NET 12/2022
12/22 31 www.net-im-web.de Wie Glasfasernetze fühlen lernen liefern, in dem andere Sensoren kaum vor- handen sind. Eine besondere Anwendung der Glasfasersensorik ist die Überwachung der Kabel, die häufig durch unwegsames Gelände zu Land oder zuWasser verlaufen. So helfen kohärente Transponder dabei, die gesamte Kabelinfrastruktur zu über- wachen, sie vor Ausfällen zu schützen und die Leistung zu optimieren. Extremwetter- ereignisse wie Stürme oder Erdbeben oder auch Bauarbeiten, die die Glasfaserleitung unterbrechen, können mit speziellen Ge- räten oder direkt amTransponder erkannt werden. Das Ergebnis ist eine schnellere Reparatur, eine längere Betriebszeit und eine bessere Servicequalität. Besonders die Reparatur von Unterwasserkabeln ist riskant und teuer. Deshalb ist die frühzeitige und präzise Erkennung von Störungen, Fehlern oder Schäden entscheidend. Fortgeschrittene Monitoring-Systeme können dazu bei- tragen, das Personal präzise zum Ort des Geschehens zu leiten, um rechtzeitig ein- greifen zu können. Die Kabel müssen auch vor menschlichen Eingriffen wie Schleppnetze von Fischern, Schiffsanker oder Baggerarbeiten geschützt werden. Glasfaserkabel können dann zum Beispiel die Vibrationen von Fischernetzen, die über den Meeresboden gezogen werden, erfassen. Eine frühzeitige Warnung gibt dem Kabelbetreiber Zeit, das Schiff per Funk aufzufordern, sich vom Kabel zu entfernen. Darüber hinaus kann man Glas- fasernetze für die Überwachung von Erd- beben und Tsunamis einsetzen. Das be- stehende Netz von Unterseekabeln könnte effektiv in ein weltumspannendes Netz von Sensoren umgewandelt werden. Sie könnten im Verbund mit seismometer- gestützten Netzen das globale Erdbeben- Monitoring erheblich verbessern. Und nicht zuletzt können Glasfaserkabel die Umweltbedingungen unter Wasser wie Meeresströmungen oder Felsstürze über- wachen und bei der Nachverfolgung von Meeressäugern helfen. Im Bereich der Kabelüberwa- chung an Land wird Distributed Acous- tic Sensing in großem Umfang für die Überwachung von Pipelines eingesetzt, einschließlich der Erkennung von Lecks, externen Störungen und Bodenbewegun- gen. Sie kann zum Schutz kritischer An- lagen und zur Grenzkontrolle eingesetzt werden. Bestehende Glasfasernetze in Ballungsräumen ermöglichen mit DAS eine hochauflösende Verkehrsüberwa- chung und die Auswertung des Straßen- zustands. Auch die Überwachung des Schienenverkehrs ist ein wichtiges The- ma: Glasfaserkabel entlang von Gleisen können Informationen über fahrende Züge liefern, unerwünschte Aktivitäten amGleis erkennen oder Steinschlag und Erdrutsche lokalisieren. Chancen und Herausforderungen Eine der größtenHerausforderungen, um die Möglichkeiten der Glasfasertechnik zu nutzen, ist das Datenmanagement. Es geht um die Fähigkeit, eine noch nie dagewesene Menge an Informationen verarbeiten zu können, umaussagekräftige Signale zu erhalten. Eine Rolle spielen dabei künstliche Intelligenz und ma- schinelles Lernen (KI/ML), um etwa das Rauschen in den Rohdaten der Sensoren auszublenden und automatisch relevante Ereignisse zu erkennen und nachzuver- folgen. Die Sensoren müssen dynamisch arbeiten, wenn neue Bedrohungen auftau- chen, und die strikte Einhaltung etablier- ter Regeln für den Entscheidungsprozess gewährleisten. Die Chancen jedoch sprechen für sich: Da Glasfasernetze weltweit weiter- wachsen, können sie dazu beitragen, überall in der Welt Risiken durch die frühzeitige Erkennung von Bränden, Stürmen und Erdbeben zu verringern und einzudäm- men. Sie könnten sogar eine Rolle bei der Bewältigung der Folgen des Klimawandels spielen, indem sie Städte und ganze Regio- nen intelligenter und damit auch sicherer machen. www.nokia.com https://www.bell-labs.com Das weltumspannende Glasfasernetz wird immer größer und kann so als ein weltweit verteilter Sensor angesehen werden, der dabei hilft, Bedrohungen zu erkennen und Informationen aus entlegenen Gebieten zu erhalten (Foto: Getty Images)
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