NET 12/2022

29 www.net-im-web.de 12/22 NE T ZE Wie Glasfasernetze fühlen lernen Mithilfe des weltumspannenden Glasfasernetzes Bedrohungen erkennen Harry Kaib ist Head of Field Marketing bei Nokia Deutsch- land in München Harry Kaib Man stelle sich vor: Irgendwo im Pazifk erschüttert ein Erdbeben den Meeresboden. Es löst einen Tsunami aus, der immer schneller auf bewohnte Inseln und Küsten- orte zurollt. Jetzt geht es darum, das Beben innerhalb kürzester Zeit zu erfassen und Alarm zu schlagen, um Menschen rechtzeitig aus den gefährdeten Gebieten zu evakuieren. Entscheidend sind dabei üblicherweise die Messungen von Seismometern. Doch es gibt noch eine andere Infrastruktur, die man dafür und für viele weitere Szenarien nutzen kann: das welt- umspannende Glasfasernetz. Die Telekommunika- tionsbranche ersetzt Kupferkabel zunehmend durch Glasfaserkabel. Dabei handelt es sich um dünne Stränge aus reinem Glas, die nicht dicker als ein menschliches Haar sind und die Übertragung von Licht über große Entfernungen ermöglichen. Ver- graben imMeeresboden und unter Straßen und Gebäuden sind Glasfaserkabel wahre Datenautobahnen. Sie wickeln über 95 % der weltweitenTelekommunikation ab und bilden das Rückgrat des Internet. Damit ermöglichen sie die Kommunikation von Menschen, Maschinen und Computern, auf kurze Distanz genauso wie über Kon- tinente und Ozeane hinweg. Und sogar der Mobilfunk nutzt Glasfaser, weil auch dort nur die letzten Kilometer wirklich über die Luft übertragen werden. Derzeit gibt es allein fast 500 aktive oder im Bau befindliche Unterwasserkabel mit über 1.300 Anlandepunkten, die sich über mehr als 1Mio. km erstrecken. Ihre Gegenstücke an Land stehen sogar für noch größere Entfernungen. Glasfasern als Sensoren nutzen Doch die Geschichte der Glasfaser ist hier noch längst nicht am Ende. Glasfaserkabel unter Wasser und an Land ermöglichen aufgrund ihrer Eigenschaften eine Reihe neuer Anwendungen jenseits der Daten- übertragung. So haben Ingenieure etwa bei Nokia Bell Labs in den letzten 60 Jahren daran geforscht, wie man Glasfasern als Sensoren nutzen kann. Das erste Patent stammt entsprechend aus dem Jahr 1960. Die wichtigste Technik bei der Glasfaser- sensorik ist die verteilte akustische Sensorik (Distributed Acoustic Sensing – DAS). Sie Das Gros der weltweiten Telekommunikation läuft über Glasfaserkabel, die auch das Rückgrat des Internet bilden. Damit nicht genug, kann man sie auch als Sensoren nutzen (Foto: Getty Images)

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