NET 3 2022
39 www.net-im-web.de 3/22 Modernisierung des Universaldienstes im TKG 2021 Viel Aufwand, wenig Ertrag NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E Univ.-Prof. Dr. Torsten J. Gerpott leitet den Lehrstuhl für Unternehmens- und Technologieplanung an der Mercator School of Management Duisburg der Universität Duisburg-Essen Torsten J. Gerpott Die am 1. Dezember 2021 in Kraft getretene Novelle des Telekom- munikationsgesetzes (TKG) schafft für private Haushalte und Unter- nehmen einen direkten Anspruch auf Versorgung mit schnellem Internet an ihrem Hauptwohnsitz oder ihren Geschäftsorten. Der- zeit wird darum gerungen, welche Mindestqualitätsanforderungen von einem schnellen Internetanschluss als Universaldienst erfüllt werden sollten. Diese Debatte geht aber am Kernproblem der Regulierung von Universaldiensten vorbei. Politiker und Wissen- schaftler sind sich einig darin, dass die Nutzung von schnellen Internetzugängen durch private Haushalte, Wirtschaft und Staat eine unverzichtbare Voraussetzung für ge- sellschaftliche Teilhabe und positive wirt- schaftliche Entwicklungen in Deutschland ist. Dennoch gibt es aktuell immer noch Regionen, in denen keinTelekommunika- tionsnetz vorhanden ist, um Endnutzern einen schnellen Internetzugangsdienst (SIZ) anbieten zu können. Die Wahrscheinlich- keit der Verfügbarkeit eines SIZ-Angebots steigt mit der Bevölkerungsdichte einer Region, da die Amortisationschancen für Investitionen in Breitbandnetze umso höher ausfallen, je mehr Menschen und Unter- nehmen sich pro km2 in einem Gebiet angesiedelt haben. Versorgungslücken Wenn man Versorgungslücken beziffern will, hängt das Ergebnis davon ab, welche Mindestausprägungen von Leistungsmerk- malen eines Netzanschlusses man ansetzt, um einen SIZ abzugrenzen. Aus demBreit- bandatlas des Bundesministeriums für Di- gitales und Verkehr lässt sich ableiten, dass Anfang 2022 inDeutschland etwa 0,4Mio. private Haushalte an ihrem Hauptwohn- sitz nicht die Möglichkeit hatten, einen Internetanschluss mit einer minimalen Empfangsdatenrate von 16 Mbit/s zu be- ziehen. Setzt man die Untergrenze für die Download-Geschwindigkeit eines SIZ auf 30 Mbit/s hoch, dann belief sich die Versorgungslücke Anfang 2022 auf rund 1,5 Mio. Privathaushalte. Nach einer im Dezember 2021 veröffentlichte n Studie des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen (https://www.bundesnetz - agentur.de/SharedDocs/Downloads/DE/ Sachgebiete/Telekommunikation/Unter- nehmen_Institutionen/Grundversorgung/ Es gibt immer noch Regionen, in denen Endnutzer keinen schnellen Internetzugang erhalten. Die Wahrscheinlichkeit der Verfügbarkeit eines SIZ-Angebots steigt mit der Bevöl- kerungsdichte einer Region (Foto: methodshop, pixabay)
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