NET 03/2023

43 www.net-im-web.de 3/23 Vier wichtige Trends auch weniger technisch versierte Mitarbeiter in der Lage, Modelle für maschinelles Ler- nen (ML) zu erstellen, zu trainieren und zu nutzen. Und das steigert die Akzeptanz von ML im Unternehmen, was dann wiederum Innovationen vorantreibt und zu besseren Kundenerlebnissen führt. Verstärkte Einsparungen Datengestützte Erkenntnisse können dazu bei- tragen, den Energieverbrauch eines Unterneh- mens zu senken und dasThemaNachhaltigkeit voranzutreiben. Diese Ziele stehen auch in diesem Jahr bei denTelekommunikationsan- bietern ganz oben auf der Agenda. Denn sie sind für einen großen Anteil am weltweiten Energiekonsumund Schadstoffausstoß verant- wortlich: Einer Studie von GSMA Intelligence zufolge entfielen im vergangenen Jahr 15 bis 40 % der Betriebsausgaben der Telekommu- nikationsfirmen weltweit auf den Energiever- brauch –Tendenz weiter steigend. Und bereits 2020 verursachte dieTK-Industrie 2,6 % der weltweiten CO2-Emissionen, wie ein Bericht der ETNO (European Telecommunications Network Operators Association) belegt. Das ist mehr, als die gesamte globale Luftfahrt- industrie im Gesamtjahr ausgestoßen hat. Der Großteil des Energieverbrauchs der Mobilfunknetzbetreiber (60 bis 75 %) entfällt auf Funkzugangsnetze (Radio Access Network – RAN). Aufgrund unregelmäßiger Belastungen durch denDatenverkehr lässt sich ein RAN aber kurzzeitig in den Ruhezustand versetzen. Das bietet dieMöglichkeit, Energie einzusparen – auch bei hohemDatenaufkom- men. So konnte ein australischer Mobilfunk- netzbetreiber seinen Stromverbrauch – ohne Einbußen beim Service – um mehr als 7 % reduzieren. Er stellte einfach an bestimmten Standorten die Leistungsverstärker ab. Daten und KI/ML-gestützte Anwendungen ermög- lichen es zudem, solche Prozesse mithilfe intelligenter Funktionen zu überwachen und zu automatisieren. Auch die Cloud bietet Möglich- keiten, den Energieverbrauch und CO2-Aus- stoß zu senken. Das hat 451 Research, ein Unternehmen von S&P Global Intelligence, in Studien errechnet. Durch die Verlagerung von Arbeitslasten in die AWS-Cloud lässt sich deren CO2-Fußabdruck demnach um fast 80 % reduzieren. Telekommunikationsanbieter wie das schwedische Unternehmen Vilma sowie Spark New Zealand oder DISH setzen bereits verstärkt auf die Cloud und sparen auf diese Weise Energie und CO2 ein. Weiteres Einsparpotenzial bergen Innovationen bei 5G-Prozessoren im 5G- Kern: Wie die Erfahrungen der japanischen Firmen NTT Docomo und NEC zeigen, lässt sich der Energieverbrauch mithilfe neuer Prozessoren umdurchschnittlich 72%gegen- über x86-CPUs senken. Partnerschaften In den USA setzen mittlerweile alle großen Betreiber auf 5G, in Europa sind es derzeit 34 von 50 Ländern. Und im asiatisch-pazifischen Raumhaben nachAngaben derGSMAbislang 14 Anbieter die 5G-Technik implementiert. Das gilt auch für die Endgeräte: Alle aktuellen Modelle gängiger Smartphones unterstützen die neue Mobilfunkgeneration bereits. Trotz- dem konnten die Unternehmen bislang noch keine nennenswerten Zusatzeinnahmen durch 5G erzielen. UmdieMöglichkeiten der neuen Technik voll auszuschöpfen, sind branchen- und funktionsübergreifende Partnerschaften erforderlich. Denn gemeinsam mit Partnern können die TK-Unternehmen schneller 5G- Dienste entwickeln und den Aufbau der Netze vorantreiben. Potenzial bietet vor allemder private Mobilfunk. Schätzungen von IDC zufolge wird der Gesamtmarkt (Total Addressable Market – TAM) für private LTE- und 5G- Mobilfunknetze bis 2026 auf 8,3 Mrd. $ steigen. Damit ist die Akzeptanz allerdings langsamer als ursprünglich angenommen. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass Planung, Aufbau sowie Bereitstellung und Verwaltung eines privaten Netzes kost- spieliger und komplexer sind als gedacht. Telekommunikationsunternehmen, die sich mit Partnern zusammenschließen, könnten die 5G-Akzeptanz damit deutlich steigern. Dass das funktionieren kann, zeigt die Part- nerschaft von Verizon und Vodafone im Edge-Bereich. Telcos werden zu „Tech-Cos“ Ein weitererTrend, der für dieses Jahr in der Telekommunikationsbranche zu erwarten ist: Die Anbieter wandeln sich verstärkt zu „Tech-Cos“. Das heißt, sie setzen auf neue Formen von Kundenbeziehungen und innovative Geschäftsmodelle, um ihren Umsatz zu erhöhen. Dieser Wandel findet in zwei Be- reichen statt: Auf der einen Seite bieten die TK-Firmen neben Konnektivität auch zunehmend digitale Dienste an, um ihre Kunden stärker an sich zu binden. Das südkoreanische Unternehmen SKTelecom zum Beispiel setzt zu diesem Zweck KI ein. Und die Swisscom bietet Cloud-Schu- lungen für Mitarbeiter aus technischen und kaufmännischen Bereichen an, um die Kundenberatung und -betreuung zu verbessern. Auf der anderen Seite werden einige Telekommunikationsunternehmen ihren Betrieb umstellen, um ihr Netz auch als Plattformnutzen zu können. EinMVNO (Mobile Virtual NetworkOperator) arbeitet bereits ab 10.000 Abonnenten profitabel. Das Geschäftsmodell bietetTelcos dieMög- lichkeit, die Kosten des Netzausbaus wieder hereinzuholen. Um auf die kommenden Entwicklungen vorbereitet zu sein, solltenTelekommunika- tionsanbieter inMitarbeiterschulungen und hoch engagierte Führungskräfte investieren. Denn wer den bevorstehenden Wandel erfolgreich vollzieht, ist besser positioniert für neuesWachstumund Innovationen.Wir hoffen, dass wir in diesem Jahr eng mit den TK-Anbietern zusammenarbeiten werden, um sie bei den anstehenden Veränderungen unterstützen zu können.

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