachen Glasfaserausbau? Dr. Stephan Albers: Inzwischen ist der Glas- faserausbau flächendeckend parteiübergreifend bei der Politik angekommen. Dabei geht es vor allem um den echten Glasfaserausbau bis in alle Gebäude. Daher sind wir davon über- zeugt, dass die neue Regierung das Thema noch mehr priorisieren wird. Unter anderem hat die Corona-Krise gezeigt, wie es für die Menschen ist, über einen echten Glasfaser- anschluss zu verfügen. Es gibt noch viel zu tun. Unsere aktuelle Marktanalyse hat gezeigt, dass es einen Glasfaser-Boom gibt. Aber wir sind Stand heute erst bei 17,7 % ausgebautem Streckennetz und 82,3 % liegen noch vor uns. Das ist die Aufgabe der neuen Regierung und es gilt mehr denn je, Klarheiten für einen echten Glasfaserausbau zu schaffen. Wir sind sehr optimistisch, dass dieses Thema von der neuen Bundesregierung noch deutlicher als von der alten priorisiert wird. NET: Wie glauben Sie wird sich das Thema „Glasfaserausbau“ unter der neuen Regierungs- koalition entwickeln? Dr. Albers: Uns ist sehr daran gelegen, dass künftig realistische Ziele gesetzt werden. Die Erfahrung aus der Vergangenheit zeigt, dass man hier häufig über das Ziel hinausgeschossen ist. Das hat zu nichts geführt.Wir werden noch einige Jahre über die kommende Legislatur- periode hinaus für den flächendeckenden Glasfaserausbau benötigen. Man könnte aber sagen, dass wir auf jeden Fall jeden weißen Flecken in Deutschland schließen werden. Das wäre ein probates Ziel, das alle Beteiligten gemeinsam realisieren können. Dazu werden flankierende Maßnahmen benötigt, damit der Glasfaserausbau schneller als bisher in Deutschland voran geht. NET:Wie bewerten Sie, dass die Ampel-Koalition sich auf ein echtes Glasfaserziel geeinigt hat? Dr. Albers: Die Ansätze der "Ampel-Koali- tion" gehen absolut in die richtige Richtung. Mit einem echten Glasfaserziel bekennt sie sich als erste deutsche Bundesregierung dazu, dass wir Deutschland nur auf Basis von Glas- faser nachhaltig digitalisieren werden. In den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass man auf richtige Glasfaserstrukturen setzen muss. Das ist nunmal die zukunftsweisende Glasfaserinfrastruktur bis in die Gebäude. Inzwischen hat sich das auch in der Politik herumgesprochen. Es ist ein sehr positives Signal für die Digitalisierung Deutschlands dass sich der Begriff Glasfaser im neuen Ko- alitionsvertrag endlich als Ziel wiederfindet. NET: Aktuell scheint es so, dass die Breitband- förderung weiterläuft. Wo sollten Ihrer Ansicht nach hier die Schwerpunkte für die kommenden Jahre gelegt werden? Dr. Albers: Es ist unsere große Sorge, dass der Markt mit Fördergeldern überflutet wird, die über den tatsächlichen Bedarf hinausgehen. Unsere Marktanalyse hat gezeigt, dass die Notwendigkeit für Förderungen geringer ist, als bislang angenommen. Das liegt daran, dass immer mehr Finanzinvestoren auf den Markt drängen. Es wird am Geld nicht mehr scheitern. Wir haben in unserer jüngsten Be- fragung festgestellt, dass es 43 Mrd. € privat- wirtschaftliches Investitionsvolumen in den nächsten Jahren in Deutschland gibt. Bei der Telekom kommen noch einmal 6 Mrd. € on Top. Für Verbände untypisch positionieren wir uns so, dass wir sagen: Leute drückt auf die Bremse. Hier ist weniger mehr. Wie bei einer guten Arznei kommt es mehr denn je auf die richtige Dosierung an. Der eigenwirtschaftliche Ausbau schreitet stärker voran. Immer mehr ländliche "In puncto Fördergelder muss man den Fuß vom Gaspedal nehmen. Weniger ist mehr."
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