NET 04/2021

47 www.net-im-web.de 04/21 verkabelung ist noch nicht die Rede. So ist noch unklar, wie eine Ausdehnung über die vier Berliner Glasfaserausbaugebiete hinaus in alle 12 Bezirke der Hauptstadt erfolgen soll. Nur einige Zielpunkte werden genannt, eben dieMarke 600.000 bis Ende 2025 und 1 Mio. bis 2030. Dabei gibt es in Berlin über 2 Mio. Haushalte. Vielleicht hilft ja ein Blick ins Berliner Breitband Portal. Das weist für das Hansaviertel gerade eine Be- darfsmeldung aus, für denNachbarstadtteil Südliches Moabit sind es 16 … Ähnlich unklar sind dieMaßnah- men in weiterenMetropolen. DieTelekom behauptet zwar, Menschen und Unter- nehmen in Deutschland würden jetzt die schnellste Breitbandtechnik bekommen, doch gilt das nur für ausgewiesene Ausbau- gebiete. In allen Ausbaugebieten werden – wieder mal – schnellere Genehmigungs- verfahren und alternative Verlegemethoden angemahnt – einschließlich Wegfall der Begehungen. Durch weitgehende Nutzung von Leerrohren – für FTTC gelegt – sollen Baumaßnahmen begrenzt werden. Bürgerinitiativen machen Dampf Dass glasfaserausbauende Unternehmen häufig Schwierigkeitenmit der Vorvermark- tung haben, ist ein altbekanntes Problem. So haben sich erste Bürgerinitiativen gebildet, um möglichst viele Bewohner für den Ab- schluss eines Glasfaservertrages zu bewegen. Ein Beispiel ist „Glasfaser für Leonberg“: In den Gebieten Kernstadt und Eltlingen haben sich elf Tage vor Ende der Vorver- marktung über 2.700 der 11.700Haushalte für einen kostenlosenGlasfaseranschluss der Deutschen Telekom registriert. In Ramtel und Warmbronn mit 5.700 Haushalten haben rund 2.100Haushalte bestellt, 1.500 hätten ausgereicht. Es gibt inzwischen viele weitere Projekte. So plant die Deutsche Glasfaser im Saarland mit über 300.000 Glasfaser- anschlüssen. Das sind etwa zwei Drittel aller Haushalte des kleinsten Flächenlandes der Bundesrepublik mit seinen knapp 1 Mio. Menschen. Laut Ministerpräsident Tobias Hans soll das Saarland zur digitalen Modellregion in Deutschland werden. Mit der saarländischen Unternehmenstochter Inexio sollen über 500 Mio. € investiert werden. Für den Bonner Norden will die Telekom bis Ende 2021 rund 12.300Woh- nungen FTTH-mäßig versorgen. Bonn soll in punkto Infrastruktur zur bundesweiten Vorzeigestadt werden, soTimotheus Hött- ges am 15. Juli vergangenen Jahres. Und in Schleswig-Holstein ist das vom Zweck- verband für Breitbandversorgung imKreis Plön (ZVBKP) ausgebaute Netz für über 12.000 Haushalte fertig. Fast 70 % aller Haushalte der 46Zweckverbandsgemeinden haben sich imZuge der Vorvermarktung für einen Anschluss entschieden. In der Stadt Plön bauen hingegen die Stadtwerke selbst aus, nachdem sich über 50%der Haushalte für einen kostenlosen Breitbandanschluss entschieden haben. Dass vor kurzem die Bewohner der Weinbaugemeinde Niederkirchen in Rheinland-Pfalz eine Vorvermarktungs- quote von 75 bis 80 % für ihre 2.400 Ein- wohner erreichen, zeigt, dass es auch anders geht. Keine konkurrierende Infrastruktur, persönliche Ansprache und Anschreiben durch Bürgermeister Stefan Stähly sowie Ministerpräsidentin Malu Dreyer. In Heidelberg wird auch gebaut – durch die Deutsche Telekom. Bis Mit- te dieses Jahres sollen 52.000 Haushalte „schnelle Bits“ erhalten, die meisten noch auf Basis von Supervectoring. Im Stadtteil Neuenheim soll die Glasfaser doch bis in die Wohnungen gelegt werden. „Beim FTTH-Ausbaumüssen wir an jedes Grund- stück bzw. Gebäude graben. Dies würde bedeuten, dass Heidelberg über Jahre eine Großbaustelle wäre. Aus diesem Grund haben sich die Stadt und die Telekomfür diesen gemischten Ausbau entschieden“, erklärt Michael Löttner, Leiter der Tele- kom Technikniederlassung Südwest. Gut möglich, dass er die Erdrakete noch nicht kennt. In Sachsen-Anhalt gibt es denmit 21 TK-Unternehmen und zwei weiteren Partnern (ARGE-Breitband Landkreis Bör- de und Zweckverband Breitband Altmark) gegründeten „Glasfaserpakt Sachsen-An- halt“. Die Deutsche Telekom ist nicht be- teiligt. Bleibt zu hoffen, dass es nicht wieder zu irrwitzigen Überbauungen kommt. Glasfaserkabel werden aus Sicherheitsgründen nicht direkt verlegt, sondern in Schutzrohre mit Druckluft eingeblasen, wie hier beim FTTH-Ausbau durch EWE in Cloppenburg. 3 km am Stück sind möglich (Foto: EWE/Christian Kerber) Paradigmenwechsel

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