NET 12/2022
22 www.net-im-web.de 12/22 Zum Erfolg verdammt Smart-Meter-Gateway (SMGW) als zen- trales Gerät zur Erfassung von Messdaten. Die Gegenstelle dazu in der Cloud ist der SMGW-Admin, der den Remote-Zugriff auf das SMGW überwacht und Meldun- gen an die zuständigen und verifizierten Empfänger weiterleitet. Roadmap des BMWK Die erste Generation der SMGW sollte nur die Basis für weitere Entwicklungsschritte sein. Zukünftig, so steht es im Gesetz und in der Roadmap des BMWK (Bild 1), sollen alle Daten, die von Geräten im Gebäude produziert oder zur Fernwartung von An- lagen genutzt werden, über ein gemeinsames Gateway übertragen werden. Dabei hat die Sicherheit gegen unbefugten Zugriff auf die Daten und die Gerätefunktionen oberste Priorität. Die vom BSI und dem Gesetz- geber vorgegebene Sicherheitsarchitektur hat allerdings ihren Preis: unter einer hal- ben Million Euro und mehreren Monaten Prüfzeit ist eine Zulassung nicht zu haben. Aber: Braucht die Energiewende eine andere Sicherheit als z.B. militärische Anlagen? Digitalisierung trifft Sicherheit Die Roadmap listet imCluster 3Themen auf, die bisher durch dieNormen undRichtlinien der Alarmübertragungstechnik abgedeckt wurden. Brand- und Einbruchmeldeanlagen mit abgesicherter Übertragung zu Sicher- heitsleitstellen, zu Polizei und Feuerwehr sind ja schon seit längerem in Gebäuden installiert. Hier soll wohl etwas zusammen- wachsen, was bisher strikt getrennt behandelt wurde, auch bei der normgebenden Insti- tution „Deutsche Kommission der Elektro- technik im DIN und VDE“ (DKE). Sicher, es ist sinnvoll, wenn alles in einemGebäude, was Daten übermitteln will oder von extern steuerbar ist, über ein gemeinsames, sicheres Gateway mit dem Internet verbunden ist. Nur dieses eine flächendeckende Übertragungsnetz gibt es ja noch, egal, ob Festnetz oder Mobil- funk für die „letzte Meile“ genutzt wird. Nun treffen hier die unterschiedlichen Lösungsansätze, Normen und Richtlinien aus der europäischen und internationalen Standardisierung der Sicherheitstechnik auf die Richtlinien des deutschen BSI, insbesondere die der TR03109-Reihe. Sicherlich, die digitale Souveräni- tät unseres Gemeinwesens verlangt nach optimalemZugangsschutz gegen kriminelle und feindliche Angriffe. Aber hier wurde ein Gateway für die Strommesstechnik ge- schaffen, ohne auf die bereits bestehenden Gateway-Richtlinien und Übertragungs- weg-Normen für Gebäudeüberwachung und Personensicherung Rücksicht zu nehmen. Anforderungen der Energiewende Zwischen dem SMGWund dem SMGW- Admin wird für die Datenübertragung derzeit das öffentliche Internet genutzt. ImObjekt sind dabei DSL-Router, ONTs (Optical Network Termination) für die Glasfaser und Mobilfunkmodems Teil des Internetzugangs. Sie sind Angriffsversuchen aus dem Netz oder vor Ort unmittelbar ausgeliefert und ermöglichen böswilligen Angreifern, gezielt die Kommunikation zum SMGW zu unterbinden. Für die reine Erfassung von Ver- brauchsdaten ist das „nur“ ärgerlich. In naher Zukunft benötigen die nicht stabil verfügbaren Energiequellen wie Solarstrom undWindenergie aber zusätzlich raschwirk- same Verbrauchssteuerungen, um keinen „Blackout“ entstehen zu lassen. Wenn aber für die Stabilität des Stromnetzes Schalt- handlungen wie z.B. Lastabwürfe in win- zigen Zeitfenstern zwingend erforderlich werden, ist das heutige SMGW-Sicherheits- und -Übertragungskonzept – vorsichtig formuliert – mehr als überarbeitungsbe- dürftig. Alarmübertragungsanlagen Zeitkritische Anwendungen und die Ver- fügbarkeitsüberwachung mit Redundanz- optionen, die in Alarmübertragungsanlagen Stand der Technik sind, werden in der Richtlinienreihe TR03109 nicht berück- sichtigt. Dies verwundert gerade mit Blick auf die zukünftigen energiewirtschaftlichen Anforderungen. Die für die Anbindung von Mehrwertdiensten in der TR03109 definierte „CLS-Schnittstelle“ am SMGW ist so bei zeitkritischen Mehrwertdiensten wie betreutem Wohnen oder für die An- bindung von Alarmanlagen unbrauchbar. DieNutzung gemäßCluster 3 der Roadmap ist nach gegenwärtiger Normenlage sogar weitgehend unzulässig. Aber wie funktio- Bild 1: Die Roadmap des BMWK zur Digitalisierung der Energiewende: Zukünftig sollen alle Daten von Geräten, die im Gebäude Daten produzieren oder digital gesteuert werden können, über ein gemeinsames Gateway übertragen werden
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