NET 04/2021

3 www.net-im-web.de ED I TOR I A L Keine Woche vergeht, liebe Leserinnen und Leser, in der uns nicht eine Meldung aus dem Bereich des Cybercrime die Verwundbarkeit unserer Ge- sellschaft und Wirtschaft vor Augen führt. Die Ursachen können vielfältig sein, die Ergebnisse sind meist beängstigend. Sei es beispielsweise die Attacke von Hackern im US-Bundesstaat Kaliforniern, in deren Verlauf sie kurzzeitig die Kontrolle über die Trinkwasseraufberei- tung eines Wasserwer- kes übernommen hatten und damit anfingen, die Zusammensetzung desWassers zu verändern. Oder der verheerende Brand in einem Rechenzentrum eines Cloud Providers AnfangMärz, bei dem12.000 Server völlig zerstört wurden und die Daten zahl- reicher Firmen undOrganisatoren unwiderbringlich verloren gingen. Oder die Sicherheitslücke in der Software Safeplay fürTest- und Impfzentren, die inÖsterreich und Deutschland eingesetzt wird. „Durch einfache Veränderung der URL konnten registrierte Nutzer auf Corona-Testergebnisse und persönliche Daten anderer Anwender zugreifen. Betroffen waren laut CCC (Chaos Computer Club, die Red.) 136.000 Testergebnisse und Daten von mehr als 80.000 Personen“, kann man auf heise.de lesen. Oder der Zwischenfall bei Verkada Inc., als es Kriminellen gelang, sich Zugang zu den Netzen und damit den Überwachungskameras einiger Kunden von Verkada, z.B. des Automobilherstellers Tesla, des Web-Security-Anbieters Cloudflare sowie öffent- licher Einrichtungen, darunter Krankenhäuser, Polizeiwachen, Schulen und Gefängnisse, über den unter anderem Check Point berichtete. Wer hätte das vor 50 Jahren gedacht, als Mitte März 1971 mit Creeper der erste Computervirus seine Runden drehte. Dabei war er nicht einmal als solcher vorgesehen, er war lediglich als experi- mentelles, selbstreplizierendes Programm konzipiert und richtete auf den von ihm befallenen Systemen nur wenig Schaden an. Das kannman von den heutigen Angriffen nicht mehr sagen. Laut einer Onlineumfrage des unabhängigen Marktforschungsinstituts Vanson Bourne imAuftrag vonTrendMicro machten mehr als drei Fünftel (61 %) der produzierenden Unter- nehmen bereits Erfahrungen mit Cybervorfällen, von denen die meisten (75 %) zu Systemausfällen führten. Mehr als zwei Fünftel (43 %) gaben an, dass die Ausfälle länger als vier Tage andauerten. Wenn es doch so einfach mit dem Impfen wäre. Es ist zwar recht selten, „dass wir eine völlig neue Methode der Vireninfektion oder -übertra- gung sehen“, konstatiert Greg Day, Vicepresident und CSO, EMEA bei Palo Alto Networks. Aber Cyberkriminalität sei wie Mode, „Trends wieder- holen sich mit einem neuen Spin.“ Übrigens: Im Falle des Wasserwerkes in Florida war es der oft gescholtene Faktor Mensch, also ein Mit- arbeiter, der den Angriff rechtzeitig erkannte, sofort Gegenmaßnahmen ergriff und damit Schlimmeres verhinderte. In diesemSinne, liebe Leserinnen und Leser, bleiben Sie wachsam und gesund, in jeder Hinsicht, Ihre Brigitte Kasper brigitte.kasper@NET-im-web.de Es bleibt kritisch 04/21

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