NET 3/2021

3 www.net-im-web.de ED I TOR I A L Es ist Sitte, liebe Leserinnen und Leser, bei Jahres- tagen zurückzublicken, Resümes zu ziehen, Erfah- rungen auszuwerten. Derzeit „begehen“ wir gerade das zweifelhafte Jubiläum ein Jahr Corona. Ich selbst hätte vor einem Jahr nicht gedacht, dass uns dieses Virus auch jetzt noch so arg beschäftigt und unser aller Leben beeinflusst. Je nach Herangehensweise hat es uns unsere Grenzen aufgezeigt oder neue Chancen eröffnet. Auf alle Fälle wissenwir nun deutlicher als noch vor einem Jahr, wo in der Ver- gangenheit Versäumnisse lagen. Und derer gibt es reichlich. Ichmöchte hier jetzt nicht wieder von dem immer noch nicht vorhandenen flächendeckenden Breitbandinternet anfangen, das aber die Grundlage für so vieles andere wäre. Großer Gewinner ist, wenn man das so sagen kann, die Digitalisierung. Sie hat sich in der Krise bewährt und denMenschen undUnternehmen die Augen dafür geöffnet, wie sie von ihr profitieren können. So gaben einer Bitkom-Studie zufolge 60% der befragten Bürger an, dass sie dank digitaler Techniken bei der Arbeit, z.B. im Homeoffice, besser durchs Jahr gekommen sind. Das bestätigt auch der D21-Digital-Index 2020/2021, der jährlichmisst, wie stark die deutsche Gesellschaft den digitalenWandel adaptiert. Danach erreicht der Digitalisierungsgrad der Bevölkerung einen neuenHöchststand, verschoben sich doch viele private und berufliche Aktivitäten in den digitalen Raum. „Die deutsche Gesellschaft ist digitaler als je zuvor“, wird konstatiert, jedoch profitieren wie immer nicht alle gleichermaßen von der Vorteilen. Die digitale Spaltung bleibe eine Herausforderung, heißt es. Insbesondere Ältere, niedrig Gebildete, Geringverdiener und Nichtberufstätige könnten bei dem digitalenWandel noch nicht so mithalten. Digitale Baustellen gibt es zur Genüge, an- gefangen beimBildungswesen – eine digitale Brache sondergleichen – über das Gesundheitswesen bis hin zur öffentlichen Verwaltung. Eine andere ist die digitale Souveränität. Laut einer Bitkom-Befragung sind 95 % der befragten Unternehmen der Ansicht, dass Deutschland vermehrt seine eigenen techno- logischen Fähigkeiten ausbauen sollte. Deutschland gilt unter ihnen, und gerade die letzten Jahre haben dies eindeutig gezeigt, als besonders abhängig von digitalen Importen, insbesondere bei der IKT-Hard- ware und der 5G-Technik. Leider ist aber auch die Skepsis groß, dass der Digitalisierungsschub von Dauer sein wird. Ins- besondere bei der öffentlichen Verwaltung rechnen 53 % der befragten Bürger damit, dass die Ämter und Behörden nach der Pandemie das Digitalisie- rungsrad wieder zurückdrehen werden. Doch auch in der Politik scheint man nun die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Kurz vor Redaktionsschluss meldeten das BMWI und die Freie und Hansestadt Hamburg die Unterzeichnung eines Verwaltungs- abkommens, das den Weg für die Entwicklung innovativer Onlineangebote für Selbstständige und Unternehmen freimacht. Die Lösungen sollen bis 2022 verfügbar sein und möglichst flächendeckend über alle Bundesländer ausgerollt werden. Ein guter Ansatz allemal, findet Ihre Brigitte Kasper brigitte.kasper@NET-im-web.de Vitamin D wie Digitalisierung 03/21

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