NET 3 2022
42 www.net-im-web.de 3/22 NE T ZB E TRE I B ER UND - D I ENS T E Rainer Bücken Das Thema Glasfaser steht bei der Deutschen Telekom hoch im Kurs. Es wird gebaut, was das Zeug hält und die Bautrupps gerade noch bewältigen. Doch dieser Para- digmenwechsel kommt für viele zu spät, die Kannibalisierung des Breitbandbedarfs durch Vectoring und Supervectoring ist weit, zu weit fortgeschritten. Und längst noch nicht ausgestanden. Immer- hin – Timotheus Höttges, Vor- standsvorsitzender der Deutschen Telekom, hat sein Lieblingsthema gefunden: der Glasfaserausbau. „Darauf haben wir im vergan- genen Jahr ein ganz besonderes Augenmerk gelegt. Nach dem Abschluss von Vectoring und Supervectoring liegt unser Fokus jetzt ausschließlich auf FTTH“, berichtete er während der kürzlich stattgefundenen Bilanzpressekon- ferenz für das Jahr 2021. Doch so ganz stimmt das nicht. Bundesweit feiert die VDSL-Technik mit maxi- mal 250 Mbit/s bei der Telekom immer noch fröhlich Urständ. Rainer Bücken ist freier Journalist in Berlin Akzeptanz der Glasfaser könnte besser sein Produktvorteile dominieren noch nicht das Anschaffungsverhalten Das Ziel, FTTH für alle Haushalte und alle Unter- nehmen in Deutschland, soll bis 2030 realisiert sein und allein der Telekom mehr als 30 Mrd. € kosten. Weil dieser Plan recht ambitioniert ist, werden neue, ungewöhnlicheWege beschritten. „Wir haben mit dem australischen Partner IFM Investors das Gemeinschaftsunternehmen Glasfaserplus gegründet, das Joint Venture soll bis 2028 4Mio. Haushalte im ländlichen Raum mit FTTH versorgen. Dazu kommt der geplante Eigenausbau von 8 Mio. Haus- halten, dann sind wir schon bei insgesamt 12 Mio. Haushalten, die wir als Deutsche Telekom bestücken werden.“ In diesem Jahr will die Telekom selbst – wie erwähnt – über 2 Mio. FTTH- Anschlüsse bauen, und dann Jahr für Jahr 2,5 Mio. Das nächste Etappenziel dürfte 2024 erreicht sein – mit 10Mio. FTTH-An- schlüssen, erklärt Srini Gopalan, Vorstands- mitglied Deutsche Telekom und Sprecher der GeschäftsführungTelekomDeutschland während des Netzetags imDezember 2021. Und weiter: „Auch bei den Gewerbegebieten machenwir Fortschritte. 350Gewerbegebiete haben wir 2021 ans Glasfasernetz ange- schlossen.“ Gigabitleitungen sind für viele Unternehmen überlebenswichtig. Davon hat allein die Telekom im vergangenen Jahr mehr als 70.000 km verlegt, wodurch sich das Netz auf heute 650.000 km vergrößert. Mitentscheidend für das schnelle Vorankommen ist die sog. letzte Meile, um die Glasfaser nicht nur in dieHäuser, sondern auch in die Wohnungen zu bringen. „Im Durchschnitt liegt die Strecke pro Haushalt zwischen 200 bis 400 m“, erklärt Gopalan. Mit den Service-Cars – durch Fraunhofer mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgerüstet – werden Straßen für die Verlegung auto- matisiert vermessen. Über 60.000 kmwerden 2021 abgefahren, viermal mehr als ein Jahr zuvor. Die Telekom baut ihr Glasfasernetz heftig aus. Allerdings ist die Akzeptanz bei den Kunden mit 30 % noch nicht auf der Zielgeraden, da an vielen Orten VDSL-Vectoring und HFC-Netze verfügbar sind (Fotos: Deutsche Telekom)
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