NET 3 2022

44 www.net-im-web.de 3/22 wobei die Wettbewerber dazu 4,3 Mio. und die Telekom 3,2 Mio. beigetragen hätten. Doch „aktiv“ genutzt werden derzeit – wie erwähnt – nur gut 2,5 Mio. Daneben gibt es 8,8 Mio. HFC- und 25,4 Mio. genutzte (V)DSL-Anschlüsse sowie rund 100.000 BWA- (Broadband Wireless Access) und Satellitenverbindungen, so dass insgesamt 36,8Mio. aktive Breitbandanschlüsse heraus- kommen. Allerdings – nur rund 1 Mio. Kunden nutzen die Gigabitvariante. Daher heißt es im Gutachten der Monopolkommission: „Der Anteil tatsäch- lich vermarkteter Anschlüsse stagniert jedoch seit Jahren bei etwa 30%. Die relativ geringe Nachfrage nach FTTB/H-Anschlüssen ist un- ter anderem auf den hohen Versorgungsgrad mit bestehenden leistungsfähigen Infrastruk- turen (VDSL-Vectoring und HFC-Netze) zurückzuführen. Dafür, dass Endnutzerinnen und Endnutzer mit bestehenden leistungsfä- higen Anschlüssen nur zögerlich auf Glasfaser umsteigen, spricht, dass die Wettbewerber (in der Regel ohne bereits bestehende Infra- strukturen) mit einer Nachfrage von ca. 1,5 Mio. Glasfaseranschlüssen einen höheren Vermarktungsanteil von etwa 40 % auf- weisen, während die Deutsche Telekom AG knapp unter 30% liegt. Für die kommenden Jahre ist aufgrund steigender Daten- undGe- schwindigkeitsanforderungen von Diensten und Anwendungen, z.B. Videostreaming in 4K-oder 8K-Qualität, und einer zunehmen- denVerfügbarkeit von FTTB/H-Anschlüssen auch mit einer steigenden Take-up-Rate zu rechnen.“ Und Jürgen Kühling, Vorsitzen- der der Kommission, ergänzt: „Tatsächlich haben wir bei der Glasfaserversorgung eher ein Take-up-Problem. Es ist so, dass nur 30 % der verfügbaren Glasfaseranschlüsse tatsächlich genutzt werden. Wir haben also eher das Problem, dass die vorhandenen Infrastrukturen nicht genutzt werden, als dass wir nur ein Problem haben, die Infra- strukturen weiter voranzutreiben.“ Übrigens: 2014 liegt die Take-up-Rate noch bei 25,8 % - der Zugewinn lässt hoffen. Während derTelekom-Bilanzpres- sekonferenz durch NET auf diese Probleme angesprochen, erklärt Höttges: „Wir haben ein großes Schwerpunktthema in meinem Bereich, wie wir im Prinzip eine höhere Auslastung in unseremGlasfasernetz erzielen können; und das wird ein Schwerpunkt der Diskussion in diesem Jahr sein.“ So sollen Vorvermarktungs- und Nachverdichtungs- quote erhöht werden. Auch sollen über Ko- operationen verschiedene Distributionsstruk- turen auf der gleichen Infrastruktur arbeiten, Glasfaser Nordwest ist ein Stichwort. Zudem soll mit Whole-Sale-Kollegen die Migration aus demKupfer- ins Glasfasernetz beschleu- nigt werden. Dann Höttges zur NET: „Wissen Sie, irgendwo ist mir egal, was die Bundesnetz- agentur, dieMonopolkommission über Kun- den sagen. Das einzige, was mich interessiert ist, wie der Kunde reagiert.“ DurchVectoring und Supervectoring sei Deutschland „durch diese Krise digital gekommen wie kaum ein anderes Land“. Zudem hätte die Deutsche Telekom in ihrer Festnetzinfrastruktur keinen einzigen großen Netzabbruch gehabt. Auch würde die Zukunft gebaut – zu enorm hohen Kosten. „Wir investierenmomentanmit Mit- teln, die wir uns aus den USA verschaffen“, so der Telekom-Chef. Doch der Ausbau sei kein Geld-, sondern ein Kapazitätsproblem. „Wir kriegen keine Tiefbaukapazitäten, die Kosten sind ja auch in demUmfeld sehr, sehr hoch.“ Schließlich seien Kunden bereit, sich für 100Mbit/s oder auch 250Mbit/s in ihrem Vectoring- oder Kupferumfeld upgraden zu lassen, nicht aber 10 € mehr für einen Giga- bitanschluss zu zahlen. „Die Auslastung des Netzes für Glasfaser liegt momentan bei 20%. Das ist zu wenig, aber trotzdem werden wir bauen – auch mit dem Risiko, dass die Kapitalkosten erst mal noch nicht zurück verdient werden können. Wir wissen genau, irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo der Kunde sagen wird: ‚Jetzt bin ich überzeugt, jetzt brauche ich für Videokommunikation, für 8K-Videos oder was auch immer eine schnellere Internetverbindung. Und dann ist die Deutsche Telekom präsent. Der Kunde muss entscheiden, ob er wirklich Glasfaser kauft.“ Dann geht es noch um die Auf- hebung der Trennung von gewerblichen und privaten Kunden – insbesondere beim geförderten Ausbau. Dieses Thema könnte ebenfalls auf die Tagesordnung kommen. Für Höttges „haben gewerbliche Kunden deutlich andere Ansprüche an einen An- schluss als private Kunden.“ Aber auch: „Das kann ich gerne mal mitnehmen“. Im Bundesministerium fürDigitales undVerkehr (BMDV) scheint man da eine Stellschraube zu erkennen: „Auf Basis des neuen Koali- tionsvertrages wird das bestehende Förder- system derzeit auf den Prüfstand gestellt und eine Gesamtförderstrategie entwickelt“, so eine Sprecherin des BMDV zur NET. Die Telekom macht jetzt Druck, spricht in Pressemeldungen von „letzter Chance auf kostenfreien Hausanschluss“, nennt für Zuspätkommende 799,95 €, die dann „aus eigener Tasche“ zu zahlen wären. Vor allem müsse „eine Genehmigung für die Haus- zuführung erteilt“ und „ein Glasfasertarif gebucht“ sein. „Sonst läuft die Glasfaser lediglich in der Straße am Gebäude vorbei und das wäre schade“, so Christian Stern, Regional-Manager Telekom Deutschland. Timotheus Höttges Die Auslastung des Netzes für Glasfaser liegt mo- mentan bei 20 %. Das ist zu wenig, trotzdem wer- den wir bauen, auch mit dem Risiko, dass die Ka- pitalkosten erst mal nicht zurück verdient werden. Akzeptanz der Glasfaser könnte besser sein

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