NET 3 2022
3 www.net-im-web.de ED I TOR I A L Fassungslos höre und sehe ich jeden Tag seit dem 22. Februar dieses Jahres die Nachrichten aus der Ukraine, so wie Sie, liebe Leserinnen und Leser, sicher auch. Aufgewachsen in einer Zeit des sogenannten kalten Krieges, die trotzdem eine der längsten Frie- densphasen auf unserem Kontinent war, konnte ich mir partout nicht mehr vorstellen, dass man heutzutage so mir nichts dir nichts wieder versucht, in Europa per Waffengewalt territoria- le Auseinandersetzun- gen vom Zaun zu brechen und sie dann per Waffen- gewalt lösen zu wollen. Stabilität kann trügerisch sein. Mittlerweile wird es auch jedem klar ge- worden sein, dass dieser Krieg uns nicht unbeeinflusst lässt. Kann man „glücklicherweise“ sagen, wenn unsereins nicht zu den Weisen gehört, denen sich die Konsequenzen einer solchen Auseinandersetzung von vornherein und vollumfänglich erschließen? Die internationalen Börsen, der Energiemarkt, die Inflation, die Weizenpreise und vieles mehr – all dies sind fragile Gebilde, die sofort in die eine oder andere Richtung ausschlagen und unser Leben, ob wir es wollen oder nicht, in Mithaftung nehmen. Die ersten Auswirkungen und Reaktionen sind auch schon bei uns in der Gesellschaft und ebenso in der Branche zu spüren. Waren wir gestern noch froh, dass die Corona-Zeit bisher so halbwegs glimpflich an uns vorbeigegangen ist und sich die Branche hoffnungsvoll in Richtung „Vor Corona“ bewegt, so sehen wir uns wieder neuen ungewissen Verwerfungen gegenüber. Und natürlich rückt mit der Ukraine-Krise auch das Internet als möglicher Kriegsschauplatz ins Bewusstsein. Anfang März urteilte der Bitkom zwar noch, dass „der digitale Raum in den ersten Tagen des russischen Angriffskriegs nur eine nachgelagerte Rolle spielte“. Aber: „Mit zunehmender Kriegsdauer könnte sich dies wieder ändern, und das kann un- mittelbare Konsequenzen für Deutschland und seine Wirtschaft haben“, erklärt Bitkom-Sicherheitsexperte Sebastian Artz. Es sei daher volle Aufmerksamkeit und größtmöglicheWachsamkeit aller Unternehmen, Organisationen und staatlichen Stellen geboten. Zu den fünf Hinweisen, die der Bitkom angesichts dieser Situation formulierte, gehörte dann auch, dass Unternehmen ihre Schutzmaßnahmen insgesamt verstärken undNotfallpläne erstellt werden müssen. Betriebssysteme und Software müssen auf dem aktuellen Stand sein, Sicherheitsupdates sind zügig einzuspielen. Ebenso sollten, da die Sicher- heitslage hochdynamisch sei und sich von Tag zu Tag ändern könne, dieMeldungen von Behörden wie dem Bundesamt für Sicherheit in der Informations- technik (BSI) sowie der Allianz für Cybersicherheit (ACS) stets beobachtet werden. Das BSI wies übrigens am 4. März darauf hin, dass sich nun auch erste Phishing-Mails mit Bezug zum Ukraine-Krieg auf Deutsch im Umlauf befänden. Es war zwar zu erwarten, ich bin trotzdem jedes Mal ob solcher Skrupel-, Verantwortungs- und Herzlosigkeit aus reiner Geldgier erschüttert. Ihre Brigitte Kasper brigitte.kasper@NET-im-web.de Hört das denn nie auf? 3/22
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