NET 12/2022

www.net-im-web.de 33 12/22 Trends, Techniken, Prozesse Amadys, die entscheidend dazu beitragen, den Glasfaserausbau auf die Überholspur zu bringen, sind beide Ausbauwege von gleich hoher Bedeutung: Sie können in kurzer Zeit das gesamte Material und die notwendigen Services für den Ausbau von FTTx-Netzen liefern. Doch damit derTrend zu mehr Breitbandausbau anhält, sind wei- tere Anstrengungen und veränderte Prozesse nötig. Davon ist auch Michael Nitz, Sales Director Telecom DACH bei Amadys, überzeugt: „Die Ausbaugeschwindigkeit muss nicht nur aufrechterhalten werden – sie muss deutlich beschleunigt werden. Hier müssen wir veränderte Prozesse, etwa bürokratischer Natur, ebenso in den Blick nehmen wie neue technische Verfahren und Technologien oder das große Thema Human Resources mit dem Punkt Ausbil- dung und Umschulung von Fachkräften.“ Konkret lassen sich vier große Aspekte herauskristallisieren, inwieweit Prozesse und Techniken die Ausbaugeschwindig- keit in den kommenden Monaten weiter vorantreiben können: Abbau bürokratischer Hürden Eine kleinere Stadt wird mit Glasfaser versorgt, ein angrenzendes Wohngebiet hingegen wegen fehlender Profitabilität nicht versorgt. Um Prozesse zu verbessern und die Verfahren der Antragstellung für Förderregionen oder die Genehmigungen für Bauvorhaben zu vereinfachen, ist es entscheidend, das Prozedere zu ändern und die bisher oft herrschende Überbürokrati- sierung abzuschaffen. Zumal Kommunen durch die Einführung der Potenzialanalyse als neue Entscheidungsgrundlage aktuell eher mehr Bürokratie befürchten. Fortschrittliche Techniken Die Hebelpunkte aus technischer Perspek- tive heißen: • mehr standardisierte Produkte; • Verlegung von Glasfaser über Luft; • alternative Verlegetechniken. Länder wie Schweden, aber auch die Nie- derlande oder Belgien sind Deutschland beimAusbau vonGlasfasernetzen geschätzte sieben bis zehn Jahre voraus. Warum? Sie setzen verstärkt auf standardisierte Produkte. In Deutschland bremst oft der Hang zum Perfektionismus die schnelle Umsetzung von Projekten. Konkret heißt das etwa, beim FTTH-Ausbau (beispielsweise) auf einen vorkonfektionierten PoP-Verteiler (Point of Presence) zu setzen und nicht auf individuell gefertigte. Um ein Höchstmaß an Qualität sicherzustellen, ist es entscheidend, auf in Europa standardisierte und zertifizierte Pro- dukte zurückgreifen zu können. Zugleich lassen sich so auch eventuelle Lieferengpässe umgehen und die benötigtenKomponenten leichter beschaffen. Auch bislang eher „unkonventio- nelle“ Verlegemethoden, wie das Verlegen von Glasfaser über die Luft, sollten für bestimmte Einsatzfälle wie ländliche Regio- nen, aber auch für Ballungszentren geprüft werden: In einigen Regionen der Nieder- lande und in Japan funktioniert diese sog. SkyWrap-Technik bereits einwandfrei. Bei demVerfahren wird eine Glasfaserkabelrolle auf einem bestehenden Freileitungskabel von einem Mast zum nächsten gezogen. Dabei wickelt es sich spiralförmig um den Phasenleiter. Der Vorteil: Die Glasfaser lässt sich auch dort ausrollen, wo eine Verlegung im Boden nicht oder nur schwer möglich ist. Auch das Trenching-Verfahren sollten Netzbetreiber stärker als bisher als alternative Verlegetechnik in Betracht ziehen. Hierbei wird anstelle eines in Handschachtung oder mit einem Bagger erstellten Grabens ein schmaler Schlitz in eine Straßendecke, einen Asphaltgeh- oder -radweg oder auch in eine nicht befestigte Oberfläche gefräst, um Leerrohre für die Glasfaserkabel zu verlegen. Nach Verlegen der Rohrleitungenwerden diese Schlitze mit Füllmasse verschlossen. DasTrenching-Ver- fahren bietet eine schnelle und effiziente Möglichkeit, Glasfaser zu verlegen, trotz des einen oder anderen Nachteils, wie der Gefahr der Beschädigung der Glasfaser, etwa bei Straßenbauarbeiten oder imSommer bei weichemAsphalt durch das Durchdrücken von Lkw-Reifen. Human Resources Der Fachkräftemangel ist die eklatanteste Herausforderung, vor der die Branche steht. Denn das Spleißen von Glasfasern – bei- spielsweise – erfordert besondere Erfahrung und auch Gespür für das empfindliche Material Glasfaser und seine Verarbeitung. Neben Genauigkeit sind vor allem Sau- berkeit, Fingerspitzengefühl und Aspekte der Arbeitssicherheit gefragt. Spezifisches Know-how ist auch beimVerlegen vonGlas- faserrohren im Erdreich mithilfe spezieller Bohr- und Verlegetechniken gefordert. Natürlich kann es inZukunft auch zunehmend zu Materialmangel kommen. Lieferengpässe können die ehrgeizigen Aus- baupläne bremsen. Umso wichtiger ist es, dass Verantwortliche im FTTx-Ausbau, wie etwa Systemintegratoren, ihre über die Jahre gesammelten Erfahrungswerte mit einbringen, idealerweise auch aus Projekten europäischer Nachbarländer. Zudem soll- ten sie sich gut aufstellen – mit qualitativ hochwertigemMaterial an diversen Lager- Michael Nitz In Private-Equity-Kreisen ist Deutschland das Glas- faserland Europas. Nach dem vermehrten Einstieg von Private-Equity-Unternehmen in den deutschen Markt wird 2023 der Glasfaserausbau beschleunigt.

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