NET 3/2024
16 www.net-im-web.de 03/24 Kommunikation ohne (Organisations-)Grenzen ver-zu-Server-Kommunikation. Zudem unterstützenmoderneMessaging-Dienste zahlreiche Funktionen, darunter beispiels- weise Zustellungsbenachrichtigungen, Le- sebestätigungen, Antworten, Reaktionen und Präsenz. Hier soll MIMI einen erwei- terbaren Basissatz von Messaging-Funk- tionen sowie ein Inhaltsformat erhalten, das die interoperable Implementierung dieses Funktionssatzes ermöglicht und auch bei Ende-zu-Ende-Verschlüsselung verwendbar ist. Die Dauer des gesamten Stan- dardisierungsprozesses ist derzeit noch unklar. Sollte die Standardisierung bei MIMI also genauso lange dauern wie etwa beim TI-Messenger? Wohl kaum! Was bei MIMI anders ist Im Unterschied zu anderen Standards scheint MIMI beste Aussichten zu ha- ben, sich zu etablieren. Nicht nur, dass ihr Organisator IETF, ein freiwilliger Zusammenschluss aus IT-Experten, Her- stellern und Anwendern, in den letzten Jahrzehnten bereits die relevantesten Internetstandards definiert hat. Auch in der Europäischen Union sindMIMI und MLS bereitsThema, imZusammenhang mit digitaler Souveränität sowie dem Aufbrechen vonMonopolstellungen und Anbietersilos. Immer mehr Hersteller – darunter auch jene, die auf Matrix- Basis arbeiten – beteiligen sich, und sie alle arbeiten mit Hochdruck amMIMI- Standard. Der für 2024 geplante Launch ist daher durchaus als realistisch einzu- schätzen, und durch die breite Unter- stützung, die zahlreiche Anbieter dem neuen MLS-Protokoll von Anfang an gewähren, könnte sichMIMI erfolgreich etablieren. Fazit: Das Warten lohnt sich Mit MIMI wäre dann tatsächlich der Standard imMessaging-Markt verfügbar, den viele so lange vermisst haben. Ein sol- cher würde nicht nur appübergreifend ein nahtloses Benutzererlebnis ermöglichen, sondern auch die Trennung zwischen Plattformen aufheben, Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern oderMonopolen stark reduzieren und Anwendern die ab- solute Kontrolle über die eigenen Daten geben. Zudem lassen sich durch einen Standard für Interoperabilität einheitliche, stärkere Sicherheits- und Datenschutz- niveaus herstellen und auch europäische Gesetze rund umDatenschutz, Sicherheit und Compliance besser erfüllen. Deswegen ist zu erwarten, dass nicht nur die EU-Kommission auf einen Standard für die Messenger-Kommuni- kation setzen wird, sondern auch andere Institutionen und Behörden in den ver- schiedenen EU-Ländern, beispielsweise das Bundesamt für Sicherheit in der In- formationstechnik (BSI) oder der Bundes- beauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI). Sie alle wer- den wahrscheinlich die gleichen Vorteile sehen. Daher ist davon auszugehen, dass noch viele andere einen solchen Standard empfehlen bzw. von den Anbietern Kom- patibilität fordern werden. Organisationen sollten daher nicht unnötig Zeit in die Entwicklung eigener Standards investieren oder gar eigene Messenger entwickeln. Viel zu aufwendig wären die notwendigen Kurskorrekturen, wennMIMI tatsächlich kommt – und danach sieht es aus. Besonders Gesundheits-, Blaulicht- und Sicherheitsbehörden profitieren von einer übergreifenden Kommunikation dank Interoperabilität der Messenger (Bilder: Teamwire) Die Rolle des EU Digital Markets Act Der DMA verpflichtet aktuell 22 Plattformdienste, darunter Amazon, Apple, Google, Meta und Micro- soft, dazu, ihre Daten mit ihren Wettbewerbern zu teilen und für die Interoperabilität ihrer Dienste zu sorgen. Mit dem DMA will die EU-Kommission also die Monopole der amerikanischen Gatekeeper aufbrechen. Hier spielt die Interoperabilität von Messengern und Kommunikationslösungen eine er- hebliche Rolle: Wenn beispielsweise Messenger (wie schon die E-Mail-Anbieter) interoperabel wären, würde es kein Monopol von Whatsapp mehr geben, weil Nutzer auch andere Messenger-Apps ihrer Wahl verwenden und trotzdem mit allen Kontakten kom- munizieren könnten. Monopole und Abhängigkeiten von Nutzern wären Geschichte.
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